Samstag, 30. Juni 2012

Deutsche Sissies, italienische Kerle: Machiavelli und der Fußball

Italienische Nationalmannschaft beim Singen der Hymne

Von italienischen Kerlen kann man erwarten, daß sie ihren Machiavelli gelesen haben, oder zumindest, daß er ihnen, wenn sie ihn auch nicht gelesen haben, in Fleisch und Blut übergegangen ist. Was sagt uns nun Machiavelli über Fußball? Eigentlich nichts. Machiavelli sagt uns aber viel über Staatskunst und damit über die Kunst der Kriegführung. Und da Fußball nichts anderes ist als das Ergebnis der Sublimierung kriegerischer Triebe, kann uns Machiavelli vieles über die Kunst des Fußballs sagen.

Was sagt uns nun Machiavelli über die Heeres-Organisation?
Das Heer, mit dem ein Herrscher seinen Staat vereidigt, besteht entweder aus Landeskindern oder aus Söldnern, aus Hilfstruppen oder aus beiden zusammen. Söldner und Hilfstruppen nützen nichts und sind gefährlich. Ein Herrscher, der sich auf Söldner stützt, wird niemals auf festem Boden stehen und sicher sein; denn Söldner sind uneinig, machtgierig, ohne Disziplin und treulos, überheblich gegenüber den Freunden, feig vor dem Feind, ohne Furcht vor Gott, ohne Redlichkeit gegen die Menschen. ... Der Grund hierfür ist der, daß sie sich durch nichts gebunden fühlen und kein anderes Motiv sie im Feld hält als das bißchen Sold, der nicht ausreicht, um sie gerne für sich sterben zu lassen.
Nun bestehen ja Nationalmannschaften generell aus Staatsbürgern. Das gilt auch für die deutsche wie für die italienische. Nicht alle dieser Staatsbürger stammen aus alteingesessenen Familien. Das gilt für den Italiener Mario Balotelli, der ghanaischer Abstammungist, wie für die deutschen Spieler Boateng, Khedira, Podolski und Özil. Doch Balotelli und die deutsche Multikultitruppe unterscheidet ein winzig scheinendes Detail. Am Anfang ist die Hymne, und die singen alle italienischen Männer voller Inbrunst mit. Nicht so Boateng, Khedira Podolski, Özil. Sie bleiben demonstrativ stumm, und kein Offizieller wagt es, sie dafür zu rügen. Sie sind Landeskinder, tragen einen deutschen Paß, verhalten sich aber wie Söldner.

Konnte man mit dieser Truppe ein Fußballspiel gegen Italien gewinnen? Nein, sagt uns Machiavelli. Man sollte dem deutschen Trainer, bevor man ihn rauswirft, eine schön gebundene Ausgabe des "Principe" schenken.

Freitag, 29. Juni 2012

Beschneidungsurteil: Richter, Hippies, Rousseauisten


Henryk Broder hat mal wieder recht: nicht nur Muslime, nicht nur Juden, sondern auch Christen sollten sich vor diesem Urteil fürchten. Auch wenn der Artikel letztlich nur Aufhänger ist, um einen guten Witz zu erzählen, der Anlaß ist ernst. Todernst. Es droht die Machtergreifung einer neuen "gewaltfreien" dabei hochagressiven Staatsreligion grün-rousseauistischer Prägung. Oder genauer gesagt, wir wohnen dieser Machtergreifung bei, sie findet statt, sie rollt über uns hinweg und droht, uns zu begraben.

Eine launige Zwischenbemerkung Broders (eigentlich ist ja alles von Henryk eine launige Zwischenbemerkung) sollte Katholiken übrigens zu denken geben.
Sollte das Kölner Urteil Bbestand haben, wird sich einiges ändern. Die Christen werden aufhören, Neujahr zu feiern, denn dies ist der Tag, an dem Jesus beschnitten wurde. Statt dessen werden progressive Theologen die Frage stellen, ob Maria und Joseph verantwortungsbewusste Eltern waren.
Mit Henryk teile ich eine tiefsitzende Abneigung gegen progressive Theologen, aber davon abgesehen, stelle ich wieder einmal fest, daß der Jude Broder mehr über die katholische Kirche weiß, als die meisten Katholiken.  Denn ist der erste Januar, das Oktavfest von Weihnachten wirklich noch als "Fest der Beschneidung des Herrn" bekannt? In meiner Sammlung alter Messbücher heißt das Fest in der Auflage des Schott 1934 noch so: "In Circumcisione Domini".

Heute nun nennt sich das katholische Neujahrsfest "Oktavtag von Weihnachten, Hochfest der Gottesmutter Maria". Verräterisch. Hat man doch im nachkonziliaren Kalender Marienfeste in der Regel "entmarianisiert" - aus Mariä Lichtmess etwa wurde ein Herrenfest, "Darstellung des Herrn". Die Absicht ist eindeutig: der Archaismus Beschneidung möge aus der Erinnerung der katholischen Christen verschwinden. Derselbe Neue Katholizismus, der in "Nostra aetate" sich philosemitisch gebärdet, entjudet die Liturgie.

Wenn selbst die katholische Kirche ihren Ekel über das "archaische" Judentum und seine "blutigen Riten" kaum noch verbergen kann, warum sollen dann progressive deutsche Richter diesem Ekel keinen Ausdruck verleihen dürfen?  Mit welchem Recht kritisieren deutsche Bischöfe denn kölnische Richter?

