Sonntag, 28. Oktober 2012

Soo müde: Warum uns der Staat den Schlaf raubt.


Gott, Schöpfer des Himmels und der Erde hat die Welt, auf der wir leben, wie ein Uhrwerk eingerichtet. Auch wir funktionieren wie die Himmelsuhr, nach der wir uns richten. Steigt die Sonne auf, werden wir munter, der Pegel unserer Hormone schaltet uns auf Aktivität. Steht die Sonne im Zenit, werden wir hungrig, anschließend müde, am Nachmittag werden wir nochmals wacher, wenn auch nicht ganz so wach wie am Vormittag, wer nach Einbruch der Dunkel noch weiterarbeiten will, merkt, daß der Geist schwach, die Muskeln müde werden, wer sich noch um Mitternacht quält, riskiert, vor Müdigkeit umzufallen.

Der Tageslauf der Menschen der Antike und des Mittelalters war genau auf diesen sonnen- und in gewissem Maß auch mondgesteuerten Rhythmus ausgerichtet. Die griechischen und römischen Uhren zählten nicht die gleich langen 24 Stunden, sondern die "temporalen" Stunden des hellen Tages.

Die Mönche, die den Tag in Gebetszeiten einteilten, folgten diesem Modell - und entwickelten sich zu der produktivsten Gemeinschaft des Hohen Mittelalters. Um 12 Uhr endete die Nacht, nach dem Gebet der Laudes. Vor Aufgang der Sonne, in der Morgendämmerung (Aurora) begann das Gebet. Zur ersten Stunde, nach Sonnenaufgang (Ortus) endet das Gebet der Prim, Die Terz gliederte den Vormittag, zur Sext begrüßten die Beter die im Zenit stehende Sonne, der Nachmittag wurde durch die Non unterbrochen, die Vesper endete mit dem Sonnenuntergang (occasum), gegen Ende der Nachtdämmerung (crepusculum) sprachen die Beter die Complet. Ursprünglich übrigens in völliger Dunkelheit und, da auch Noten nicht gelesen werden konnten im tonus directus, also im Sprechgesang.

Benedikt gönnte seinen Mönchen danach sieben Stunden Schlaf, bevor sich seine Benediktiner zum Gebet der Matutin erhoben. Ein äußerst gesunder Tagesablauf, der die produktiven Phasen des menschlichen Biorythmus optimal nutzte. Wer die Benediktsregel kennt, weiß, daß auch die Mahlzeiten optimal auf die "Hungerphasen" des menschlichen Biorhytmus abgestimmt waren.

Die Religion der Großen Industrie, schaffte nicht nur diesen Tagesrhytmus ab, auch die ursprüngliche Zeitzählung geriet in Vergessenheit, die großartigen astronomischen Uhren, die im sonnenarmen Nordeuropa die Gebetszeit zählten, wurden buchstäblich zerschlagen, und durch die uns heute bekannten mechanischen Uhren ersetzt, die den Tag unabhängig vom Sonnenlauf in 24 gleiche Stunden zerhackten. Damit noch nicht genug. Im 20. Jahrhundert wurde auch die Ortszeit abgeschafft, die sich immerhin noch am Sonnenstand zur Mittagszeit richtete, und durch die "Eisenbahnzeit" ersetzt. Die schnellen Bahnen brauchten einen gleichmäßigen Fahrplan, der durch die von Ort zur Ort verschiedene Ortszeit durcheinander geriet. So schuf man die "Zeitzonen", in denen völlig unabhängig von den realen astronomischen Verhältnissen die Uhrzeit nach einem willkürlich verabredeten Plan geregelt wurden.

Mit der "Sommerzeit", die heute endet, ist diese Zeitdiktatur noch einmal auf die Spitze getrieben, kann sich die reale Mittagszeit damit von der mechanischen Uhrzeit doch um fast bis zu zwei Stunden unterscheiden.

Staatliche Willkür und industrialistische Rücksichtslosigkeit steht selbst hinter unserem Zeitsystem. Doch es ist uns nun wiederum so in Fleisch und Blut übergegangen, daß noch nicht einmal den "Vätern" DES KONZILS auffiel, daß sie sich mit der Abschaffung der Prim (SC 89c) sich ebendiesem System unterwarfen. Daß die Prim, die zur ersten Stunde des Tages gebetet wurde, komplementär zur Komplet war, die zur ersten Stunde der Nacht gebetet wird, war keinem der 2.498 Konzilsväter aufgefallen. Vielleicht hätte man den Vätern ihre Armbanduhren abnehmen sollen?

Dienstag, 16. Oktober 2012

Schwarze Listen von "Christen" für Christen

Unter europäischen Parlamentariern  kursieren bekanntlich "Schwarze Listen" mit den Namen von Abtreibungsgegnern. Ganz vorne auf der Liste der „Top 27 European Anti-choice Personalities“ unter anderem zwei Mitglieder der christdemokratischen CDL (Christdemokraten für das Leben) Johanna Gräfin von Westphalen und Sophia Kuby.

Wer aber sind eigentlich die AktivistInnen, die hinter dieser tschekistischen Initiative stehen? Linksextremisten? Postkommunisten? Radikalliberale?

