Mittwoch, 5. September 2012

cross and queer: ökumenisches Dummdeutsch

Wie oft ich diese Sätze wohl schon gehört habe:

  • Offensichtlich ist, dass katholische und evangelische Christen viel mehr verbindet als unterscheidet. 
  • Unbestritten ist, dass es unterschiedliche Positionen im Verständnis von Abendmahl, Amt und Kirchen gibt. 
  • Entscheidend ist jedoch, dass diese Unterschiede die Aufrechterhaltung der Trennung nicht rechtfertigen.
Da ich Jahre in einem örtlichen Zusammenschluß der ACK tätig war, mindestens einmal im Monat.

Aber schon der zweite Satz dementiert den ersten. Haben Evangelen und Katholen "unterschiedliche Positionen" im Verständnis "von Abendmahl"? Nein. Auch wenn dieser Aufruf von mehreren Theologen unterschrieben ist, Katholische feiern kein "Abendmahl" sondern zelebrieren die Feier des Heiligen Meßopfers.

Was bedeutet denn dieser Satz, daß "uns" "viel mehr" verbindet, als unterscheidet.? Wer sind "wir"? Was trennt "uns" und was verbindet "uns"? Ist das "viel" oder sogar "viel mehr" oder ist es "wenig"?

Gehören zu diesem "uns" auch "Christen", die keinen einzigen Satz des apostolischen Glaubensbekenntnisses als wahr ansehen, von der Gottessohnschaft Jesu Christ über das "geboren von der Jungfrau Maria" bis zur "Auferstehung im Fleische" (wie es korrekterweise heißen müßte, aber aufgrund eines obskuren Konsenses einer obskuren Arbeitsgruppe obskurer, jedenfalls ökumenischer  Herkunft nicht mehr heißt).

Machen wir doch ein kleines Experiment: wer unterschreibt das Glaubensbekenntnis in der Schreibweise Martin Luthers? Keiner außer der Mehrheit der Gläubigen der SELK.. Die katholischen Christen nicht, weil es dort "christliche Kirche" heißt, die evangelischen nicht, wegen desHalbsatzes "Auferstehung im Fleische", der nicht mehr im "modernen" Glaubensbekenntnis vorkommt. 

Was also ist "viel". Zählen wir doch einmal die sieben Sakramente durch, die Katholiken und Orthodoxe, sowie ein Teil der Anglikaner als durch Christus eingesetzt verstehen: Nicht Teil des gemeinsamen "Verständnisses" sind in jedem Fall das Sakrament der Priesterweihe, der Ehe (nur ein weltlich Ding), der Krankensalbung, der Firmung. Die verbleibenden drei sind die Beichte (kein Sakrament, jedoch wenigstens bei Lutheranern "empfohlen), das Heilige Meßopfer (siehe oben), die Taufe. Von Lehrgemeinsamkeiten in Bezug auf die Sakramentenpastoral können wir daher rein mathematisch gesehen nur von einem Verhältnis von 7 zu 1 - etwa im Verhältnis zu den Calvinisten - mit viel gutem Willen von 5 zu 1 - im Verhältnis zu den Lutheraner - sprechen.

Vorausgesetzt, wir konzedieren den Lutheraner, daß sie wenigstens ein bißchen an die Beichte und auch so ganz ungefähr an ein bißchen Realpräsenz (Konsubstantiation statt Transsubstantiation) glauben.

Es trennt uns in Bezug auf die Sakramentenlehre bei einem Verhältnis von 6 zu 1 bis 5 zu 2 also weit mehr, als uns verbindet.

Was soll also diese hohlste aller Leerformeln? Sie soll nett sein. "Ecumenical Niceness", wie es mein derzeitiger Lieblingssoziologe Charles Murray nennt. Es geht um die ökumenische Nettigkeit, die den jüngeren unter den Unterzeichner angesichts einer nun schon seit Jahrzehnten währenden "Friedenserziehung" in Fleisch und Blut übergegangen ist. Nett, nichtssagend, folgenlos. Murray läßt die Ära der "ecumenical niceness" übrigens im Jahre 1963 beginnen. Genau am 22. November 1963. Dem Tag, an dem J.F.Kennedy ermordet wurde. Wir könnten mit dem 11. Oktober 1962 beginnen.

Der nette Herr Klaus Mertes SJ, sitzt übrigens in der Redaktion.

6 Kommentare:

  1. Ich leide mit dir, Bruder! ;)

    http://invenimus.blogspot.de/2012/09/okumene-der-worter.html

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  2. Die Frage ist aber, ob wir das Thema an uns vorbeirauschen lassen und die Wunschliste an den "Weihnachtsmann in Himmelsstadt" weiterreichen oder ob wir denen den Blog mit Kommentaren voll schreiben, damit sie sehen, dass sie mit ihren Wünschen lediglich die Evangelische Seite beeindrucken können. Wie wir ja alle wissen, ist die evangelische Kirche von Beginn an eine Staatskirche gewesen (ohne die Unterstützung durch einige Fürsten hätte Luther gar nicht überlebt). Deshalb musste sie auch immer nach Gusto von Fürst, König, Kaiser, Führer oder Grünen verkündigen.
    Dass die katholische Kirche nicht unter diese "Staatslehre" zu bekommen ist, scheint für viele Politiker ein großes Problem zu sein. Denen sind wir einfach zu gefährlich mit unserem nicht staatskonformen Denken, darum will man uns unter den Deckel der Evangelischen zwingen.
    Das hätten sie wohl gerne ...
    Ohne mich!

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    1. Genau so ist es! Es geht um die Vereinnahmung und Instrumentalisierung der Kirche im Sinne einer Zivilreligion!


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  3. schlimm, dass die politische elite nichts substantielleres zustande bringt als missverständliche leerformeln. wo hat sie das bloß abgeschaut? ich habe da so meinen verdacht....

    dem papst haben sie jedenfalls bei seinem deutschlandbesuch offenbar nicht zugehört.

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  4. Als der Papst nach Berlin kam, war die politische Elite im Olympiastation versammelt.
    Plötzlich, kurz vor Beginn der Messe, fing es an zu Regnen. Das gewöhnliche Volk auf den Rängen im Trockenen, der Papst auch gut geschützt noch in der Sakristei.
    Hab nur dieses Bild hier gefunden http://www.gophoto.it/view.php?i=http://www.bz-berlin.de/multimedia/archive/00321/MerkelRegen_32197118.jpg#.UEfN343N-QM
    hat aber die politische Elite auch nicht zum Zuhören bei der Predigt animiert.

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  5. Mit der deutschen Sprache haben sie es wirklich nicht: http://das-mariechen.blogspot.de/2012/09/who-cares.html

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