Nun gehört das Urteil ja zu denen, die uns deutlich machen, daß nicht etwa deutsch, sondern Juristendeutsch Gerichtssprache ist.
Die aufgrund elterlicher Einwilligung aus religiösen Gründen von einem Arzt ordnungsgemäß durchgeführte Beschneidung eines nicht einwilligungsfähigen Knaben ist nicht unter dem Gesichtspunkt der sogenannten "Sozialadäquanz" vom Tatbestand ausgeschlossen. Die Entwicklung der gegenteiligen Auffassung durch Exner (Sozialadäquanz im Strafrecht - Zur Knabenbeschneidung, Berlin 2011, insbesondere Bl. 189 f.) überzeugt nicht. Die Eltern bzw. der Beschneider sollen demnach nicht über § 17 StGB entschuldigt sein. Der Veranlassung der Beschneidung durch die Eltern soll auch keine rechtfertigende Wirkung zukommen, da dem Recht der Eltern auf religiöse Kindererziehung in Abwägung zum Recht des Kindes auf körperliche Unversehrtheit und auf Selbstbestimmung kein Vorrang zukomme, so dass mit der Einwilligung in die Beschneidung ein Widerspruch zum Kindeswohl festzustellen sei. Gleichwohl soll der gegen das Kindeswohl verstoßende und nicht entschuldigte Vorgang sozial unauffällig, allgemein gebilligt und geschichtlich üblich und daher dem formellen Strafbarkeitsverdikt entzogen sein.
§ 17 StGB befaßt sich mit dem sogenannten Verbotsirrtum. Das Argument des Gerichts überzeugt, so leid es mir tut. Nur weil etwas "geschichtlich üblich" ist, ist es noch nicht gerechtfertigt. Auch das Spießrutenlaufen war "geschichtlich üblich".
Nach richtiger Auffassung kommt der Sozialadäquanz neben dem Erfordernis tatbestandspezifischer Verhaltensmissbilligung keine selbstständige Bedeutung zu. Die Sozialadäquanz eines Verhaltens ist vielmehr lediglich die Kehrseite dessen, dass ein rechtliches Missbilligungsurteil nicht gefällt werden kann. Ihr kommt nicht die Funktion zu, ein vorhandenes Missbilligungsurteil aufzuheben (vgl. Freund in: Münchener Kommentar zum StGB, 2. Aufl., vor §§ 13 ff. Rn. 159; im Ergebnis ebenso: Fischer, StGB, 59. Aufl., § 223 Rn. 6 c, anders noch bis zur 55. Aufl., § 223 Rnr. 6 b; wie hier ferner: Herzberg, JZ 2009, 332 ff.; derselbe Medizinrecht 2012, 169 ff.; Putzke NJW 2008, 1568 ff.; Jerouschek NStZ 2008, 313 ff.; a.A. auch: Rohe JZ 2007, 801, 802 und Schwarz JZ 2008, 1125 ff.).
Klingt für Nichtjuristen ziemlich verknorzt, ist aber einfach zu erklären. Eine Handlung, die in sich zu missbilligen ist, wird nicht dadurch billigenswert, indem man sie mit dem nichtssagenden Allerweltsprädikat "sozialadäquat" beschönigt (ein fachjuristisches Wieselwort, dessen Bedeutungsverlust ich nicht betraure) . Die Zitatenkette zeigt, daß sich das Gericht auf die führenden Kommentar und auf eine "im Vordringen befindliche Rechtsmeinung" beruft. Es möge sich also niemand in der Illusion wiegen, es handele sich hier um die Exotenmeinung eines verrückt gewordenen Kölner Fastnachtsnarrengerichts.
Gemäß § 1627 Satz 1 BGB sind vom Sorgerecht nur Erziehungsmaßnahmen gedeckt, die dem Wohl des Kindes dienen. Nach wohl herrschender Auffassung in der Literatur (vgl. Schlehofer in: Münchener Kommentar zum StGB, 2. Aufl., vor §§ 32 ff. Rn. 43; Lenckner/Sternberg-Lieben in: Schönke/Schröder, StGB, 28. Aufl., vor §§ 32 ff. Rn. 41; Jerouschek NStZ 2008, 313, 319; wohl auch Exner a.a.O.; Herzberg a.a.O.; Putzke a.a.O.) entspricht die Beschneidung des nicht einwilligungsfähigen Knaben weder unter dem Blickwinkel der Vermeidung einer Ausgrenzung innerhalb des jeweiligen religiös gesellschaftlichen Umfeldes noch unter dem des elterlichen Erziehungsrechts dem Wohl des Kindes. ... Bei der Abstimmung der betroffenen Grundrechte ist der Verhältnismäßigkeitsgrundsatz zu beachten. Die in der Beschneidung zur religiösen Erziehung liegende Verletzung der körperlichen Unversehrtheit ist, wenn sie denn erforderlich sein sollte, jedenfalls unangemessen. Das folgt aus der Wertung des § 1631 Abs. 2 Satz 1 BGB.
Auch hier wieder: die führenden Kommentare und hochaktuelle Aufsätze von Rechtswissenschaftler stützen die Auffassung des Gerichts. Das Gericht kann sich vor allem auf eine im Jahr 2000 verkündete gesetzliche Neuregelung berufen, die ich zu den zahlreichen "Umerziehungsgesetzen" (Lebenspartnerschaftsgesetz, Legalisierung der Prostitution etc) der rotgrünen Regierungsepoche zähle.
§ 1631 Abs. Satz 1 BGB lautet: Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.
Als dieser Paragraph in das BGB aufgenommen wurde, gab es keine Kritik. Naive Parlamentarier glaubten wohl, damit würde verdeutlicht, was immer schon gegolten habe. Dabei hätte schon der Begriff "gewaltfrei", ein krauses Unsinnswort der urgrünen politischen Semantik, die Alarmglocken schrillen lassen müssen. Offenbar sollte die hippieske Alternativpädagogik der ökopazifistischen Szene zur Norm erhoben werden. Jubelkommentare hoben damals hervor, daß es darum ginge, die Mehrheit ("Untersuchungen" sprechen von mehr als 80 %) der nach wie vor "gewalttätigen" deutschen Elternschaft im Sinne der linkspazifistischen Alternativpädagogik "umzuerziehen". Man muß nicht unbedingt Anhänger der "pädagogischen Ohrfeige" sein, um den unverhüllt erziehungsdiktatorischen Impetus der Vorschrift zu erkennen. Der verlinkte Kommentar ist zur Lektüre ausdrücklich empfohlen.

Hier liegt nun der Hase im Pfeffer. Leben wir in einer Erziehungsdiktatur, so kann in dieser Diktatur nur EIN Erziehungstil gelten. Selbst ein Klaps - eine schwache körperliche Berührung also - ist verboten. Angesagt ist vielmehr die Alternativpädagogik , die mit dem Mittel des Psychoterrors vor allem aber dem Irrsinn der "Selbstregulierung" (Odenwaldschule!) häufig wesentlich größere seelische Schäden bei Kindern anrichtet, als der "traditionelle" Erziehungsstil einer kleinen, aber spontanen Strafe. (Meine Kinder haben viele Jahre eine alternativpädagogische Einrichtung besucht, ich weiß, wovon ich rede, am Ende herrschte dort übrigens der "traditionelle" Erziehungsstil)

In dieser Erziehungsdiktatur sind auch Urteile wie die des Kölner Landgerichts folgerichtig.

