Mittwoch, 28. Februar 2018

Klonovsky, Moosdorf, Stresemann-Stiftung: Islamkritik von Dumpfbacken für Dumpfbacken

Klonovsky, der Vielschreiber und ehemalige Angestellte der beiden AfD-Hallodris Petry und Pretzell, wird ja in der rechtslibertären Szene gerne als Vorzeigeintellektueller herumgezeigt. Ich gebe zu, daß mich seine flotte Schreibe hin und wieder amüsiert.

Von seiner akademisch-intellektuellen Satisfaktionsfähigkeit halte ich weit weniger, Der folgende Text, den er zusammen mit dem bekennenden Cellisten Moosdorf auf den Seiten der Stresemannstiftung veröffentlich hat, hat mir vielmehr die Schuhe ausgezogen. Islamkritik, wie sie ganz bestimmt nicht sein sollte. Da guckst du:
Da es sich bei den Einwanderern überwiegend um junge muslimische Männer handelt, der Strom der sogenannten Flüchtlinge nicht abreißt, außerdem die Rede von Familiennachzug ist und Muslime ohnehin ein viel produktiveres  Fortpflanzungsverhalten als Europäer zeigen, steht seitdem die Frage im Raum: Gehört vielleicht umgekehrt Deutschland eines Tages zum Islam?
Schaun wir mal. Es handelte sich bei den Einwanderer überwiegend um junge Männer - diese These ist richtig. 2015 waren etwa ⅔ der Asylantragsteller Männer und sie waren eher jung. Aber waren sie alle muslimisch? Wenn man davon ausgeht, daß jeder Flüchtling, der aus Syrien, Afghanistan und Irak stammt, muslimisch ist, stimmt die These.

Nur haben wir da ein klitzekleines Problem. Auch das BAMF - kaum klüger als Meister Superschlau Klonovsky - zählt als Muslim jeden, der von muslimischen Eltern abstammt, die wiederum als muslimisch angesehen werden, wenn sie aus einem muslimischen Land stammen.

Würde man Christen nach der selben Methode zählen, dann gehörten in Deutschland rund 95% der Bevölkerung dem christlichen Glauben an. Tatsächlich sind es nur 55%, nämlich die, die einer christlichen Denomination angehören und Kirchensteuern zahlen. Zählte man die in Deutschland lebenden Muslime nach der selben Methode, wären gerade einmal ein paar tausend der angeblich 4,4 Millionen "Muslime" "echte" Muslime. Zählt man die Mitglieder der Moscheevereine - eine realistischere Vorgehensweise - lebten hier rund 800.000 Muslime. Dies ist ein Bevölkerungsanteil von präzise 0,96%. Wie gesagt, wenn man nicht einfach alles als Muslim zählt, was von einer muslimischen Mutter oder Großmutter stammt. Aber so zählen die "Wissenschaftler" unseres Landes. Mit einer löblichen Ausnahme.

Muslime also zeigen ein "ohnehin viel produktiveres Fortpflanzungsverhalten als Europäer"?

Schauen wir mal. Ich ziehe diesmal eine Informationsquelle zur Rate, an deren Objektivität hoffentlich keiner zweifelt - die CIA. Die maßgebliche Zahl ist dabei die "fertility rate", Sie liegt im Iran bei 1,97 Kinder pro Frau, in der Türkei bei 2,01, in Frankreich bei 2,07, in Tunesien bei 2,23, im bevölkerungsreichsten muslimisch geprägten Land der Welt, Indonesien, bei 2,11. Zählen wir mal Frankreich als europäisches Land.

Die vor Jahren eingewanderte "muslimische" Bevölkerung hat sich nach Einreise in Deutschland in der Regel bereits in der nächsten Generation dem generativen Verhalten der ansässigen Bevölkerung angepaßt. Die hier lebende türkische Bevölkerung hat zum Beispiel nahezu genauso wenig Kinder wie die deutschstämmige. Eine Fruchtbarkeitsrate von 2,1 wird von Bevölkerungswissenschaftler als Voraussetzung für den Bestandserhalt angesehen.