Nö. Wer nachsieht, findet in der deutschen Sektion eine eher biedere wirkende Versammlung von LinkssozialchristfreigrünDemokrat_innen. Zwei Sozialdemokrat_innen, Zwei Link_innen, eine Christdemokrat_in, eine Freidemokrat_in, eine Grün_In. Die meisten verheiratet und keineswegs kinderlos, die Protagonist_Innen allerdings alleinerziehend. Alle irgendwie "gegen rechts" und entsprechend engagiert, aber ansonsten Hinterbänkler_innenszene. Die eine bekennt sich sogar als "Katholikin", die andere als "Protestantin".

Ist ja immer viel von der Mitte der Gesellschaft die Rede, allwo faschistisches Gedankengut zu finden sei. In der Mitte der Gesellschaft einschließlich des "Linkskatholizismus" wie "Linksprotestantismus" angekommen ist aber offenkundig die Auffassung, daß es ein "Recht auf Abtreibung" gäbe, etwas verschämt - und typisch deutscher Aküfi - mit dem Kürzel "SRGR" (Sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte) bemäntelt. Schwarze Listen (von Abtreibungsgegnern) von "Christen" für Christen. Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr.

Was mich allerdings irritiert, ist, daß man nicht nur als Linke, als Grüne, als Liberale, als Sozialdemokratin die irre Theorie von einem "Recht auf Abtreibung" vertreten kann, sondern auch als Christdemokratin. Nicht nur als "Humanist_In" sondern auch als "Christ_in". War mir irgendwie neu.

Die Seiten dieser Organisationen bieten ein wahres Gruselkabinett sämtlicher Abtreibungslobbygruppen, als deren Handlanger sich diese Volksvertreter sich offenkundig verstehen. Alles ist zu finden und vor allem läßt sich nachvollziehen, wes Geistes Kind die Damen und Herren sind. Da wird zum Beispiel Ungarn kritisiert, weil es EU-Mittel einsetzt "to discourage abortion", was ja im Gegenzug bedeutet, daß die Damen und Herren es richtiger finden, Frauen zur Abtreibung zu ermutigen. Natürlich finden sich links zu der von der amerikanischen Eugenikerin und rassistischen Sozialdarwinistin Margaret Sanger gegründeten IPPF, wie auch zu der von der Hitler-Verehrerin Marie Stopes gegründeten "Marie-Stopes-International".

Nun dominieren in dieser blutdürstigen Truppe eindeutig Sozialisten, Liberale und Grüne. Aber die "Europäische Volkspartei" ist ebenso vertreten. Lobenswerterweise findet sich kein konservativer Abgeordneter in diesem Verein. Aber dieses Spektrum ist im vereinigten Deutschland ja nicht mehr existent. Nicht einmal innerhalb der ehemals auchkonservativen CDU. Nur noch einzelne tapfere Abgeordnete vertreten eine dezidiert christliche Linie. Weitgehend ohne Einfluß.

Montag, 15. Oktober 2012

Qin und die Folgen


Das ist er, der dem Völkergefängnis China den Namen gegeben hat, Qin Shi Huang Di, der erste Kaiser Chinas, Begründer der Qin Dynastie. Das ist der, gegen dessen totalitäres und imperialistisches Erbe der diesjährige Preisträger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels zu Felde zieht. "Dieses Reich muß auseinanderbrechen". Diesen Satz hat Lia Yiwu in seiner Rede sechs mal (auf deutsch, damit es bei seinen Zuhörern auch bestimmt haftet) wiederholt.

Alles klatscht Beifall. Aber die selben Journaillisten, die Lia Yuwi bejubeln, verhöhnen die Autonomieinitiativen z.B. der Katalanen, Schotten, Venezianer, Sizilianer und - haha - der Bayern. Lächerlich, nicht dem großbritischen, großspanischen, großitalienischen, großdeutschen (sooooo groß ist es doch gar nicht) und schlußendlich großeuropäischen Reich angehören zu wollen. Mit Daniel Cohn-Bendit als Kaiser und Nobbie Lammert als Großwesir, natürlich.

Doch Freiheit gedeiht nur im einem Klima des freien Wettbewerbs der Ideen und Systeme. Und so war die freieste zeit Deutschlands womöglich die des Heiligen Römischen Reiches nach dem Westfälischen Frieden und vor den Feldzügen der eurasischen Qin, Napoleon, Hitler, Stalin.

Hat jemand die Rede im Original? Ich würde sie sehr gerne lesen.

Ob wohl die Schäubles und Schulzes die Botschaft verstanden haben? Sicher nicht. Denen ist ja gerade der Friedhofsfriedensnobelpreis verliehen worden. Und was ist mit Qin? Sozusagen als geistigem Vater der europäischen Einigung?

(Jetzt könnte man natürlich sagen, daß ich ja nur deshalb gegen die "europäische Einigung" bin, weil ich - wie der Namensgeber dieses Blogs - den Kirchenstaat wieder haben will. Könnte sogar stimmen.)

Freitag, 12. Oktober 2012

Benedikt und das II Vaticanum: Eine Predigt in der Wüste.