Nun haben wir es ja mit einer Hippie-Diktatur zu tun, die gewaltfrei, basisdemokratisch, ökologisch und sozial nur stets mit Blümchen um sich wirft. Aber da wir ja gerade vor kurzem den 300sten Geburtstag von Rousseau begangen haben, können wir uns mit dem historischen Beispiel einer "gewaltfreien" Erziehungsdiktatur beschäftigen. Rousseau glaubte an das "Gute im Menschen" - wie die Hippiegrünen unserer Tage, wie Cem Özdemir, Renate Künast und Claudia Roth. Er glaubte an den "edlen Wilden", wie die linksalternativen Hobbyethnologen unserer Tage, für die jede hinterwäldlerische Steinzeitkultur so unendlich viel wertvoller ist als die christlich-abendländische Zivilisation. Er glaubte an den Contrat sozial und die "volonté Generale", wie alle "Basisdemokraten" denen der vorgebliche Volkswille heilig  ist. Er glaubte an die Zivilreligion, die alle anderen Religionen  logischerweise ausschließen müsse.

Das Verhältnis von Staat und Religion, wie es sich Rousseau erdachte, ist einfach zu verstehen. Das 8. Kapitel des "Contrat sozial" handelt von der "bürgerlichen Religion". Und Rousseau weist schlüssig nach, daß die katholische Kirche und die Staatsräson wie auch die "bürgerliche Religion" nicht zu vereinbaren sind. "Wer sich aber zu sagen erdreistet; außer der Kirche gibt es kein Heil, der muß aus dem Staate verwiesen werden, wofern nicht der Staat die Kirche, und der Fürst der Hohepriester wäre."

Auch wer seine Kinder beschneiden läßt, muß konsequent aus dem Staate verwiesen werden. Die Beschneidung, die ja heute unter örtlicher Betäubung stattfindet und nur von ausgebildeten Behandlern durchgeführt werden darf, die, wie der inkriminierte "Klaps" keine gesundheitlichen Schäden hervorruft - schlimmstenfalls aber auch keine gesundheitlichen Vorzüge hat - darf in Wahrheit nicht sein, weil diese "archaische Operation" der "bürgerlichen Religion" widerspricht. Daß die Hohepriesterin der bürgerlichen Religion Necla Kelek da Beifall klatscht, wundert mich nicht.


Mittwoch, 27. Juni 2012

Siebenschläfer, Mann bin ich müde.


Heute Siebenschläfer. Nicht mehr im neuen Kalender enthalten. Trotzdem oder gerade deshalb populär. Wegen Wetter. Legende uralt. Fünftes Jahrhundert. Auch bei Muslimen bekannt. Achtzehnte Sure. Al-kahf. Die Höhle. Nach dem Koran handelte es sich um sieben Männer und einen Hund. Und sie ruhten 309 Jahre. Sagt Der Koran. Die Legenda aurea rechnet korrekt mit 196 Jahren. Aber ohne Hund. Hier Seite der Siebenschläferkirche. Mit Film. Unbedingt ansehen. Guter Artikel über die Legende hier. Müde. Geh schlafen.

Samstag, 23. Juni 2012

Mosebachs Kommentar zum Blasphemieparagraphen § 166 StGB


Gewaltiges Rauschen im Bläterwalde. Mosebach hat in einem Beitrag ausgerechnet in der linkslinksliberalen FR erwähnt, daß er das Nichtverbot der Blasphemie irgendwie ungut fände. Damit es auch ankommt, hat er diesen Beitrag mit einer Formulierung gewürzt, die bisher jede /n Follitonist_in der Republik wutschäumende Kommentare hat produzieren lassen:
In diesem Zusammenhang will ich nicht verhehlen, dass ich unfähig bin, mich zu empören, wenn in ihrem Glauben beleidigte Muslime blasphemischen Künstlern – wenn wir sie einmal so nennen wollen – einen gewaltigen Schrecken einjagen.
Maximum Schaum konnten wir bei S.P.O.N erwarten, dem Intellellenblättgen, das uns mit schöner Regelmäßigkeit zu jedem christlichen Hochfest mit einem Artikelchen erfreut wo unglaublich mutig wieder mal ein christliches Tabu gebrochen wird, und indeed, Sibylle Bergs Kolumne erreicht den Gipfel der Schaumproduktion:
Mosebach ist Träger karierter Tweedsakkos und runder Brillen, der über sein wahres Alter hinaus gealtert scheint, vermutlich hat die Bürde, Vordenker einer ganzen Generation adelssehnsüchtiger Jungjunker zu sein, ihn über Gebühr ergrauen und erstarren lassen.
Trigger nennt man in der Sprache der Psychologen den eine Aktion des Patienten auslösenden Anlaß, dieser Satz  wimmelt von Triggern, die bei den imzweifellinken Lesern von S.P.O.N. wahre Abscheu, abgrundtiefe Wut,  und echte Betroffenheit erzeugen können: Tweed! (englischer Adel) runde Brille! (Rechtsintellektueller) Alter! (der Linke als solcher ist for ever young, selbst im Alter von 90plus) Bürde! (Katholik!), adelssehnsüchtig! (diesmal deutsch, siehe Tweed) Junker! (Preußen!) ergraut! (auf Sybille Bergs Seite erfährt man, daß sie geboren, aber nicht, wann sie geboren ist) (wen es interessiert, die gute Sibylle ist taufrische fuffzisch, also könnte man doch sagen lieber ergraut als gefärbt, nicht?).

Nur am Rande sei vermerkt, daß man als Schriftstellerin mit der Kritik an den Werken anderen Schriftsteller vorsichtig sein sollte, den bekanntlich wird das Maß mit dem wir messen, auch an uns angelegt werden. Noch vorsichtiger sollte man sein, wenn der Kritisierte Preisträger des wichtigsten deutschen Literaturpreises, man selbst aber nur Trägerin zweier eher unbedeutender Auszeichnungen ist.