Weiter im Text.
Weltweit existiert kein islamischer Staat, der zugleich demokratisch ist und seinen Bürgern Rechtssicherheit, Meinungs- und Religionsfreiheit sowie den Geschlechtern gleiche Rechte zugesteht
Wirklich gar kein einziger? Nach der Arabellion, die ja von Tunesien ausging, gab sich die tunesische Republik eine neue Verfassung. Sie ist seitdem aus den Berichten von Amnesty international et. al. verschwunden. Kein Beobachter bestreitet, daß in Indonesien heute ein Mehrparteiensystem existiert, daß freie Wahlen stattfinden, daß Meinung- und Pressefreiheit gewährleistet sind, die Polygamie, genauer die Polygynie, ist in Tunesien seit 1956 abgeschafft - wie übrigens in der Türkei seit den 20iger Jahren. Der Gesetzgeber unternimmt ernsthafte Anstrengungen, die noch bestehenden rechtlichen Benachteiligungen von Frauen abzuschaffen. Als erstes muslimisches Land hat Tunesien das Verbot der Heirat einer Muslima mit einem Nicht-Muslim abgeschafft.

30% der tunesischen Abgeordneten sind weiblichen Geschlechts. Mit Wirkung ab dem 1.Januar 2018 wurde die Möglichkeit einer "Wiedergutmachungseheschließung" nach einer Vergewaltigung abgeschafft, die Vergewaltigung in der Ehe ist nunmehr strafbar, eine neues Gesetz schützt Frauen umfassend vor Gewalt. An den Universitäten werden Frauen mit Niqab oder Burka nicht unterrichtet, die Islamisten des Landes sind nachhaltig marginalisert. Noch einmal also:
Weltweit existiert kein islamischer Staat, der zugleich demokratisch ist und seinen Bürgern Rechtssicherheit, Meinungs- und Religionsfreiheit sowie den Geschlechtern gleiche Rechte zugesteht
Ist das so? Und weiter im Text.
Nach der bislang umfangreichsten globalen Demografie-Studie des renommierten Pew-Instituts in Washington wird es 2070 erstmals in der Geschichte mehr Muslime als Christen geben.
Die Demografie ist eine nur leidlich präzise Wissenschaft. Das PEW-Institut geht bei seiner Studie u.a. davon aus, daß muslimische Migranten in Großbritannien eine Geburtenrate von 2,9 aufweisen, also mehr Kinder haben werden, als die durchschnittliche Geschlechtsgenossin aus den Herkunftsregionen. Die meisten muslimischen Immigranten in Great Britain stammen aus Pakistan. Dort liegt die Geburtsrate inzwischen bei 2,62, nachdem sie vor allem seit 2000 steil abgestürzt ist.

Usw. usf. Der Rest wirkt so, als hätten die beiden Autoren im wesentlichen Dr. Google bei ihrem lichtvollen Aufsatz zu Rate gezogen. Es gibt so gut wie keinen Absatz, bei dem es mir nicht die Schuhe auszieht. Ich habe mich als "Asylrechtler" seit bald 40 Jahren mit dem Islam und seinen Risiken und Nebenwirkungen zu beschäftigen. Die Probleme kenne ich sehr, sehr, sehr gut. Um so weniger goutiere ich den paranoiden Bockmist, den teutsche Islamkritiker verzapfen.

Dienstag, 27. Februar 2018

Unser täglich Gift gib uns heute.

Männer sind Schweine, Autofahrer Umweltschweine, vor allem die, die einen Diesel fahren.

Als ich noch klein war, da gab es eine Kampagne für den blauen Himmel über der Ruhr. Das war auch wirklich nötig, denn an schlechten Tagen konnte man mitten im Ruhrpott nicht die Hand vor Augen sehen. Der Himmel wurde später, viel später dann doch noch blau. Auch weil die Montanindustrie einfach pleite ging.

