Mittwoch, 10. Oktober 2012

Der Islam gehört zu Ba-Wü - Freikirchliche Christen und Vertriebene nicht

Lepanto 7. Okt. 1471
Nach jeder politischen Umfärbung eines Bundeslandes vollzieht sich in unschöner Regelmäßigkeit das selbe Spiel: die Rundfunkräte werden umgefärbt. Die Rundfunkräte sollen eigentlich die Unabhängigkeit des Rundfunks (der Name zeigt an, daß die Räte eigentlich aus dem Zeitalter der Dampfeisenbahnen stammen) von der Politik garantieren. Deshalb sollen sie politik- und regierungsfern zusammengesetzt sein.

Kaum ein Verfassungsgrundsatz der in der alltäglichen Praxis häufiger verhöhnt wird als dieser. Nach den Nachrichten, die aus Ba-Wü zu hören sind, muß man sich wohl an den Gedanken gewöhnen, daß die bisherige betrübliche Praxis der politischen Trickserei noch parfümiert wird mit dem Odor der offenen Diskriminierung politisch notorisch inkorrekter Gruppierungen.

Im Schwabenländle sollen nun unter anderem Vertriebene und Freikirchler aus dem Rat fliegen, dafür sollen Umweltverbände (die Naturschutzverbände gelten offenbar nicht als Umweltverbände) und Muslime einrücken.

 Begründet wird dies bisher nicht. Begründet wird dies wohl damit werden, daß die Freikirchen zahlenmäßig weniger relevant sind als die Muslime.

Perfider kann man eine Statistik wohl kaum interpretieren. In Ba-Wü leben der Landesstatistik zufolge mehr als 70.000 Mitglieder freikirchlicher Gemeinden im Gegensatz zu 270.000 Muslimen, also weit weniger Freikirchler als Muslime. Nun sind per definitionem Kinder muslimischer Väter Muslime. Bekanntlich ohne die Möglichkeit des "Austritts". Ob sich diese "Muslime" tatsächlich als Muslime verstehen, hat keiner gefragt. Mitglieder der evangelischen Landeskirchen und Katholiken sind per definitionem der Landesstatistik hingegen nicht alle Kinder von Christen, noch nicht einmal alle Getauften - sondern nur die Kirchensteuerzahler.

Mitglieder bei den Freikirchen sind aber nur die, die tatsächlich praktizierende Mitglieder der Gemeinde sind, Karteileichen werden nicht geduldet - schon gar nicht im Heimatland des Piet-Cong. Die 70.000 Freikirchler sind damit wirklich 70.000, zählt man hingegen als Muslime nur die, die tatsächlich praktizierende Muslime sind, nämlich Moscheevereinen angehören, bleiben nach Abzug der Karteileichen gerade einmal rund 40.000. Der Organisationsgrad der Muslime in Deutschland beträgt nämlich mal eben 15 %.

Im übrigen denkt - hoffentlich - kein Mensch daran, nun den israelitischen Gemeinden ihren Sitz zu nehmen, die haben nämlich gerade mal rund 8.000 Mitglieder. Was im übrigen zeigt, warum es eigentlich geht, nämlich um die Repräsentanz relevanter, nicht etwa kopfstarker Gruppen.

Dies spricht nun eher gegen die "muslimische" Vertretung - ganz abgesehen von dem prinzipiell unlösbaren Problem, wer denn die Muslime vertreten soll, nachdem die sich auch religionsrechtlich - mit der löblichen Ausnahme der Aleviten - bisher jeder Integration verweigert haben. Freikirchen, Evangelische, Katholiken, Aleviten haben sich nämlich als K.ö.Rs organisiert, die "Muslime" haben dies bisher verweigert - konsequent gedacht, widerspräche es dem Prinzip der Umma. Erneut wird also ignoriert, daß die Muslime noch immer, wenn sie Mitspracherechte reklamieren, ihre Bringschuld nicht erbracht haben, nämlich sich in staatsrechtlich akzeptabler und konfessionell klar abgegrenzter Form zu organisieren.

Daneben bleibt noch die interessante Frage zu beantworten, wie der mit Abstand zahlenstärkste deutsche Moscheenverein, die quasistaatliche türkische Ditib denn direkt oder indirekt Mitglied eines "regierungsfernen" Rundfunkrates sein kann. Deutsche Rundfunkpolitik, dirigiert aus Ankara? Aparte Idee.

Es wird also noch lustig werden in Ba-Wü.

Die Vertriebenen waren in Ba-Wü übrigens immer besonders mitgliederstark. Selbst noch mehr als 60 Jahre nach dem Krieg hat der Verband in Baden-Württemberg noch 40.000 Mitglieder - und er besteht mehrheitlich aus Donauschwaben. Die werden sich schon beschweren, daß sie jetzt zum dritten Mal vertrieben werden - erst aus Schwaben, dann aus Jugoslawien und jetzt aus dem Rundfunkrat.

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