Aber zurück zum Thema (tut mir leid, Schreckschrauben wecken seit jeher meine Passion zur Polemik). Doch ein Zitat muß noch sein:
Der Schriftsteller und Träger des Georg-Büchner-Preises Martin Mosebach will, dass Meinungsäußerungen über das Christentum und andere kritische Ausdrucksformen mit Bezug zur Religion zukünftig wieder härter bestraft werden. Das forderte Mosebach als bekennender Anhänger des Monarchen Papst Benedikt XVI., der seit 2005 vom Fake-Staat Vatikanstadt aus regiert, in einem Essay, der am Dienstag in der Frankfurter Rundschau und der Berliner Zeitung veröffentlicht wurde.
Einfach Klasse, die Humanisten. Worum geht es? Die Beleidigung der religiösen Überzeugung Anderer ist in Deutschland nur theoretisch strafbar.
"Wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) den Inhalt des religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses anderer in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft." So heißt es in § 266 StGB
Die Beschimpfung des Inhaltes eines religiösen Bekenntnisses ist damit straflos. Denn eine "Störung des öffentlichen Friedens" hängt letztlich von der Reaktion des Beleidigten ab. Überspitzt gesagt, ist mit dieser Formulierung der christliche Glaube nicht geschützt, der salafistische sehr wohl, denn ein Christ wird auf die Beschimpfung seines Bekenntnis (derzeit sehr beliebt sind Anspielungen auf eine angebliche Homosexualität Jesu Christi) nicht damit reagieren, daß er ein Messer zückt.

Die praktische Bedeutung der Vorschrift ist wegen ihrer Konstruktion sehr gering. Es kommt im Schnitt gerade einmal zu 15 Verurteilungen im Jahr, obwohl sich christliche Manifestationen ja in der Regel einer wahren Kakophonie von Beschimpfungen und Beleidigungen ausgesetzt sind. Wir werden es ja im September wieder erleben.

Neu und bisher einzigartig ist die Kritik von Mosebach nicht. Auch Joseph Ratzinger hat bei Gelegenheit auf die Fehlkonstruktion des § 166 hingewiesen:
Wenn die Rechtsprechung die Eignung zur Friedensstörung mit fehlenden Krawallen und geringem Anzeigeverhalten (OLG Karlsruhe NStZ 1986, 365) begründet, gibt sie indirekt eine Aufforderung zur gewaltsamen Dokumentierung der eigenen Überzeugung und damit zum Faustrecht
Quod erat demonstrandum, ein "beleidigter" Salafist hat einen Polizisten niedergestochen, weil der die Beleidigung des Propheten durch pro NRW-Demonstanten nicht verhindert hat, wie er sagt.

Die bekanntgewordenen Verurteilungen sind im übrigen meist Verurteilungen wegen der Beleidigung des Islam, was die Auslegung Benedikts bestätigt. So hat etwas das AG Lüdinghausen einen Islambeleidiger verurteilt, der wegen seiner "Kunstauktion" im Untergrund leben mußte. Hingegen hat das OLG Karlsruhe in der oben von Benedikt XVI korrekt zitierten Entscheidigung die Beleidigung der katholischen Religion nicht als Straftat angesehen.

Mosebach liegt also daneben. Die Beleidigung des Islam steht nach § 166 bereits unter Strafe, die der katholischen Religion nicht. Höchste Zeit, den Paragraphen zu ändern. Schließlich hat das Strafrecht doch Friedensfunktion, oder?

Montag, 18. Juni 2012

"Herdprämie": Momo und die grauen Damen und die grüne Kinderhölle auf Erden.

Frau Malzahn und Prinzessin Li Si

Ich bin als Kind mit Michael Endes Kinderbüchern aufgewachsen, meine Kinder auch. Ich habe von Michael Endes Jim Knopf bestimmt jeden Streifen gesehen, und meine Kinder haben die Verfilmung von "Momo" gesehen, als sie noch ganz klein - zu klein - waren.  Klar, daß die ganze Familie den satanarchäolügenialkohöllischen Wunschpunsch aufsagen kann, ohne zu stottern.

Michael Endes Sicht auf die professionelle Pädagogik war stets ein hochkritischer. Die böse Lehrerin Frau Malzahn, die Prinzessin Li Si gefangenhält ist ein Drache, eine gemeine und bösartige Pädagogin. Genau so ein Drache, wie wir ihn alle aus unserer Schulzeit kennen.

Momos Geschichte ist die eines kleinen Mädchens, daß aus dem Erziehungsheim flüchtet, um irgendwo in einem alten Amphitheater zu leben, versorgt und geliebt von einer Gruppe Erwachsener und verehrt von einer Gruppe von kindlichen Freunden, mit denen sie fantastische Abenteuer erlebt.

Eines Tages verschwinden ihre Freunde einer nach dem anderen. Es sind die grauen Herren, die den Menschen die Zeit stehlen, die die Menschen in hektische Aktivitäten zwängen. Auch ihre kleinen Freunde verschwinden, sie findet sie, als sie nach ihnen sucht - im Kindergarten. Wo sie ganz sicher von professionellen pädagogischen Fachkräften betreut werden, die sie auf ihr Zeitspardasein vorbereiten.

Die Kinder verschwinden von den Straßen und Plätzen, von allen Orten, wo sie frei waren von der Aufsicht der Erwachsenen. An diese negative Vision Michael Endes habe ich mich erinnert, als ich dieses Interview las (via St. Christinas  Ofenbank):
Meine Frau ist aus der Schweiz. Ich war vierzig, als wir das erste Kind hatten. Ich erinnerte mich an meine eigene Kindheit. Wir spielten immer draussen mit den anderen Kindern. Und die Eltern waren verfügbar. Meine Frau und ich arbeiteten beide unabhängig, sie als Geigenlehrerin, ich als Unternehmensberater, wir konnten uns die Zeit selber einteilen. Wir richteten es also so ein, dass immer einer von uns zu Hause war. Als unser Ältester drei Jahre alt war, wollte ich mit ihm einmal auf einen Spielplatz. Aber wo waren die Kinder? Es waren keine da. Da sah ich sie. Dort drüben waren sie, mit Betreuerinnen und einem Zaun um sie ­herum. Plötzlich sah ich alles, was geschehen war, seit ich ein Kind war; was sich in dreis­sig Jahren alles verändert hatte. Sie nahmen all die frei spielenden Kinder, ­taten sie ­hinter einen Zaun, in grosser Zahl, überwacht von ein paar Leuten, die sie nicht kannten.
Wer Momo im Bücherschrank stehen hat (unser Buch steht natürlich im Bücherschrank meiner Enkelkinder) kann noch einmal nachlesen, diese Realität entspricht auf das Komma genau der Schreckensvision Michael Endes.