Die Menschen heizten mit Briketts, die Dieselautos verpesteten die Straße mit schwarzen Rauchwolken, die Zweitakter hinterließen müffelnde blaue Fahnen, die Dampflokomotiven stießen riesige Dampfwolken aus, bei Nebel war die Luft gelb und es roch nach Schwefel.

Ich kann mich noch an Vorfälle am Rhein erinnern, wo tausende Fische mit dem Bauch nach oben den Fluß heruntertrieben. Kläranlagen, vor allem die Rieselfelder, waren selbst ein Gesundheitsrisiko, aber die Bundesregierung unterhielt trotzdem keine Kommission für Risikofolgenabschätzung.

Langsam bekamen wir das in den Griff.

Heute kann sich wohl kein jüngerer Mensch mehr vorstellen, in wieviel Dreck wir damals völlig unbekümmert lebten.

Andererseits war Abtreibung verboten, weil man ja wußte, daß ein abgetriebenes Kind tot ist. Mit dem Lebensschutz hatten die Leute früher echt was drauf.

Heute gibt es ein Riesenbohei, wegen eines einfach nur gegriffenen Grenzwertes von 40 Mikrogramm Stickoxid pro Kubikmeter Luft. Wir Kinder konnten die Umweltverschmutzung unseres Landes sehen, riechen und schmecken. Um die Umweltverschmutzung, die diese Prinzessinnen auf der Erbse gefährlich finden, zu messen braucht es empfindlichste Instrumente, und die "wissenschaftlichen" Gutachten über die angebliche Gefährlichkeit solcher winzigen Spuren von eigentlich natürlichen Gasen sind reinste Spökenkiekerei.

Trotzdem sieht man an jeder Ecke eine Demonstration mit jammervoll vermummten Menschen, die uns verdeutlichen wollen, daß sie gleich sterben müssen, wenn wir unser Dieselauto anwerfen.

Nach dem Urteil des BVerwG werden wohl Millionen ihr altes Auto verschrotten müssen, weil es nun buchstäblich nichts mehr wert ist. Es sind nicht die, die sich locker eine schweineteure Hybridschleuder für 50.000 Eisen leisten können, sondern die, die gerade mal ein paar Euro für einen alten Diesel zusammenkratzen konnten.

Nach den offiziellen Statistiken sterben jedes Jahr in Deutschland rund 100.000 Kinder bei Abtreibungen. Die kleine Demonstration von Abtreibungsgegnern in Berlin von wenigen tausend Personen wird beschimpft, terrorisiert, bestenfalls beschwiegen.

Dieses Land hat jedes Maß verloren.

Montag, 26. Februar 2018

Die neue atheistische Kraft II

Wer hätte gedacht, daß im 21. Jahrhundert die Leben-Jesu-Forschung des unsäglichen Herrn Strauß fröhliche Urständ feiern würde. Aber lesen Sie selbst, werter Leser:
Es gab nun also mit Augustus einen Alleinherrscher, der das Römische Weltreich befriedet hatte und zur allgemeinen Steuerschätzung im ganzen Reich eine Volkszählung durchführen ließ, zu der nach christlicher Überlieferung Joseph mit Maria von Nazareth nach Bethlehem kam, wo Maria Jesus zur Welt brachte. Dieser wurde in der Zeit seines späteren Wirkens als jüdischer Wanderprediger von seinen Jüngern für den Messias (Christus) gehalten und lange nach seinem Tod – auf Betreiben des Apostels Paulus, der aus dem jüdischen Glauben Christi den christlichen Glauben formte – rückwirkend zum Mensch gewordenen Gott verklärt. Und mit der Auferstehung schien Jesus Christus es in der Außenwirkung mit dem griechischen Dionysos, dem persischen Mithras und dem ägyptischen Osiris gleichgetan zu haben.
Wo? In der neuen "citizen-times", dem Organ der Stresemann-Stiftung, die die "Ideale" der Revolution von 1848 hochhält. Stresemann war bekanntlich Freimaurer, also dem christlichen Glauben eher nicht zugeneigt, Bewunderer des "liberalen" Theologen Naumann, der der selben Schule angehörte, der auch der unsägliche David Friedrich Strauß angehörte, der wiederum solchen Schmonzes wie den obigen gleich schockweise absonderte. Diese Stresemann-Stiftung hinwiederum ist mittlerweile zur neuen Parteistiftung der AfD ausersehen.

