Mittwoch, 22. Mai 2013

Conservative Prophetie: Chesterton über Feminismus, Sozialismus und Kapitalismus (1910)


Conservative Schriftsteller, Philosophen und Politiker haben mich stets durch ihre prophetische Weitsicht beeindruckt.

Edmund Burke hat 1790 in seinen "Reflections" die Blutbäder der Jakobiner und den Putsch Napoleons vorhergesagt. Wenige Jahre später trafen seine Voraussagen ein.

Donoso Cortez prognostizierte Mitte des 19. Jahrhunderts die slavische Revolution, den ersten und zweiten Weltkrieg, die kommunistische Revolution in Russland sowie den Zusammenbruch der Sowjetunion. Er behielt recht.

Chesterton und Belloc erkannten die feministisch-sozialistische Zukunft des Kapitalismus, die feministische Revolution wie auch den autoritären Sozialstaat, die unter dem Programm der feministischen und sozialen Reform eine umso autoritärere Form des Kapitalismus hervorbringen würden. Ein kurzer Text Chestertons beobachtete schon 1910 die bemerkenswerte Harmonie zwischen den feministisch-sozialistischen Feinden der "traditionellen Familie" und den schlichten Propagandisten eines Kapitalismus, der vor allem nach billigen Arbeitskräften sucht.

Haben wir diesen Schulterschluß nicht erst vor kurzem in der unsäglichen Debatte über die "Herdprämie" beobachten können? Offenkundig hat sich in hundertdrei Jahren nicht viel geändert:
"A horrible supicion thas has sometimes haunted me: the suspicion that Hudge (der Sozialreformer) and Gudge (der Kapitalist) are secretly in partnership... Gudge the plutocrat wants an anarchic industrialism; Hudge the idealist provides him with lyric praises of anarchy. Gudge wants women workers because they are cheaper; Hudge calls the woman´s work "freedom to live her own life." (G.K. Chesterton, What´s Wrong With the World! London: Cassell, 1910)
Man lese diesen Dumpfbacken-Artikel aus der inzwischen mit gutem Grund pleite gegangenen, stets stramm linkskapitalistischen deutschen "FTD", in dem die einhellige Meinung des guten Hudge (vulgo: des DGB-Chefs Sommer) und des nicht weniger wohlmeinenden Gudge (vulgo: des Arbeitgeberpräsidenten Dieter Hundt) zur "Herdprämie" wiedergegeben wird. Auf die Blaustrümpfe war G.K.C. schon vor hundert Jahren nicht gut zu sprechen. Er schob sie nur nicht in den Vordergrund. Schade eigentlich, denn so haben wir nun keinen netten englischen Spitznamen für Mrs. Schwarzer.

4 Kommentare:

  1. Irgendwas irritiert mich an der Jahreszahl 1890 im zweiten Absatz ... aber was?!? (Bißchen beckmessern muß am Wagnertag erlaubt sein ...;-)

    AntwortenLöschen
  2. Ich frage mich ja auch immer wie 8 Stunden an der Kasse bei Aldi zu sitzen die feministische Alternative sein kann und seit wann in Links Lohnarbeit selbstbestimmt ist. Haben die alle Marx nicht gelesen oder habe ich den Mann gründlich mißverstanden?
    Ist denen eigentlich klar, daß nur ganz wenige Menschen ihrer Arbeit aus Liebe zur Tätigkeit nachkommen, sondern die meisten es tun weil sie es müssen? Wie viele Verkäuferinnen sitzen an der Kasse weil sie so gerne das "Piep" des Barcodescanners hören?

    Chesterton bringt es auf den Punkt: niedrige Löhne und Abneigung gegen Familien. Ich würde noch eine calvinitisch geprägte Nützlichkeitsethik hinzufügen: du bist nur ein Mensch, wenn du arbeitest. Und Arbeit meint kapitalitische geprägte Lohnarbeit. Nur was Geld bringt zählt.

    Ich werde diesen Wahlkampf wieder Parteiler schockieren: da ich wieder mit Kinderwagen unterwegs sein werde, bin ich mir ziemlich sicher, daß mir mindestsn CDU, SPD und Grüne (die FDP treffe ich bei Stadtspaziergängen nur ganz selten) wieder versichern werden, daß sie ganz viel für mich "als Frau" tun wollen wenn sie gewählt werden: nämlich mir das Kind abnehmen damit ich wieder arbeiten kann. Erstens arbeite ich (ich bin heute nicht so früh aufgestanden weil das Wetter so nett ist, sondern weil die erste Maschine Wäsche angeworfen werden mußte), zweitens sehe ich nicht, wo meine Kinder (mittlerweile 4) so viel besser in Tageseinrichtungen aufgehoben sein sollen als in ihrer Familie und drittens hat mein Großer gar keine Zeit für Ganztagsschule, sonst würde nämlich Kommunionsunterricht, Sportverein und selbständige Verabredungen meist ausfallen.

    Ich frage mich seit wann man Links eigentlich so staatsgläubig ist. das ist weder frauen- noch familienfreundlich, das ist arbeitgeberfreundlichst.


    Eine Frage geht bei der Debatte um Frauen und ihr "Recht" auf Lohnarbeit immer unter:
    die Frage, wie gut es eigentlich für Kinder ist, sehr jung von ihren Bezugspersonen getrennt zu sein.
    Unserer mittlerer Sohn (jetzt fast 6) hatte eine extreme Klammerphase um seinen ersten Geburtstag rum. Das dauerte ein paar Monate. Ich konnte nicht aus dem Zimmer gehen, ohne das er zu weinen anfing. Ich mußte mir in der Kirche ein gesangbuch holen als wir schon saßen- danach wußte die ganze Gemeinde, daß wir jetzt da sind...
    Einschlafen ging nur mit mir. Mich hat das manchmal an meine Grenzen gebracht, aber eines Tages war es vorbei. Was tut man einem Kind an, wenn man es zwingt, in genau dieser Phase getrennt zu werden? Ich kann mir nicht vorstellen, daß er das einzige Kind auf der ganzen weiten Welt ist, was durch diese Klammerphase durchging.

    Genug von meinem "Lieblingsthema", ich lege jetzt mit dem "Nichtstun" los: Frühstück machen, Kinder wecken, Kinderarzttermin wahrnehmen, kochen- kurz, mit allem,w as der Staat ja besser kann als ich!

    AntwortenLöschen
  3. Ja, ich "geniesse" auch diese Freiheit hier sehr, dss Kinderbetreuung bis Schuleintritt (Kinder 5 Jahre alt) komplett Privatsache und dementsprechend auch sehr teuer ist, da wird einem mal klar, was Fremdbetreuung eigentlich kostet - was fuer alleinerziehende Frauen und Familien mit geringem Einkommen eine schwere Buerde sein kann, dennoch mischt sich hier eben Niemand ein, ob,wie man sein Kinder wo und betreuen lassen will und wer wie was wann vom Staat finanziert bekommt, es ist reine Elternentscheidung und - Verantwortung. Das Spektrum ist sehr vielfaeltig von Dauerkindercare die ganze Woche ueber bis beschulender Teilzeitpreschool ab 3 Jahre. Wenn man eine gute Krankenversicherung hat, gibt es sogar Mutterschutz.
    Und wie schoen es ist, keinen amtlichen Erinnerungsbrief mehr zu bekommen, dass man sein Kind zur U Untersuchung bringen soll damit man nicht als "Assi" dasteht.

    Nicht fuer jeden besser aber jedenfalls freier.

    lg

    AntwortenLöschen