Das Buch Momo war für die antiautoritäre Kinderladenbewegung, das Buch, das unsere (ja,ja unsere) Auffassung von richtiger kindlicher Pädagogik rüberbrachte. Und manchmal, wenn die Arbeitsgruppen der Freie-Schule-Aktivisten zusammensaßen, träumten wir von unserer eigenen glücklichen Kindheit, den 50er Jahren, wo die Erwachsenen einfach zu wenig Zeiten hatten, um uns auf die Nerven zu gehen, und zu wenig Geld, um Kinderknäste zu bauen. Jetzt haben sie noch weniger Zeit, aber viel zu viel Geld, um möglichst alle Kinder, am besten gleich nach der Geburt in die Kinderknäste zu schicken, die "frühkindlichen Bildungseinrichtungen". Vor allem die Grünen sind heftig dabei unseren Traum umzudrehen.

Die von pädagogischen Nervbacken freien Kinder versauern nach diesem Bild der grünen Kindergefängniswärter vor dem Flachbildfernseher, ganz im Gegensatz zu den fröhlichen, glücklichen Rangen, die von ihren gleichfalls und bestimmt ebenfalls glücklichen Eltern in der "frühkindlichen Bildungseinrichtung" abgegeben werden.

Die bittere Realität des schwedischen Modells (zwei meiner Enkel leben in diesem Modell) zeigt uns ein ganz anderes Bild. Wieder einmal versprechen uns politische Rattenfänger das Paradies auf Erden, während sie uns die Hölle bereiten. In diesem Fall die Pädagogenhölle.

Die grauen Herren aus "Momo" haben sich übrigens vorwiegend als graue Damen entpuppt.

Sonntag, 17. Juni 2012

EM und die Flaggenfrage: Katholizismus und Patriotismus

Die Flagge des Deutschen Widerstands 1944

Jetzt sind sie wieder unterwegs, die Blockwarte der Antifa, sie reißen Deutschlandfahnen von Autos und Wänden und hinterlassen Warnungen, daß der jeweilige Besitzer der Fahne sich ja nicht unterstehen solle, sich erneut als faschistoider Nationalist zu outen.

Die Grüne Jugend - eine formell gesehen selbständige Jugendorganisation - setzt dem antideutschen Treiben die Krone auf.  Der leicht Brechreiz fördernde Aufkleber "Patriotismus Nein Danke", den die Grüne Jugend vertreibt, ist nach massiver Kritik nicht etwa aus den Auslagen verschwunden, vielmehr verteidigen die Junggrünen ihren Bäpper auch noch mit verquasten Argumenten, die alles eigentlich noch schlimmer machen
Wir wollen das Konzept des Nationalstaats überwinden. Das heißt: Wir lehnen es auch ab, türkische oder polnische oder irgendwelche anderen PatriotInnen zu sein und wir fühlen uns wohl mit FreundInnen aus allen Ländern, die auch keine PatriotInnen sind, weil ihnen andere Dinge viel wichtiger sind.
Ein typischer Text der "Nein Danke" - Jusos, die ja nicht nur das "Konzept des Nationalstaats" überwinden wollen, sondern auch das  "Konzept Ehe", das Konzept der "Heteronormativität", und so manches andere.

Auch an diesem Text aber erkennt man, daß nach dem Glauben unser Junggrünen am deutschen Wesen die Welt genesen soll. Im Antideutschen kehrt der deutsche Fanatismus wieder, dieses verfluchte "Sola", das der deutsche Protestantismus dem deutschen Nationalcharakter hinzugefügt hat. So projizieren die Junggrünen den deutschen Nationalmasochismus ausgerechnet auf Polen und Türken. Hat irgendwer schon mal einen Polen oder Türken mit "Polen Halts Mauls" oder "Türkei Halts Maul" Plakaten rumrennen sehen? Ist es denkbar, daß polnische oder türkische Jugendliche polnische und türkische Fahnen klauen um dem "Nationalismus" zu wehren? Die Kritik am "Konzept des Nationalstaats" ist nur in Deutschland zu hören.

Ich glaube nicht, daß Katholiken angesichts antipatriotischer Exzesse einfach die Schulter zucken sollten. Ist der Ultramontanismus - den ich selbstverständlich teile - antipatriotisch? Bismarck z.B. wollte es so sehen, aber das ist Teil seines "antikatholischen Affekts"(Carl Schmitt). Die Deutschen des 19. Jahrhunderts sahen Jesuiten, internationalistische Sozialisten und Franzosen als Teil einer antideutschen Internationale. Die deutschen Katholiken hingegen nannten ihre wichtigste Zeitung "Germania".

Der katholische Ultramontanismus richtete sich keineswegs gegen das "Konzept Nationalstaat", sondern nur - das muß man manchmal gegen Martin Mosebach deutlich machen - gegen das "Konzept Nationalkirche". Patriotische Katholiken sind vielmehr eher die Regel als die Ausnahme. Gerade die kleinen katholischen Staaten der europäischen Peripherie, Polen, Iren, Tiroler sind ebenso glühend patriotisch wie glühend katholisch. Auch das kann man in Carl Schmitts Aufsatz "Katholizismus und politische Form" nachlesen, der mit dem berühmten Zitat über den "antikatholischen Affekt" beginnt.