Da wächst zusammen, was zusammen gehört.

CDU: Die jung-weiblich-bunte Weisheit des Brahmanen.

Jünger, weiblich, bunter solle die CDU werden, so das Mantra des inzwischen aus dem Amt geschiedenen ehemaligen CDU-Generalsekretärs. Und tatsächlich, auf dem heutigen CDU-Parteitag hat die leider noch immer nicht aus dem Amt geschiedene Bundeskanzlerin verkündet, daß die spärlichen paar Ministerpöstchen, die ihre Splitterpartei noch besetzen darf, von ausnahmslos jungen, weiblichen, bunten Kandidat*innen besetzt werden  sollen.

Es bleibt die allseits beliebte und völlig unverzichtbare Frau von der Leyen. Jung ist die zwar nicht, aber Frau.

Auch Peter Altmaier ist zwar sowohl Mann als auch 59 Jahre alt, da er aber gewissermaßen in einem symbiotischen Verhältnis mit Frau Merkel existiert, könnte er auch unter Frau zählen.

Jens Spahn ist schwul und 37, zählt also sowohl unter bunt als auch unter jung.

Julia Klöckner ist weiblich und 45 zählt also noch unter jung. Jedenfalls in einer Partei, die im Jahre 1949 den damals noch taufrischen 76 Jahre alten Kanzler Adenauer stellte.

Die 46jährige Anja Karliczek soll Bildungsministerin werden. Ob eine Hotelfachfrau die richtige Person für das Amt ist, kann man ja mal fragen, aber Hauptsache weiblich und "jung".

Ein 45jähriger Dr.med mit dem Vornamen Helge wird "Kanzleramtsminister". Zählt auch noch unter jung. Und Helge klingt irgendwie ähnlich wie Helga.

Frau Annette Widmann-Mauz übernimmt das Staatsministerium für Integration. 51 Jahr alt. Keine abgeschlossene Berufsausbildung, verheiratet ohne Kinder. Auch nicht gerade eine Fachfrau, aber als Bundesvorsitzender der "Frauen-Union" unausweichlich.

Der Chef-Propagandist des "jünger-weiblicher-bunter", Herr GK Tauber trat mit einem launigen Zitat von der politischen Bühne ab;
Füge dich der Zeit, erfülle deinen Platz und räum ihn auch getrost: Es fehlt nicht an Ersatz! (nach Friedrich Rückert)
Das ist zunächst, womit sich Tauber ja treu bleibt, offensiv unkonservativ. Denn die völlige Ersetzbarkeit einer Person ist ja das genaue Gegenteil des "christlichen Menschenbildes" des christlichen Konservatismus, der die Einzigartigkeit der Person, den "Personalismus" betont. 

Das Zitat hat aber genau deshalb Pfiff. Wer Rückert kennt, weiß, daß das Zitat aus Rückerts Lehrgedicht "Die Weisheit des Brahmanen" stammt. Das Streben des Hinduisten wie des Buddhisten aber zielt auf die Erlösung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten ab. Beide sehen als höchstes Lebens-Ziel die Auflösung des Ichs entweder in der Leerheit - dem Nirvana - oder in der Vereinigung mit dem Einheitsbewußtsein, dem Brahman.

Es besteht also die berechtigte Hoffnung, daß in naher Zeit die CDU der Botschaft ihres Propheten Tauber folgend im Nirvana entschwindet. Endlich wäre die CDU aus dem ewigen Kreislauf der Wiederwahl erlöst.

Freitag, 23. Februar 2018

Andrea Maria Nahles: eine katholische Misere.

Andrea Maria Nahles. Schon mal gehört? Bestimmt nicht, denn Andrea Nahles verschweigt ebenso ostentativ ihren katholischen Adelstitel "Maria" wie Jutta Ditfurth ihr "von".