Von den Kritikern des Konzils ist häufig zu hören, daß das Konzil eine der wesentlichen Ursachen der heutigen Kirchenkrise sei. Die Konzilseuphoriker hingegen behaupten, Ursache der Krise sei die mangelhafte Umsetzung des Konzils, oder genauer, daß der "Geist des Konzils" ständig ignoriert werde.

Einig sind sich Kritiker und Euphoriker in einem; wir leben in einer Zeit der tiefen Krise der Kirche, nicht unbedingt weltweit, die Entwicklungen in Afrika und Asien sind ermutigend, wohl aber im Mutterland der katholischen Kirche, Europa.

Die Zahlen für Deutschland sind bedrückend. Stellten die Katholiken im Jahre 1960 noch 46,3 % der Bevölkerung, so waren es 2011 auch aber eben nicht nur aufgrund der Wiedervereinigung nur noch 30,2 %. Hielten sich Wiederaufnahmen (5,645) Eintritte (13.970) und Austritte (23.889) im Jahre 1960 noch einigermaßen die Waage, überstiegen im Jahre 2011 die Austritte (126.488) die Wiederaufnahmen (7.163) und Eintritte (3.217) bei weitem. Zählte die Kirche im Jahre 1978 (frühere Zahlen sind nicht verfügbar) noch 389.924 Erstkommunionkinder und 246,460 Taufen, so waren es 2011 nur noch 210.608 Erstkommunionen und 169.599 Taufen. Nahmen im Jahre 1960 noch 46,1 % der Katholiken regelmäßig an der Sonntagsmesse teilt, waren es 2011 nur noch 12,3 %. 1972 meldeten sich 456 Kandidaten in den Priesterseminaren (die Zahl stieg interessanterweise bis 1984 auf 824) 2010 waren es nur noch 178. 1962 fanden 557 Priesterweihen statt, 2010 waren es noch ganze 81. Die Zahl der katholischen Eheschließungen ist von 213.424 im Jahre 1960 auf ganze 46.021 im Jahre 2011 zurückgegangen. Zahlen für die Ordensberufungen seit Anfang 60 sind nicht zu finden, aber die Alterszusammensetzung der Männerorden, vor allem der Frauenorden spricht Bände. Die Zahl der Ordensfrauen ging seit 1991 von 43.474 bs 2011 auf 20.200 zurück. 84% aller Ordensfrauen sind über 65, die Zahlen der Männerorden sind weniger dramatisch, "nur" 57% der Mönche sind schon in Rentenalter, dafür ist die absolute Zahl der Mönche auch wesentlich kleiner (4794).

Lag es am Konzil? Eher wohl an der seiner zeitgeistigen Verarbeitung, schließlich war die Erosion der Evangelischen noch viel dramatischer, ist etwa der Stand der evangelischen Diakonissen, die ja auch zölibatär lebten ist praktisch erloschen.

Die Erosion der Kirche, das Schwinden des Glaubens ging und geht stets parallel mit einer Erosion der gesellschaftlichen Stabilität. Nirgendwo wird diese deutlicher als bei dem Thema Ehe und Familie. 1950 waren noch 92 Prozent der Bevölkerung verheiratet oder verheiratet gewesen, heute sind es 75%. 92 % der Kinder lebten in den 50iger bei ihren verheirateten Eltern, heute sind es nur noch 75%. Die Zahl der Eheschließungen sank seit 1962 um die Hälfte, die Zahl der Ehescheidungen stieg dagegen um das 2,5 fache. Jede zweite Ehe wird heute wieder geschieden. Die demografischen Folgen dieser Entwicklung werden uns alle treffen. Die Zahl der Geburten sank um mehr als die Hälfte, ebenso die Geburtenquote.

Benedikt hat bei seiner Ansprach zum Beginn des Jahres des Glaubens die Metapher der Wüste gebraucht. Ja, wir leben in der Wüste.
In diesen Jahrzehnten (seit Beginn DES KONZILS?) ist eine geistliche „Verwüstung" vorangeschritten. Was ein Leben, eine Welt ohne Gott bedeutet, konnte man zur Zeit des Konzils bereits aus einigen tragischen Vorfällen der Geschichte entnehmen, heute aber sehen wir es leider tagtäglich in unserer Umgebung. Es ist die Leere, die sich ausgebreitet hat. Doch gerade von der Erfahrung der Wüste her, von dieser Leere her können wir erneut die Freude entdecken, die im Glauben liegt, seine lebensnotwendige Bedeutung für uns Menschen. In der Wüste entdeckt man wieder den Wert dessen, was zum Leben wesentlich ist; so gibt es in der heutigen Welt unzählige, oft implizit oder negativ ausgedrückte Zeichen des Durstes nach Gott, nach dem letzten Sinn des Lebens. Und in der Wüste braucht man vor allem glaubende Menschen, die mit ihrem eigenen Leben den Weg zum Land der Verheißung weisen und so die Hoffnung wach halten. Der gelebte Glaube öffnet das Herz für die Gnade Gottes, die vom Pessimismus befreit.
Die geistliche Verwüstung korrespondiert mit der gesellschaftlichen. Dies ist ja DAS Thema dieses Blogs.  Und ehrlich gesagt, es fällt mir sehr schwer, die Freude zu entdecken. Vielleicht liegt das daran, daß ich in meinem Beruf tagtäglich mit dem Elend konfrontiert bin.