Donoso Cortez prognostizierte schon Mitte des 19. Jahrhunderts die Revolution in Petersburg, die Entstehung der UdSSR und die Usurpation Europas durch die unter der Fahne eines orientalisch-despotischen Sozialismus vereinigten slawischen Völker. So ist es gekommen. Wesentliche Voraussetzung, so der katholischste aller katholischen Politiker des 19. Jahrhunderts sei:
"Zweitens, daß der Sozialismus die Besitzenden ausplündert und so den Patriotismus auslöscht, weil ein ausgeplünderter Besitzer kein Patriot mehr ist und auch keiner sein kann. Wenn die Dinge erst einmal so ins Extrem und bis zur Verzweiflung getrieben sind, stirbt der Patriotismus." (Donoso Cortéz, Rede über die allgemeine Lage Europas, 30. Januar 1950)
Der Katholik Cortéz hielt den Patriotismus für ein wesentliches Element deiner stabilen Friedensordnung. Katholizismus, Monarchie, Patriotismus, stehende Heere und das Recht auf Eigentum waren in seiner Sicht die Voraussetzungen für eine friedliches und prosperierendes Europa. Heute würde er mit Sicherheit die Verteidigung der "traditionellen" Familie und eine stabile Geldordnung zu den weiteren wesentlichen Elementen zählen. Seine Prognose der künftigen europäischen Entwicklung sind so zutreffend, daß es manchmal gruselt. Aber seine prognostischen Fähigkeiten sind keiner mystischen Fernsicht zu verdanken, sondern eiskalter politischer Analyse. Cortéz war ein flammender Redner, ein cálido retórico, gleichzeitig ein eiskalter Politiker, ein frio politico.

Zu seiner "kalten Politik" gehörte das Wissen um die existenznotwendige Element des Patriotismus für die Selbstbehauptung einer Nation. Das ist vielleicht nicht genuin katholisch, aber sofern es realistisch und vernünftig ist, ist es katholisch. Und außerdem: lebt das Alte und Neue Testament nicht von dem "Konzept Volk"?

Ich halte die deutsche Fahne übrigens für missraten. Sie zitiert Elemente der französischen Revolutionssymbolik, und so haben es die Veranstalter des Hambacher Festes auch gemeint. Die Widerstandskämpfer des 20. Juli aber bezogen sich wie die Widerstandskämpfer der Weißen Rose nicht auf den französischen Jakobinismus, sondern auf sein Gegenteil, den deutschen Befreiungskampf gegen den napoleonischen Imperialismus. Die Flagge des 20. Juli (entworfen vom dem katholischen Juristen Josef Wirmer) zitiert das Christuskreuz, das alle Flaggen Nordeuropas kennzeichnet. Die Widerstandskämpfer träumten davon, Deutschland in die Familie der christlichen Nationen Europas zurückzuführen.

Montag, 11. Juni 2012

Bloggertagung: Doch noch ein Nachwort: Wie weit reichen wir?

Ist die Blogoezese effizient? Wieviel Menschen erreicht sie? Drehen wir uns nicht immer nur im Kreis? Beschäftigen wir uns lediglich mit Interna, die niemanden interessieren, außer uns selbst?

Wir können es mit den Statistikfunktionen unserer blogs ja selbst herausfinden, wieviele Menschen unsere Beiträge lesen und da kann ich für meinen weniger bekannten blog sagen daß die beliebtesten Beiträge von ein paar hundert Leuten gelesen werden. Am beliebtesten sind die Posts, wenn ich mal wieder den polemos raushänge. Also nicht freundlich säusele, sondern richtig knurre und gauze.

Et unum sint? Ja gut. Einigkeit macht stark und angeblich auch beliebt. Aber es heißt ja auch "ich bin nicht gekommen Frieden zu bringen, sondern das Schwert".

Die CDU ist ja jetzt total einig. Sogar mit der Opposition. Nur will sie bald keiner mehr wählen. Harmoniesoße ist fad. Profillosigkeit ist nicht nur für politische Parteien tödlich, auch für die Kirche. Die Blogozoese kämpft in ihrer Mehrheit für mehr Profil und weniger Zeit-Geist. Auch wenn es zunächst nur eine rein interne Diskussion ist, um Hand- oder Mundkommunion, Volxaltäre, Alte oder Neue Messe, Gregorianik oder NGL. Es ist eine Diskussion über die Außendarstellung der Kirche, es ist die Diskussion darüber, was die Suchenden eigentlich erwartet, wenn sie die Tür einer Kirche öffnen, um zu erfahren, was sich dahinter verbirgt.

Eine schüttere Gemeine, die sich um den Mahltisch versammelt und Liedlein trällert, die von Inhalt und Klang verdammt nach Dieter-Thomas-Hecks "Hitparade" klingen? Kirchliche Kunst, die sich der Formlosigkeit anpaßt, die uns in jedem öffentlich-rechtlichen für den Publikumsverkehr geöffneten Amtsbau erwartet? Steife Menschen, die nicht mehr beten, nicht mehr knien, nicht mehr singen können, denen man schon an der Kleidung und Haltung ansieht, daß dies hier eigentlich Alltag ist. Oder schlimmer noch: Freizeit.

Mein Weg zur Kirche führte über bayrische Barockkirchen, gotische Kathedralen, mystische Texte, Orgelgedröhn und gregorianische Choräle, und als ich dann da war, entdeckte ich die Alte Messe für mich. Diese Form der Messe war das, was ich gesucht hatte. Das liturgische Maximum an Devotion, an Nähe zu meiner großen Liebe, Jesus Christus.

Die allerbeliebtesten Beiträge von meinen sind die liturgisch-musikalischen. Die bringen vierstellige Zahlen. Mein "Nebenblog" Cäcilia, auf dem ich mich damit beschäftige, alte Kirchenlieder aufzupolieren, und sie von dem Staub der Jahrhunderte zu befreien, vor allem von dem Grauschleier der "nachkonziliaren" Epoche, ist von den Statistiken her gesehen eigentlich mein Hauptblog. Von dem, was ich so blogge interessieren sich die meisten Leser für Musik und Dichtung. Der am meisten gelesene Post aller Zeiten auf allen meinen Blogs ist der Artikel über das Lied "Fest soll mein Taufbund immer stehen."

Kann man daraus schließen, daß Dienstleistung - die Bereitstellung von frisch polierten alten Liedern ist ja eine Dienstleistung - mehr zählt als Meinung? Auch ein knackiger Meinungsbeitrag ist ja nicht schlecht. Aber wird auch von den Lesern katholischer blogs "Dem Gottesdienst nichts vorgezogen?"

Darüber muß ich noch nachdenken. Und damit auch darüber, wo ich mein bißchen Arbeitskraft, das mir nach einem harten Arbeitstag noch bleibt, investiere. Vielleicht wird es ja noch was mit meinem alten Traum - dem Blogozoesengesang- und Gebetbuch.