Warum tut sie das? Weil katholisch sein ebenso einer politischen Karriere abträglich ist wie adlig sein. Obwohl sie andererseits homestories zuläßt, in denen uns berichtet wird, daß sie als Meßdienerin gedient hat, sich als gläubige Katholikin versteht, und, wann immer es möglich ist, in dem winzigen Ort in der Eifel, in dem sie geboren und aufgewachsen ist die Sonntagsmesse besucht.

Aber diese Homestories haben dann auch den gewissen Schnick, den cafeteriakatholische Homestories nun einmal haben.

Nahles hat die Methode Kennedy aus ganzem Herzen verinnerlicht. Nur so, indem er klar und eindeutig erklärte, daß seine religiöse Überzeugung nichts mit seiner politischen Praxis zu tun habe, daß er nur seinem persönlichen Gewissen, niemals der Lehre seine Kirche folgen werde, konnte ein Katholik in dem damals, Anfang der 60iger Jahre mehrheitlich weiß, angelsächsisch und protestantisch dominierten Amerika, Präsident der Vereinigten Staaten werden. Kennedy formulierte die Prinzipien der katholischen Schizophrenie während seiner Kampagne als er zu einer Rede vor der protestantischen Greater Houston Ministerial Association geladen wurde.
I do not speak for my church on public matters; and the church does not speak for me. Whatever issue may come before me as President, if I should be elected, on birth control, divorce, censorship, gambling or any other subject, I will make my decision in accordance with these views -- in accordance with what my conscience tells me to be in the national interest, and without regard to outside religious pressure or dictates. And no power or threat of punishment could cause me to decide otherwise. 
Wenig später, als drei amerikanische Bischöfe erklärten, daß ein katholischer Christ keinen Kandidaten wählen dürften, der nicht die Sicht der katholischen Kirche im Hinblick auf Abtreibung und künstliche Empfängnisverhütung teile, kam die Probe aufs Exempel. Kennedy enthielt sich bewußt jeder Meinungsäußerung zu diesem Aufruf - und wurde gewählt.

Kennedy hatte in Wahrheit einen revolutionären Epochenwandel herbeigeführt, auch wenn er ihn nicht mehr selbst erlebte. In Wahrheit war der politische Code der USA niemals kirchlich, weder katholisch noch protestantisch, aber er war genuin christlich. Auch wenn die "founding fathers" häufiger Freimaurer als engagierte Christen waren, akzeptierten sie doch den christlichen Code, den Katalog der christlichen Prinzipien als genetischen Code ihrer Republik. Sie schrieben diesen Code in ihre Verfassungen: life, liberty and property.

Einer der bedeutendsten, zumindest der einflußreichste Soziologe der USA, Charles Murray hat das Jahr des Todes Kennedys, 1963 als den Wendepunkt angesehen, als das Ende des "sturdy codes" und den Beginn der Epoche der "ecumenical niceness".

Kommen wir zurück zu Andrea Maria Nahles. Vor vierzig Jahren diente sie in ihrer Gemeinde, wie sie stolz berichtet als erste Meßdienerin. Die Liturgierevolution hatte es möglich gemacht. War ihr wohl bewußt, daß sie damit ein Jahrtausende altes Tabu brach, daß sich bis in vorchristliche Zeiten zurückverfolgen läßt? Wahrscheinlich.

Noch eine Geschichte aus ihrer katholischen Kindheit, die sie der Presse immer stolz berichtet. Als der Weihbischof die Gemeinde besuchte, habe man ihr eingeschärft, den Herrn Bischof mit der korrekten Ansprache anzureden, nämlich mit "Hochwürdigster Herr Bischof".  Sie weigerte sich, und begrüßten als Obermeßdienerin den "lieben Herrn Weihbischof".

Nun wäre ja gerade die traditionelle Ansprache in den antiautoritären Siebzigern mutig gewesen. Es hätte bedeutet, einer Institution die Ehre zu erweisen, die in der Kulturrevolution schon längst zu Boden gegangen war. 