Gestern sprach meine Mandantin M. vor. Noch immer verheiratet, Scheidung läuft, drei Kinder. Ihr Mann hatte sie vor drei Jahren verlassen, die Mandantin war mit etwas mehr als vierzig Jahren und nach einem Verkehrsunfall, der sie verletzt und vernarbt zurückließ, wohl nicht mehr so hübsch wie ehedem. Er hat sich für eine Jüngere und für seine Selbstverwirklichung als Künstler erschienen. Die Mandantin hat seitdem mit Mühe ihre Kinder und sich selbst ernäbrt, wurde krank und verlor ihre Arbeit.

Das Haus, daß sie und ihr Ehemann gekauft hatten, steht nun wohl vor der Zwangsversteigerung. Der Ehemann hat sich ins Ausland abgesetzt, wo er sich nun als Fotograf selbstverwirklicht. Selbstredend wird kein Unterhalt gezahlt, die Titel, die ich erwirkt habe taugen nichts. Eine Auslandsvollstreckung ist sinnlos. Gegenstand der Beratung war eigentlich, wie wir mit Hilfe der Sozialämter vielleicht doch das Haus erhalten könnten. Meine Mandantin brach bei dem Gespräch unvermittelt in Tränen aus. sie könne nicht mehr, müsse alles selbst tragen, ihre Kinder hätten sich zu Schulversagern entwickelt, gegen den Großen liefe eine Strafverfahren, das ihr Vater sich davon gemacht habe, haben die Kinder nicht verkraftet. Anwaltsalltag. Wie soll ich meine Mandantin denn nun "vom Pessimismus befreien."?

Die "Freude zu entdecken" fällt mir manchmal schon sehr schwer.

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Der Islam gehört zu Ba-Wü - Freikirchliche Christen und Vertriebene nicht

Lepanto 7. Okt. 1471
Nach jeder politischen Umfärbung eines Bundeslandes vollzieht sich in unschöner Regelmäßigkeit das selbe Spiel: die Rundfunkräte werden umgefärbt. Die Rundfunkräte sollen eigentlich die Unabhängigkeit des Rundfunks (der Name zeigt an, daß die Räte eigentlich aus dem Zeitalter der Dampfeisenbahnen stammen) von der Politik garantieren. Deshalb sollen sie politik- und regierungsfern zusammengesetzt sein.

Kaum ein Verfassungsgrundsatz der in der alltäglichen Praxis häufiger verhöhnt wird als dieser. Nach den Nachrichten, die aus Ba-Wü zu hören sind, muß man sich wohl an den Gedanken gewöhnen, daß die bisherige betrübliche Praxis der politischen Trickserei noch parfümiert wird mit dem Odor der offenen Diskriminierung politisch notorisch inkorrekter Gruppierungen.

Im Schwabenländle sollen nun unter anderem Vertriebene und Freikirchler aus dem Rat fliegen, dafür sollen Umweltverbände (die Naturschutzverbände gelten offenbar nicht als Umweltverbände) und Muslime einrücken.

 Begründet wird dies bisher nicht. Begründet wird dies wohl damit werden, daß die Freikirchen zahlenmäßig weniger relevant sind als die Muslime.

Perfider kann man eine Statistik wohl kaum interpretieren. In Ba-Wü leben der Landesstatistik zufolge mehr als 70.000 Mitglieder freikirchlicher Gemeinden im Gegensatz zu 270.000 Muslimen, also weit weniger Freikirchler als Muslime. Nun sind per definitionem Kinder muslimischer Väter Muslime. Bekanntlich ohne die Möglichkeit des "Austritts". Ob sich diese "Muslime" tatsächlich als Muslime verstehen, hat keiner gefragt. Mitglieder der evangelischen Landeskirchen und Katholiken sind per definitionem der Landesstatistik hingegen nicht alle Kinder von Christen, noch nicht einmal alle Getauften - sondern nur die Kirchensteuerzahler.

Mitglieder bei den Freikirchen sind aber nur die, die tatsächlich praktizierende Mitglieder der Gemeinde sind, Karteileichen werden nicht geduldet - schon gar nicht im Heimatland des Piet-Cong. Die 70.000 Freikirchler sind damit wirklich 70.000, zählt man hingegen als Muslime nur die, die tatsächlich praktizierende Muslime sind, nämlich Moscheevereinen angehören, bleiben nach Abzug der Karteileichen gerade einmal rund 40.000. Der Organisationsgrad der Muslime in Deutschland beträgt nämlich mal eben 15 %.

Im übrigen denkt - hoffentlich - kein Mensch daran, nun den israelitischen Gemeinden ihren Sitz zu nehmen, die haben nämlich gerade mal rund 8.000 Mitglieder. Was im übrigen zeigt, warum es eigentlich geht, nämlich um die Repräsentanz relevanter, nicht etwa kopfstarker Gruppen.