Wenn ich an unser Projekt zum Jahr des Glaubens denke: welches Lied paßt zu "Ich glaube"?

Bloggertagung: Die Blogoezese tanzt nicht, aber sie singt

Wer zu spät schreibt, den bestraft das Leben. Nun ist eigentlich schon fast alles zur Bloggertagung geschrieben, was geschrieben werden konnte, so daß für mich nur wenig mehr bleibt, als einen ganz schlichten Link zu setzen. Bilder gibt es, Texte, und sogar Musik.

Sonntag, 10. Juni 2012

MIst! Die Erde hat mich wieder!


Maxistrant, Thomas, DIE BRAUT, Phil. Blogözese in Freiburg. Ich würde sagen, das Treffen war IN-SPIE-RIEREND. Vor allem die frugale Kapelle des Tagungszentrums. Mit Stuhlkreis. Und mit kahlen Wänden. Aber wenn in diesem kahlen Raum ein Chor von mehr als zwanzig Stimmen das Salve Regina (inbrünstig, mir fällt jetzt kein anderes Wort ein) anstimmt, und wenn es klingt wie in einer Kathedrale, dann erlaube ich mir, ein wenig abzuheben. So nur ein paar Millimeter, damit es keiner merkt.

Berichte gibt es auch schon, Hier ein ganz langer Bericht, Und hier ein ganz kurzer. In der Kürze liegt die Würze, wenn ihr mich fragt. Und ich bin nach fünf Stunden Autobahnfahrt durch mehrere Staus erst mal zu müde um etwas inhaltlicheres zu schreiben. Aber allmählich kommen die Berichte rein. Hier von metal und Christentum.

Donnerstag, 7. Juni 2012

Men in Black: Fronleichnam


Frack: der korrekte Dresscode für den Himmelträger an Fronleichnam. Und wer nicht glaubt, daß selbst bei Tradis noch ein Zylinder dazugehört: bitte hier. Ich finde das zum Beispiel ESSENTIELL! Weiße Handschuhe sind ja wohl das mindeste, oder?

Aggiornamento-mäßig käme dann ja noch unbedingt die RayBan Predator 2 dazu. Man muß ja doch mit der Zeit gehen.

DER TEPPICH


Dachte ich mir doch, daß es nur Minuten dauern konnte, bis jemand UNSEREN FRONLEICHNAMSBLUMENTEPPICH ins Netz stellt. Man beachte die Schattierung mit dunkelgelben Blütenblättern im Innern und auf der rechten Seite des Kelches.

Étiquette catholique: Fronleichnam

Kein Bild heute. Weil man als Baldachinträger keine Hände frei hat. Schade, denn der Blumenteppich, den Gemeindemitglieder vor der Tür unserer Kirche hingelegt hatten, war einzigartig. Bestimmt der großartigste der Provinz Starkenburg. Aber der findet sich bestimmt demnächst irgendwo im internet.

Auch gelernt hab ich was. Als wir uns dem Teppich näherten, wollten wir - wie die gesamte Gemeinde, die den Teppich nicht beschädigen wollte - am Teppich vorbei laufen. Kurzkommando von Hochwürden: über den Teppich. Hätte man wissen können. Denn für wen werden diese Teppiche gelegt und gestaltet in stundenlanger Arbeit aus hunderten von Blütenblättern? Für den Herrn, der mitten unter uns ist.

Wir haben uns darum bemüht, zu schweben. Ist fast gelungen, der Teppich sah nach unserem Vorbeischweben nahezu unberührt aus.

Baldachintragen ist nach wie vor ein reiner Männerjob. Wegen der Kraftentfaltung sicherlich. Ob auch aus spirituellen Gründen, weiß ich nicht. Eigentlich trägt man ja Frack und weiße Handschuhe. Hätte ich sehr schmuck gefunden. Aber auf mich hört ja keiner. (die Alternative schwarzer Anzug und Rayban fand auch keinen Anklang)

Mittwoch, 6. Juni 2012

Polit-Kitsch: Anarchos im Priesterrock

Was ist das: 140 Diakone und Priester der Diözese Freiburg rufen zum Widaschdand auf.

Ich sage, was das ist. Das ist Kitsch. Die billige, falsche, schiefe Wiederholung eines Dramas als Provinzposse.

Schon die dramatische Rhetorik verursacht bei mir leichten Brechreiz. Es geht um ein "besonders brennendes Anliegen, das keinen Aufschub duldet." Was könnte das sein? Die dramatische Entwicklung der Abtreibungszahlen, die auch in der offiziellen - geschönten - Statistik nicht unter 100.000 im Jahr sinken wollen? Der dramatische Rückgang der Geburten, die sich zuspitzende demographische Krise? Der ebenso dramatische Rückgang der Zahlen der Eheschließungen, begleitet von einer Vervielfachung der Zahl der Scheidungen? die stets zunehmende Zahl der zerstörten Familien, die wachsende Zahl der Alleinerziehenden, die Versingelung der Gesellschaft? Kurz, die vor unseren Augen sich vollziehende, mutwillig von blinden Politikern, Publizisten, leider auch von irregeleiteten Christenmenschen orchestrierte und geförderte Erosion einer tragenden Säule der christlich-abendländischen Zivilisation, der monogamen, auf Lebenszeit angelegten Ehe?

No Sir. Es geht um das, um das es immer geht, wenn sich die Memorandistas melden. Diesmal die Kommunion von wiederverheirateten Geschiedenen. Mutig - nur was riskieren die Herren da eigentlich - werfen sich die Herrschaften in die Bresche und brechen das Recht.
In unse­ren Gemein­den gehen wie­der­ver­hei­ra­te Geschie­dene mit unse­rem Ein­ver­ständ­nis zur Kom­mu­nion und emp­fan­gen das Buß­sa­kra­ment und die Kran­ken­sal­bung.
Kenn ich die Melodie. WoRechtzuUnrechtwirdwirdWidaschdandzurPflicht. Den Spruch konnte jeder Altanarcho der seligen 60er im Schlaf runterbeten. Das war damals schon Kitsch, denn was konnte eigentlich Widaschdand in einer rechtsstaatlich verfassten stabilen Demokratie bedeuten. Nichts. Nichts anders als eine Verhöhnung der Menschen, die wenige Jahrzehnte zuvor wirklich unter Einsatz ihres Lebens, das viele verloren, gegen eine mörderische Diktatur Widerstand leisteten. Widerstand und nicht Widaschdand. Widaschdand den leisten satte, wohlbesoldete, pensionsberechtigte Kirchenbeamte, die wissen, daß sich ihre Vorgesetzten nicht wagen werden, dem Zeitgeist zu trotzen, um ihnen zu zeigen, daß die Verletzung von Gesetzen, auch wenn es "nur" Kirchengesetze sind, Konsequenzen haben kann.

