Sonntag, 28. Oktober 2012
Soo müde: Warum uns der Staat den Schlaf raubt.
Gott, Schöpfer des Himmels und der Erde hat die Welt, auf der wir leben, wie ein Uhrwerk eingerichtet. Auch wir funktionieren wie die Himmelsuhr, nach der wir uns richten. Steigt die Sonne auf, werden wir munter, der Pegel unserer Hormone schaltet uns auf Aktivität. Steht die Sonne im Zenit, werden wir hungrig, anschließend müde, am Nachmittag werden wir nochmals wacher, wenn auch nicht ganz so wach wie am Vormittag, wer nach Einbruch der Dunkel noch weiterarbeiten will, merkt, daß der Geist schwach, die Muskeln müde werden, wer sich noch um Mitternacht quält, riskiert, vor Müdigkeit umzufallen.
Der Tageslauf der Menschen der Antike und des Mittelalters war genau auf diesen sonnen- und in gewissem Maß auch mondgesteuerten Rhythmus ausgerichtet. Die griechischen und römischen Uhren zählten nicht die gleich langen 24 Stunden, sondern die "temporalen" Stunden des hellen Tages.
Die Mönche, die den Tag in Gebetszeiten einteilten, folgten diesem Modell - und entwickelten sich zu der produktivsten Gemeinschaft des Hohen Mittelalters. Um 12 Uhr endete die Nacht, nach dem Gebet der Laudes. Vor Aufgang der Sonne, in der Morgendämmerung (Aurora) begann das Gebet. Zur ersten Stunde, nach Sonnenaufgang (Ortus) endet das Gebet der Prim, Die Terz gliederte den Vormittag, zur Sext begrüßten die Beter die im Zenit stehende Sonne, der Nachmittag wurde durch die Non unterbrochen, die Vesper endete mit dem Sonnenuntergang (occasum), gegen Ende der Nachtdämmerung (crepusculum) sprachen die Beter die Complet. Ursprünglich übrigens in völliger Dunkelheit und, da auch Noten nicht gelesen werden konnten im tonus directus, also im Sprechgesang.
Benedikt gönnte seinen Mönchen danach sieben Stunden Schlaf, bevor sich seine Benediktiner zum Gebet der Matutin erhoben. Ein äußerst gesunder Tagesablauf, der die produktiven Phasen des menschlichen Biorythmus optimal nutzte. Wer die Benediktsregel kennt, weiß, daß auch die Mahlzeiten optimal auf die "Hungerphasen" des menschlichen Biorhytmus abgestimmt waren.
Die Religion der Großen Industrie, schaffte nicht nur diesen Tagesrhytmus ab, auch die ursprüngliche Zeitzählung geriet in Vergessenheit, die großartigen astronomischen Uhren, die im sonnenarmen Nordeuropa die Gebetszeit zählten, wurden buchstäblich zerschlagen, und durch die uns heute bekannten mechanischen Uhren ersetzt, die den Tag unabhängig vom Sonnenlauf in 24 gleiche Stunden zerhackten. Damit noch nicht genug. Im 20. Jahrhundert wurde auch die Ortszeit abgeschafft, die sich immerhin noch am Sonnenstand zur Mittagszeit richtete, und durch die "Eisenbahnzeit" ersetzt. Die schnellen Bahnen brauchten einen gleichmäßigen Fahrplan, der durch die von Ort zur Ort verschiedene Ortszeit durcheinander geriet. So schuf man die "Zeitzonen", in denen völlig unabhängig von den realen astronomischen Verhältnissen die Uhrzeit nach einem willkürlich verabredeten Plan geregelt wurden.
Mit der "Sommerzeit", die heute endet, ist diese Zeitdiktatur noch einmal auf die Spitze getrieben, kann sich die reale Mittagszeit damit von der mechanischen Uhrzeit doch um fast bis zu zwei Stunden unterscheiden.
Staatliche Willkür und industrialistische Rücksichtslosigkeit steht selbst hinter unserem Zeitsystem. Doch es ist uns nun wiederum so in Fleisch und Blut übergegangen, daß noch nicht einmal den "Vätern" DES KONZILS auffiel, daß sie sich mit der Abschaffung der Prim (SC 89c) sich ebendiesem System unterwarfen. Daß die Prim, die zur ersten Stunde des Tages gebetet wurde, komplementär zur Komplet war, die zur ersten Stunde der Nacht gebetet wird, war keinem der 2.498 Konzilsväter aufgefallen. Vielleicht hätte man den Vätern ihre Armbanduhren abnehmen sollen?
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Nach gefühlten 30 Jahren Sommerzeit, bei uns ist zur normalen Zeit Mittag eine halbe stunde vor zwölf und zur Sommerzeit Mittag eine halbe Stunde nach zwölf. Ich habe mich immer noch nicht daran gewöhnt. Jedes Jahr geh ich in den Keller und stell die Uhr der Heizung um. Als ich noch ein Auto hatte habe ich mich geweigert die Uhr im Auto umzustellen
AntwortenLöschenStaatliche Willkür und industrialistische Rücksichtslosigkeit steht selbst hinter unserem Zeitsystem. Doch es ist uns nun wiederum so in Fleisch und Blut übergegangen, daß noch nicht einmal den "Vätern" DES KONZILS auffiel, daß sie sich mit der Abschaffung der Prim (SC 89c) sich ebendiesem System unterwarfen. Daß die Prim, die zur ersten Stunde des Tages gebetet wurde, komplementär zur Komplet war, die zur ersten Stunde der Nacht gebetet wird, war keinem der 2.498 Konzilsväter aufgefallen. Vielleicht hätte man den Vätern ihre Armbanduhren abnehmen sollen?
AntwortenLöschenAbschaffung der Prim paßt ja zu den Gesamttendenzen, die die Brevierreform des 20 Jahrhundert seit Pius X. begleiten. Wenn man sich die Kuriendokumente diesbezüglich einmal liest, dann stellt man fest, es sei ständig die Rede von Entlastung der Geistlichkeit von der Last der Brevierpflicht, damit sie auf anderen Frontlinien effektiver streiten konnte. Es ist peinlich, aber es ist halt so: Das öffentliche Gebet der Kirche wurde von Ihren liturgischen Funktionären schon längst als eine Last empfungen, nicht mehr als eine grundliegende Berufung.