Dies spricht nun eher gegen die "muslimische" Vertretung - ganz abgesehen von dem prinzipiell unlösbaren Problem, wer denn die Muslime vertreten soll, nachdem die sich auch religionsrechtlich - mit der löblichen Ausnahme der Aleviten - bisher jeder Integration verweigert haben. Freikirchen, Evangelische, Katholiken, Aleviten haben sich nämlich als K.ö.Rs organisiert, die "Muslime" haben dies bisher verweigert - konsequent gedacht, widerspräche es dem Prinzip der Umma. Erneut wird also ignoriert, daß die Muslime noch immer, wenn sie Mitspracherechte reklamieren, ihre Bringschuld nicht erbracht haben, nämlich sich in staatsrechtlich akzeptabler und konfessionell klar abgegrenzter Form zu organisieren.

Daneben bleibt noch die interessante Frage zu beantworten, wie der mit Abstand zahlenstärkste deutsche Moscheenverein, die quasistaatliche türkische Ditib denn direkt oder indirekt Mitglied eines "regierungsfernen" Rundfunkrates sein kann. Deutsche Rundfunkpolitik, dirigiert aus Ankara? Aparte Idee.

Es wird also noch lustig werden in Ba-Wü.

Die Vertriebenen waren in Ba-Wü übrigens immer besonders mitgliederstark. Selbst noch mehr als 60 Jahre nach dem Krieg hat der Verband in Baden-Württemberg noch 40.000 Mitglieder - und er besteht mehrheitlich aus Donauschwaben. Die werden sich schon beschweren, daß sie jetzt zum dritten Mal vertrieben werden - erst aus Schwaben, dann aus Jugoslawien und jetzt aus dem Rundfunkrat.

Zitat des Tages

Die eigentümlich frei bietet jeden Tag das "Zitat des Tages". Beim Lesen dieses Zitates fielen mir "die Schuppen von den Augen":
Indem er die Untat schlichtweg bestreitet, bewegt sich der Holocaust-Leugner immer noch im Kraftfeld der traditionellen Moral. Die trostlosen Figuren mit ihren „Bomber Harris, do it again!“-Plakaten haben sie hinter sich gelassen und unmittelbar zu den Nazis aufgeschlossen.
Richtig. Die Holocaust-Leugner bestreiten den Massenmord, vermitteln damit aber gleichzeitig, daß der Massenmord nicht legitim sei. Die "Antideutschen" finden den Massenmord ganz in Ordnung, wenn er die Richtigen trifft.

Warum nun steht die Holocaust-Leugnung unter Strafe (§ 130 Abs. 3 StGB), während die "Verehrer" des Massenmörder Harris nichts zu befürchten haben, oder die Vertreibung von 12 Millionen Deutschen gar noch als gerechte "Strafe für Hitler" gesehen wird? (Wobei ja nicht Hitler, sondern Stalin die Volksdeutschen aus Osteuropa vertrieben hat.) Kann es sein, daß da moralische Kategorien schlechthin verrutscht sind? Daß die Würde des Menschen doch antastbar ist?

Die Kirchengemeinde, der ich angehöre, wurde von Vertriebenen gegründet und besteht heute immer noch in nicht unwesentlichen Teilen aus Vertriebenen und ihren Kindern. Vor den beiden Kirchen stehen jeweils Denkmäler, die an das Schicksal der Vertriebenen erinnern. Die Mehrheit der Vertriebenen u.a. Schlesier, Sudetendeutsche, Ungarndeutsche, waren Katholiken. Damit traf die "gerechte Vertreibung" ausgerechnet den deutschen Bevölkerungsanteil, der am geschlossensten antinazistisch war. Wie sagte noch mal der Dichter? "The fascists of the future will be called anti-fascists." (Winston Churchill)

Montag, 8. Oktober 2012

50 Jahre Zweites Vatikanisches Konzil. Wen interessiert das?


Gab es ein wichtigeres Ereignis im Oktober als die Eröffnung DES KONZILS am 11. Oktober 1962?

Na klar. Am 5.10.1962 erschien die allererste Beatles-Single auf dem Markt. Love me do. Für mich war das jedenfalls das Ereignis des Monats. Nein, des Jahres, eigentlich sogar des Jahrhunderts.

Ich war 13, wie mein von Natur aus bösartiger Bruder meinte, ein Pickelschlaks. Ich fand mich häßlich wie die Nacht und war der festen Überzeugung, daß ich NIEMALS eine Freundin haben würde, wenn ich nicht Rockmusiker würde. Also war ich an neuen musikalischen Entwicklung sehr interessiert, von einem Konzil habe ich damals nichts gehört. Ich begann einen Schlagzeugkurs und verdiente mir Geld mit dem Verteilen der evangelischen Zeitung "Weg und Wahrheit", was ich dann in Snaredrums, Zildjian-Becken, Bassdrums und in eine riesige Zahl von Trommelstöcken investierte, die ich anschließend zu winziwunzigen Holzsplittern verarbeitete.