Widaschdand den leisten Opportunisten, die sich als Anarchos verkleiden.

Ich bin alt genug, daß ich noch die Gelegenheit hatte, Menschen kennenzulernen, die wirklich Widerstand geleistet haben. Umso stärker der Brechreiz, der sich regt, wenn ich das dumme Pamphlet dieser Widaschdändler lese.

Montag, 4. Juni 2012

Joschka Fischer, die Apokalypse und der Rosenkranz

Albrecht Dürer:Die Frau der Apokalypse

Wenn man so kurz vor 1950 geboren wurde, Abitur gemacht hat und so um 1968 anfing zu studieren ließ es sich kaum vermeiden, dem SDS beizutreten. Oder sich in irgendeiner Vor- oder Umfeldorganisation zu tummeln. Schön zu sehen, daß das bei vielen nicht zu bleibenden Schäden geführt hat.

Joschkas VÖLLIG IRRER Aufsatz zur Eurokrise zeigt zwar, daß das vorhandene Risiko für die geistige Gesundheit nicht zu unterschätzen war, doch Edgar Gärtners Anmerkung zu ebendiesem Aufsatz und sein Ratschlag - Rosenkranz beten - beweist, daß man sich doch aus dem geistigen Sumpf um die Frankfurter Bockenheimer/Schumannstraße herausarbeiten kann.

Auch andere 68er haben in der absolut humorfreien Szene angestrengter Revolutionäre nicht ihre Witzischkeit verloren, wie man hier nachlesen kann. Es gibt also noch Hoffnung.

Diktatur der Ahnungslosen Und: Familienphotos

Familienphoto, Fachschaft Jura 1973
Joschka Fischers Aufsatz über den ich vor einigen Tagen informiert und den ich vor einigen Tagen kommentiert habe, ist nun abgewandelt und in  deutscher Sprache in der  - wenn wundert es - Süddeutschen erschienen. In der deutschen Version ist der starke Tobak, den mein lieber Exgenosse und Es-Streetfighter Joschka den Deutschen in die Pfeife stopft noch ein bißchen stärker. Knaster sozusagen.
Im 20. Jahrhundert hat Deutschland zweimal mit Krieg bis hin zum Verbrechen und Völkermord sich selbst und die europäische Ordnung zerstört, um den Kontinent zu unterjochen.
Entweder hat Joschka die deutsche Sprache verlernt, oder die englische nicht recht erlernt, oder er meint, den Deutschen ein Mehr an Geschichtsklitterung zumuten zu können, als er dem Leser im Ausland zumuten mag.
Germany destroyed itself – and the European order – twice in the twentieth century, and then convinced the West that it had drawn the right conclusions.
Heißt es in der englischen Version. Zurück zur deutschen Variante. Der Erste Weltkrieg, den das Deutsche Reich nicht wollte, aber nicht vermeiden konnte, diente dem Ziel, "den Kontinent zu unterjochen" "bis hin zum Verbrechen und Völkermord". Das ist aberwitzig. Die Kriegsschuldthese ist viel diskutiert worden. Nach fast einem Jahrhundert fleißiger Arbeit der Historiographen werden die Ursachen des Ersten Weltkrieges nicht in der "Schuld" einer der Kriegsparteien gesehen.
Der Erste Weltkrieg war ein tragischer und unnötiger Konflikt. Er war unnötig, weil die Kette der Ereignisse, die zu seinem Ausbruch führte, während der fünfwöchigen Krise, die dem ersten bewaffneten Zusammenstoß vorausging, noch jederzeit hätte unterbunden werden können.
 So sieht es einer der renommiertesten englischen Militärhistoriker John Keegan. Sir John Keegan, um genau zu sein. Her Majesty the Queen hat ihn für seine Verdienste um die militärhistorische Forschung geadelt. Very british. Und sehr deutsch, der Herr Fischer.

Da wir gerade am Familienphoto veröffentlichen sind, nette Bildchen aus meiner idyllischen Jugend kann ich leider nicht bieten. Wir hatten gerade Nachkrieg, als ich studieren war. Auf obigem Foto ließen sich diverse Mitglieder renommierter Anwaltsbüros in ihren jungen Jahren entdecken sowie ein ehemaliger Außenminister. Aber das laß ich mal im Unscharfen.

Scharf find ich es allerdings, daß ein ehemals höchst militanter Linksradikaler heute und ehemaliger Außenminister die längst überholte These vertritt, Deutschland trage "Schuld"auch  am Ersten Weltkrieg, um damit zu begründen, daß dasselbe Deutschland nun auch noch den letzten Cent hinüberzureichen habe - übrigens unter Verstoß gegen völkerrechtlich verbindliche europäische Vertrage - um einer Bande unverantwortlicher Politikdelinquenten den Hals zu retten.

Über das Thema Patriotismus und Katholizismus wäre noch einiges zu sagen. Demnächst in diesem Theater. Jedenfalls kann man als Zwischenstand schon mal festhalten, daß die militant antikatholische "Süddeutsche" auch dem militant antipatritotischen Herrn Fischer ein Forum bietet. Da wächst zusammen, was zusammen gehört. Donoso Cortez, der Namensgeber dieses Blogs, zählte den militant antipatriotischen Internationalismus wie den militanten Antikatholizismus zum selben poitischen Lager.

Freitag, 1. Juni 2012

Babyrosenkranz: "Dein Blut komme über uns?"

"Sein Blut komme über uns und unsere Kinder" heißt es im Matthäus-Evangelium. Es ist die Selbstverfluchung des jüdischen Volkes angesichts des Todesurteils gegen Jesus Christus. Kann man diese Selbstverfluchung einfach umkehren und zu einem Gebet wandeln - wie im Babyrosenkranz geschehen. Ich habe Zweifel.