Buchillustration der Ermordung Thomas Beckets |
Einen Migrationshintergrund zu haben ist ja heute schick, leider habe ich solches deshalb nicht zu bieten, weil kurzsichtige und machtgierige Politiker aus einer Familie vorwiegend deutschsprachiger aber keineswegs deutsch-national denkender Völker ein "Vaterland" zusammengeschossen und -kartäscht haben, daß nach innen nicht mehr sonderlich souverän und nach außen nicht mehr sonderlich sympathisch war.
Wäre dies nicht geschehen, so wäre ich als Sohn einer friesisch-lutheranischen Oldenburgerin und Untertanin des dänischen Königs (mein liebe Mutter hatte als Kind den Spitznamen "Burgfräulein" weil ihr Vater in einem ehemals dänischen Amtsgebäude als Zollinspektor diente) und eines lutheranischen Untertanen des Königreichs Hannover (und damit eigentlich des englischen Königshauses) in die von häretischen Calvinisten beherrschte Freie Reichsstadt Bremen hineingeboren worden, wonach es mich schließlich in das uniierte Großherzogtum Hessen verschlagen hat.
Ich würde heute als wahrscheinlich britischer Staatsbürger nicht an deutschen Wahlen teilnehmen (ein Glück), dürfte mich andererseits des Mitleids der gesamten linksliberalen Presse gewiß sein, würde von Parteien umworben, die vorgeben, für meine vollen Bürgerrechte zu kämpfen, und hätte in der Grundschule muttersprachlichen Unterricht genießen dürfen. (Plattdütsch, nicht englisch, wohlgemerkt)
Andererseits wäre für mich als nunmehr katholisch-traditionalistischem Briten der heutige Tag ein besonderer Festtag. Bis zur Kalenderreform der 60er Jahre und in England und Wales auch noch im Missale von 1962 war der 29. Dezember ein Fest 1. Klasse, ging also allen anderen Festen vor. Das Fest hat ein eignes Proprium, was seine besondere Bedeutung noch einmal unterstreicht. Bis zu den Kalenderreformen der 60er besaß das Fest in England in der Weihnachtsoktav damit den selben Rang wie die übrigen Märtyrerfeste der Oktav.
Auch in Deutschland war das Fest des Thomas von Canterbury zumindest ein Duplex-Fest, hatte also eine 1. und 2. Vesper. Im deutschen Missale von 1962 war dem Märtyrer Thomas leider nur noch eine Commemoration vergönnt, und dabei ist es auch im nur noch so genannten Schott von heute geblieben.
In meinem oldenburgisch-britischen Vaterland genoß Thomas Becket eine besondere Verehrung. Bei einem Besuch im Friesischen, wo ich fast jeden der großartigen Bauerndome schon einmal besichtigt habe, "stolperte" ich vor einigen Jahren über einen der wenigen noch erhaltenen, Thomas Becket gewidmeten Altäre.
Mit dieser Kirche, der Kirche von Tettens, hat es eine besondere Bewandtnis. Sie ist nämlich so behutsam "lutheranisiert" worden, daß praktisch alles an seinem Platz blieb. Das beeindruckende, spätgotische Sakramentshaus wurde noch 1525 gestiftet, also schon im Zeitalter der Reformation (die vielgeliebte und heute noch verehrte Landesherrin dieser Zeit, Maria von Jever, blieb allerdings schon aus grundsätzlichen und politischen Erwägungen katholisch) und als man in diesem Jahrhundert die Kirche und den Altar renovierte, fand sich im Altar ein kleines Behältnis mit Reliquien, das die lutherische Gemeinde dann auch dort ließ, wo es gefunden wurde, so daß wir hier einen gültig katholisch geweihten und niemals entweihten Altar in einer lutherischen Kirche haben.
Thomas Becket ist mit seinem Kampf für die Freiheit der Kirche von staatlicher Willkür in den 30er Jahren zu einem Symbol geworden. T.S. Eliots Dramatisierung der Ermordung Beckets "Murder in the Cathedral" wurde erstmals 1935 aufgeführt, nach der nationalsozialistischen Machtergreifung, und besaß schon durch die Zeit seiner Aufführung eine antitotalitäre Zielrichtung. 1936 wurde das Theaterstück durch die BBC erstmals ausgestrahlt, 1939 wurde die von dem deutschen Schriftsteller und Anhänger der "Bekennenden Kirche" Rudolf Schröder übersetzte Fassung "Mord im Dom" in der Schweiz erstmals aufgeführt. Die politische Zielrichtung auch dieser Aufführung war eigentlich nicht zu übersehen.
Der anglikanische Christ Eliot profilierte sich mit seinem wohl berühmtesten Stück als Anhänger der "High Church". Daß er ausgerechnet dem von dem Gründer der Anglikanischen Kirche, Heinrich dem VIII, meistgehaßten katholischen Heiligen ein literarisches Denkmal setzte, hat noch eine ganz besondere, eigene Note. Muß man den Staat Heinrichs, der die Kirche seinem Willen unterwarf, als totalitären Staat sehen, dem Staat Hitlers vergleichbar?
Eine Übersetzung des (älteren) Lesetextes zur Matutin des 29. Dezember findet sich hier.
Kurze Antwort ja. Natürlich ist ein Landeskirchliches Regime, und Heinrich der Achte wollte einfach nur immer einen offiziellen für eine eventuell anstehende Hochzeit, niemals faschistisch aber der Hang zur Ordnung, und der totalitäre Staat hat einen Hang zur Ordnung oder aber Schönheit ist allen Regimen eingepflanzt.
AntwortenLöschenIch lebe dann in einem der schrecklichen Krummstabländer, es lebe lang das Heilige römische Reich.
trotz alle dem ein gesegnetes 2013, in Seppenrade war die Franzosen Herrlichkeit vor 200 Jahren vorbei, obs danach besser wurde weiß keiner.
AntwortenLöschen