Kann eine Katholikin Sozialistin sein? Folgt man der authentischen katholischen Soziallehre, so wie sie von Leo dem XIIIten in seiner berühmten Enzyklika "rerum novarum" formuliert wurde, niemals. 

Trotzdem hat sich Andrea Nahles ihre Selbständigkeit bewahrt. In Fragen des Lebensschutzes hat sie nicht nur einmal gegen ihre eigene Partei gestimmt..

Als es aber um das revolutionärste aller modernistischen Projekt ging, die Dekonstruktion der Ehe, nämlich die "Ehe für alle", hat sie versagt. Kein einziger Abgeordneter der SPD stimmte gegen die Verabschiedung von der elementarsten Institution des christlichen Abendlandes. Auch nicht Frau Andrea Maria Nahles.

Andrea Nahles ist nicht unverheiratet und nicht kinderlos, wie so manche unserer revolutionären Politikerinnen. Ihre Ehe ist geschieden, sie erzieht ihr Kind allein. Sie lebt noch immer in ihrem kleinen Eifel-Dort, sie besucht noch immer jeden Sonntag die Heilige Messe.

Ganz unsympathisch ist sie mir keineswegs. Aber gleichzeitig repräsentiert sie den vorherrschenden Typus des liberalen katholischen Politikers. Und dieser Typus erwartet von sich, wie es Kennedy formuliert hat, im Widerspruch zu seinen innersten Überzeugungen zu leben, weil es der Staatsraison entspricht oder - schlimmer noch - der Parteiraison.

Dienstag, 20. Februar 2018

Mein persönlicher Aschermittwoch

Pierrot

Ich bin kein gebürtiger Fastnachter. Ich bin lutherisch getauft und in der Vorstellung des entlaufenen Augustinermönchs Luther ist das Leben ja gewissermaßen ein einziger Bußgang. Daß das geheime Motto der Calvinisten lautet: "Du darfst alles, solange es keinen Spaß macht" (Watzlawik) setze ich als bekannt voraus.

Nun hat mich ein gnädiges Geschick im Alter von zwei Jahren in das Rheinland geführt, und Rheinland ist Fastnachtsland, ob nun mehrheitlich protestantisch, wie mein damaliger Wohnort, die alte Kaiserstadt Worms, oder mehrheitlich katholisch wie die kurfürstliche Residenz Mainz.

Es war immer ein bißchen schwierig, meiner kulturprotestantischen Mutti zu verdeutlichen, daß ich eine Knallplättchenpistole und ein Cowboykostüm benötige, um meiner gesellschaftlichen Ausgrenzung zu entgehen, aber ich war erfolgreich, auch wenn ich gegen die kulturkatholischen Kinder im Kostümwettbewerb nicht den Hauch einer Chance hatte.

Rosenmontag und Fastnachtsdienstag war jedenfalls frei, auch wenn ich nach einer Umsiedlung in eine wiederum kulturprotestantische Stadt Fastnacht vorwiegend als Fernsehfastnacht feierte. Der organisierte Frohsinn, weder der protzige der Kölner, noch der prollige der Düsseldorfer noch der volkstümliche der Mainzer hat mich nie so richtig überzeugt. Aber ich ließ mich von der Fröhlichkeit dieses urkatholischen Festes anstecken. Fastnacht war Heimat, auch wenn ich eigentlich immer nur Gast war und bis heute Gast geblieben bin.

Trotz aller deutschen Vereinsmeierei war für mich noch bis vor wenigen Jahren Fastnacht ein urkatholisches, plebejisches Fest.

Das ist vorbei.

Fastnacht wurde okkupiert. Okkupiert von der selben satten, selbstzufriedenen unendlich selbstgerechten Klasse, die die Medien beherrscht, Zeitungen, Zeitschriften, das kommerzielle internet, den Staats- und Kommerzfunk. Da sitzen sie nun und beobachten mißgelaunt den Aufstand der Plebejer.