Meine Beziehung zur Religion bestand damals im wesentlichen darin, daß ich das Geld für Instrumente und Unterricht durch Verteilen besagter Zeitung erwarb, daß unser Bandleader, Sänger und Gitarrist der jüngste Sohn des Gemeindepfarrers war und daß unser Übungskeller sich im Pfarrhaus befand. Mein Bandleader jedenfalls vermittelte mir, daß die von der lutherischen Religion postulierte innerweltliche Askese weniger im regelmäßigen Besuch des Gottesdienstes zu verwirklichen sei, als vielmehr in der Perfektionierung eines konstanten und soliden Beats, eleganter Soli sowie des geschickten Einsatzes von Becken, HI-Hhat und Snaredrum.

Love me do, war eine schöne, aber ziemlich primitive Schnulze, die Musik war einfach, aber supertoll, und die Band vermittelte dem schlichten Schlagzeuger an der Basis, daß es gar nicht so schwer sein konnte, Rockmusiker zu werden.

Das wurde dann alles schließlich komplizierter, die Euphorie bei Musikern und Fans ließ nach, und das letzte Stück, daß die Beatles als Single herausbrachten hatte den resignativen Titel "Let it be". Wie der bedeutendste Marienverehrer unserer Zeit, Alan Posener bemerkte, eine Ode an die Jungfrau Maria. Was nicht stimmt, den mit "Mother Mary", war nicht die Gottesmutter gemeint, sondern Paul MacCartneys ganz reale und leibliche (und katholische) Mutter Mary. Was nun bedeutet, daß die Gottesmutter doch ein ganz bißchen mitgemeint war, denn warum tauft man ein katholisches Mädchen auf den Namen Mary?

Danach löste sich die Band auf.

Daß es auch den Katholiken mit ihrem zunächst euphorisch begrüßten Konzil nicht so ganz gut ging, bekam ich erst viel, viel später mit. Jedenfalls war die Liturgiereform, die im selben Jahr wie "Let it be" auf den Plattenteller gelegt wurde dann doch nicht der Hit. Ein kleiner Blick über den Gartenzaun wäre vielleicht ganz nützlich gewesen. Auch wenn "Let it be" ja nicht einfach laß es sein bedeutet.

When I find myself in times of trouble
Mother Mary comes to me
Speaking words of wisdom, let it be.
And in my hour of darkness
She is standing right in front of me
Speaking words of wisdom, let it be.
Let it be, let it be.
Whisper words of wisdom, let it be.

And when the broken hearted people
Living in the world agree,
There will be an answer, let it be.
For though they may be parted there is
Still a chance that they will see
There will be an answer, let it be.
Let it be, let it be. Yeah
There will be an answer, let it be.

And when the night is cloudy,
There is still a light that shines on me,
Shine on until tomorrow, let it be.
I wake up to the sound of music
Mother Mary comes to me
Speaking words of wisdom, let it be.
Let it be, let it be.
There will be an answer, let it be.
Let it be, let it be,
Whisper words of wisdom, let it be

Donnerstag, 4. Oktober 2012

Nobbie Lammert strikes again: Dany C.-B. und die Grand Armée.

Dany, Nobbie, Uli und Guy auf dem Weg nach Moskau
Hab ich gestern wieder nicht geschnallt. Wenn ein Politiker einen Kampfruf ausstößt, dann, weil er seine Getreuen unter der Fahne sammeln will. "Wir sind Europa!" rief Norbert Lammert, als Präsident des Bundestages der mit Sicherheit politisch mächtigste Katholik Deutschland, seinen Zuhörern zu.

Fast jedem, nur nicht mir, fiel auf, wen Norbert Lammert da zitierte. Diese Parole steht über einem "Manifest", das vor kurzem das übliche linksökoliberalökumenische Unterschriftenkartell mit dem üblichen Inhalt veröffentlichte:
Dort, wo das jugendliche Prekariat seine Zeltlager errichtet hat und seine Stimme öffentlich erhebt, geht es um die Forderung nach sozialer Gerechtigkeit. Ob in Spanien, Portugal, in den Ländern Nordafrikas, oder in den amerikanischen Großstädten, oder in Moskau – diese Forderung wird überall machtvoll vorgebracht. Es wächst die Wut über eine Politik, die mit riesigen Summen Banken rettet, aber die Zukunft der Jugend verspielt. Doch welche Hoffnung bleibt dann für ein Europa, das immer älter wird? 
Gibt es nicht inzwischen irgendwo im internet einen Manifestgenerator? Da müßte man dann die entscheidenden Schlüsselbegriffe eingeben und erhielte dann einen Aufruf, der sprachlich vielleicht sogar noch etwas eleganter wäre. "Jugendlich" - der Progressismus ist immer jugendlich, auch wenn die Protagonisten weitestgehend schon jenseits des Rentenalters stehen. "Prekariat", "Zeltlager", "seine Stimme erhebt", "soziale Gerechtigkeit", "machtvoll", "Wut", "riesige Summen", "Banken". Fertig ist das Manifest, ein bißchen Würzmittel drüber, Leitungswasser dazu, Unterschriften drunter (aus der Datenbank), fertig ist die Wassersuppe.