Der Adel, ob Kurfürst oder Großherzog hat den alljährlichen plebejischen Aufstand noch anders gemanagt, nämlich durch die Selbst-plebejisierung. Der Kurfürst von Mainz zog an Fastnacht das Los und diente bis Aschermittwoch meist als Mundschenk, Saaldiener oder auch mal als Schreiner.

Der Neue Adel beschimpft die Plebejer, die den Aufstand wagen und wirft sie aus dem Saal. AfD wählen? Falsche Partei. 2017 haben die humorfreien Meenzer den Fraktionsvorsitzenden der rheinland-pfälzischen AfD, einen Oberstleutnant, von den Saaldienern aus dem Saal werfen lassen. 2018 haben sie die AfD erst gar nicht eingeladen. Dafür wird auf der Bühne um so heftiger gegen die "Partei der kleinen Leute" gewettert, Reichow, jedes Jahr der absolute Tiefpunkt der Meenzer als Humorkanonade getarnten Hate-Session schlägt vor, die Diäten der AfD-Abgeordneten in Reichsmark von 1923 auszuzahlen. Ein anderer Humor-Athlet unterstellt der First Lady der USA sie stamme aus dem Rotlicht-Milieu. Auf der Straße AfD-Bashing, Trump-Bashing, Putin-Bashing, Kaczynski-Bashing, Orban-Bashing, auf jedem Rosenmontagszug dieselben Sujets, als hätte der Beauftragte des Zentralkomitees für Agitation und Propaganda die diesjährigen Mottowagen vorzensiert.

Einer unterschreitet wieder einmal die Grenzen des guten Geschmacks um mehrere Klafter Tilly, der Düsseldorfer Wagenbauer läßt den nackten Trump durch einen russischen Bären vergewaltigen.

Aber der Besuch des Düsseldorfer Rosenmontagszugs ist eh für Familien mit Kindern, oder empfindsame Katholiken nicht empfehlenswert. Tilly hat schon mal Kardinal Meisner als Hexenverfolger oder Papst Benedikt als Anti-Semiten "karikiert". Ansonsten ist der in der "Giordano-Bruno-Stiftung" organisierte militante Atheist Tilly mit weitem Abstand der Meister der Zote.

Der Kölner Guido Canz findet es toll lustig, Donald Trump mit Benzin zu übergießen und bei lebendigem Leib zu verbrennen. Diakon Pauels, Faschingsredner, predigt witzgewaltig von der Kanzel einer katholischen Kirche herab gegen den Zölibat, während halbnackte Hüpfdohlen im Altarraum ein Tänzchen aufführen-

Und die Zeit läßt eine hochgelahrte Professorin gegen Indianerkostüme wettern und den gutgemeinten Vorschlag unterbreiten, daß sich die Deutschen doch mal als Kartoffel verkleiden könnten.

Am Dienstag erhole ich mich beim Karnevalsumzug in der nächstgelegenen urkatholischen Kleinstadt. Irgendwie habe ich den Eindruck, daß die Bürger alle "Zeit" gelesen haben und sich um so engagierter als Mohren, gerne auch mit Menschenfresserkostüm, Indianer, Chinesen, Indonesier., Hexen und andere Angehörige diskriminierter Minderheiten, wie Einhörner, Prinzen, Prinzessinnen und Gardeoffiziere verkleiden.

Nur der Domino ist etwas außer Mode geraten.

Karneval lebt. Jedenfalls außerhalb der Wohnzonen der Bionade-Beourgeoisie.

Nächste Fastnacht bleibt die Glotze kalt.

Mittwoch, 7. Februar 2018

Die neue atheistische Kraft

Wenn es aber schon Religionsunterricht in der Schule gibt, dann möchte ich auch ein Fach Atheismus  haben, in dem man den Kindern erklärt, warum Gottesglauben unwissenschaftlich und naiv ist. Und in dem die Kinder lernen, wieviel Leid in der Menschheitsgeschichte durch Religionen verursacht wurde. (der neue Landesvorsitzende der AfD in Sachsen, Jörg Urban, in einem Post auf der facebook-Seite der "Welt" am 31. Oktober 2017)