Kleiner Schlenker: das Europa, das immer älter wird. Warum wird es immer älter? Senta Berger, die das Manifest unterzeichnet hat, wie sie ja schon immer Manifeste unterzeichnet hat, könnte dazu etwas sagen. 1971 hatte sie den mit Sicherheit folgenreichsten Aufruf unterschrieben, der jemals in der Bundesrepublik veröffentlicht wurde: "Wir haben abgetrieben". Seitdem ist nichts prekärer, als das Leben eines ungeborenen Kindes. Seitdem, aber nicht nur deshalb, "wird Europa immer älter".

Mich wundert immer, warum unsere politische Klasse keinen Blick zurück wagt. Vor zweihundert Jahren gab es schon einmal, was unser Polit- und Unterschriftenkartell sich so sehnlichst erhofft, das vereinte Euro-Europa, interessanterweise, wie heute, ohne Schweden, Großbrittanien und ohne Rußland. Mit einheitlicher Währung (dem Franc), einheitlichem Recht (dem Code napoleon), einer einheitlichen Armee, von der der "Linksradikale" Cohn-Bendit heute wieder träumt. Der träumt allerdings von einer popeligen Zinnsoldatenarmee mit 300.000 Soldaten.

Mickrig. Als Napoleon im Sommer 1812 den Grenzfluß Njemen (Memel) überschritt, hatte seine Armee insgesamt 600.000 Soldaten. Heute vor 200 Jahren war ein Teil dieser Armee im absichtsvoll vom eigenen Bürgermeister niedergebrannten Moskau gefangen, der aktive Kader war auf etwas mehr als 100.000 Soldaten geschrumpft. In wenigen Wochen würde der Rückzug beginnen, der mit dem Tod der Grande Armée endete.

Die Gründe für das Desaster könnten uns bekannt vorkommen. Die Armee sprach mehr als ein dutzend Sprachen. Teile der Armee warteten nur darauf, sich bei der nächstbesten Gelegenheit davon zu machen. Noch auf dem Rückzug verbündeten sich die Preußen mit Rußland, um im Folgejahr gegen Frankreich zu ziehen. Die Interessenkonflikte waren nur oberflächlich übertüncht. Das imperiale Gehabe und die politische Rücksichtslosigkeit Napoleons ließ selbst den neu installierten, mit Napoleon verschwägerten König von Schweden, den Grafen Bernadotte, zum Feind werden. Nicht nur Napoleons Nachschubwege waren überdehnt, daß ganze napoleonische Imperium, das heute in etwa die Region von EU-Europa umfaßt, war es.

Geschichte wiederholt sich als Farce. Gibt es einen schlimmeren Feind als den neuen Zaren Putin? Ist nicht Großbrittanien verhaßt? Hält sich nicht Schweden klug abseits und von europäistischen Utopien und Experimenten fern? Griechenland ist nun nicht dabei, das gehörte vor 200 Jahren noch zum osmanischen Reich, wovon es sich offenkundig bis heute weder wirtschaftlich noch geistig erholt hat. Auf keinen Fall geistig erholt hat sich unsere politische Elite von den imperialen Utopien Napoleons.

Läßt sich nachlesen. Und zwar in  Daniel Cohn-Bendits und Guy Verhofstadts epochalem Werk "Für Europa". "Nur ein Frontalangriff kann uns noch retten." Klingt wie Napoleon vor Borodino. "Angriff ist die beste Verteidigung." Wird sich Napoleon vor seinem Übergang über den Njemen auch gedacht haben. Ansonsten kann man nachlesen, daß es den Herren wohl vor allem um Macht geht. Angesichts der Globalisierung und und und.

Aber auch das: "Achte, was uns vereinigt, nicht, was uns entzweit." Kenn ich doch? Lammert!

Der Ökumenismus und der Europäismus sind offenbar Zwillinge.

Mittwoch, 3. Oktober 2012

"Vereinigung" war nur selten ein Anlaß zum Feiern. 2020: Die Wiedergeburt des Patrimonium Petri


Nun reden sie wieder von der Notwendigkeit der Vertiefung der europäischen Einigung, allen voran die verspäteten Jakobiner, die Idioten, mit denen ich meine jungen Jahre verplempert habe. Cohn-Bendit hat wohl wieder ein Buch geschrieben. Ein Manifest heißt es diesmal, für die noch intensivere Vereinigung der europäischen Staaten. Während die Nationalstaaten, die ja über Jahrhunderte nichts anderes waren als Völkergefängnisse und es immer noch sind, Auflösungserscheinungen zeigen, träumen die späten Napoleoniten noch immer Napoleons Traum von dem einen Europa, mit dem einen Gesetzbuch, der einen Regierung, der einen Währung.

Vor 200 Jahren endete dieser Traum als Alptraum, in der Katastrophe des russischen Feldzugs, der einer Million Menschen das Leben kostete. Auch der europäische Traum einer machtgierigen und größenwahnsinnigen politischen Klasse wird als Alptraum enden,

Ach ja, das erste schlechte Buch, das Dany geschrieben hat, hab ich noch wirklich gelesen "Linksradikalismus - Gewaltkur gegen die Alterskrankheit des Kommunismus". Seitdem brauch ich keine anderen mehr von ihm zu lesen. Ich vermute vielmehr, daß ihm der neueste Unfug, den er in seinen Computer gehackt hat, ihm in ein paar Jahren genau so peinlich sein wird, wie das unsägliche Heftchen über den "Linksradikalismus".

Die Analyse, daß die heutigen Nationalstaaten nicht überleben werden, teile ich allerdings. Ich glaube nicht, daß Großbrittanien in wenigen Jahren noch groß sein wird, es wird genau so klein oder so groß sein, wie das große Spanien, das große Italien, das große Deutschland, das große Österreich. Wenn ich die Zeichen der Zeit richtig deute, wird es diese Nationen gegen Mitte dieses Jahrtausends nicht mehr geben.

Der erste neue Staat, der entstehen wird, dürfte Katalonien sein. Vor wenigen Tagen demonstrierten 1,5 Katalanen - 20 Prozent der Bevölkerung - für die Loslösung vom spanischen Staat, eine Folge übrigens der mißratenen europäischen Einheitswährung. Die Katalanen sehen es nicht mehr ein, daß sie für den spanischen Staat weit mehr zahlen müssen, als sie zurückbekommen, die Eurokrise erlaubt den Spaniern jedoch keinen Kompromiss, der Katalonien im Verbund halten könnte. Ich rechne mit einer Loslösung im Jahre 2013.

2014 wird Schottland folgen, der Termin für das Referendum steht bereits fest. Es mag sein, daß dann einige Jahre Ruhe herrscht, aber die mit Sicherheit positiven Ergebnisse der Sezession - auch für Spanien und England werden sie positiv sein - werden auch andere Völker ermutigen, sich aus ihrem Gefängnis zu befreien, Italien wird der nächste Staat sein, der zerfällt.

Ich rechne mit einem Zerfall im Jahre 2020. Dann jährt sich die Zwangsvereinigung Italiens zum 150ten Mal. Die Erinnerung daran, daß diese Vereinigung nicht freiwillig erfolgte, sondern den Charakter einer Eroberung des restlichen Italiens durch den Staat Sardinien-Piemont war, könnte das Nachdenken fördern und den Anstoß zur Auflösung der in Wirklichkeit von niemandem geliebten Kunstgestalt geben. Italien wird zerfallen, wie Jugoslawien zerfiel, ohne kriegerische Auseinandersetzungen womöglich, man wird sich abwenden, ohne daß es wirklichen Widerstand geben wird. Das Beispiel Jugoslawien wirkt nach. Niemand will einen sinnlosen Krieg.

Zuerst wird sich Südtirol abwenden, daß bis zur gewaltsamen Usurpation 1919 noch nie zu Italien gehörte. Trentino wird mitgehen, Nord-und Südtirol werden sich vereinigen, auch Österreich wird damit ein bißchen kleiner. Als nächstes wird Venetien gehen, dort hat die Lega Nord seit jeher den größten Rückhalt, und der wird wachsen, nicht schrumpfen.

Es wird die politischen Beobachter mit Sicherheit wundern, daß nicht von der Lega Nord, sondern auch von Vertretern des Südens die Initiative zur endgültigen Auflösung ausgehen wird. Sizilien und das ehemalige Königreich Neapel haben von der Zwangsvereinigung nicht profitiert, im Gegenteil. Wirtschaftskraft und Einkommensniveau Süd- und Norditalien waren vor der Eroberung Süditaliens gleich. Erst durch eine Wirtschafts- und Währungspolitik, die von Dirigismus, Merkantilismus und Inflationismus gekennzeichnet war, verarmte der Süden, nicht zuletzt durch eine Währungsunion, die den stabilen süditalienischen Scudo durch die schließlich auf Papiergeld basierende Lira-Währung ersetzte.

Zurück zu Cohn-B.: Die Norditaliener der Lombardei wollen Süditalien rausschmeißen, meint D. C.-B. Die Sizilianer haben weit mehr Gründe, Norditalien "hinauszuwerfen", als umgekehrt. Beide, Nord- wie Süditalien haben gute Gründe, in Zukunft getrennte Wege zu gehen. Wie auch Griechenland und der Rest letztlich gute Gründe hat, die altnapoleonischen Träume alternder Revoluzzer nicht mehr mitzuträumen.

Aber ich wollte ja über die Wiedergeburt des Patriomium Petri schreiben. Es wird wiedererstehen. Weil es schon immer da war. Die "päpstlichen Staaten" existierten bis 1870 seit mehr als 1000 Jahren, wie das Königreich beider Sizilien seit mehr als 1000 Jahren existierte, wie Venetien und Tirol, wie das Fürstbistum Trient. Blut ist dicker als Wasser, auch wenn es gleichsam nur "Kulturblut" ist.

Im übrigen spricht das schlichte ökonomische Kalkül dafür. Die heutige politische Klasse will partout das Primat der Politik über den "Markt" erobern. Sie will den Dirigismus über den freien Wettbewerb siegen lassen, auch über den Wettbewerb selbständiger Staaten. Das wollte die Sowjetunion auch.

Die neue Währung des alten Staates wird, wie wie bis vor 118 Jahren wieder der Giulio sein. Benannt ist der nach Julius II. Ein großer Staatsmann.