Freitag, 12. Oktober 2012

Benedikt und das II Vaticanum: Eine Predigt in der Wüste.


Von den Kritikern des Konzils ist häufig zu hören, daß das Konzil eine der wesentlichen Ursachen der heutigen Kirchenkrise sei. Die Konzilseuphoriker hingegen behaupten, Ursache der Krise sei die mangelhafte Umsetzung des Konzils, oder genauer, daß der "Geist des Konzils" ständig ignoriert werde.

Einig sind sich Kritiker und Euphoriker in einem; wir leben in einer Zeit der tiefen Krise der Kirche, nicht unbedingt weltweit, die Entwicklungen in Afrika und Asien sind ermutigend, wohl aber im Mutterland der katholischen Kirche, Europa.

Die Zahlen für Deutschland sind bedrückend. Stellten die Katholiken im Jahre 1960 noch 46,3 % der Bevölkerung, so waren es 2011 auch aber eben nicht nur aufgrund der Wiedervereinigung nur noch 30,2 %. Hielten sich Wiederaufnahmen (5,645) Eintritte (13.970) und Austritte (23.889) im Jahre 1960 noch einigermaßen die Waage, überstiegen im Jahre 2011 die Austritte (126.488) die Wiederaufnahmen (7.163) und Eintritte (3.217) bei weitem. Zählte die Kirche im Jahre 1978 (frühere Zahlen sind nicht verfügbar) noch 389.924 Erstkommunionkinder und 246,460 Taufen, so waren es 2011 nur noch 210.608 Erstkommunionen und 169.599 Taufen. Nahmen im Jahre 1960 noch 46,1 % der Katholiken regelmäßig an der Sonntagsmesse teilt, waren es 2011 nur noch 12,3 %. 1972 meldeten sich 456 Kandidaten in den Priesterseminaren (die Zahl stieg interessanterweise bis 1984 auf 824) 2010 waren es nur noch 178. 1962 fanden 557 Priesterweihen statt, 2010 waren es noch ganze 81. Die Zahl der katholischen Eheschließungen ist von 213.424 im Jahre 1960 auf ganze 46.021 im Jahre 2011 zurückgegangen. Zahlen für die Ordensberufungen seit Anfang 60 sind nicht zu finden, aber die Alterszusammensetzung der Männerorden, vor allem der Frauenorden spricht Bände. Die Zahl der Ordensfrauen ging seit 1991 von 43.474 bs 2011 auf 20.200 zurück. 84% aller Ordensfrauen sind über 65, die Zahlen der Männerorden sind weniger dramatisch, "nur" 57% der Mönche sind schon in Rentenalter, dafür ist die absolute Zahl der Mönche auch wesentlich kleiner (4794).

Lag es am Konzil? Eher wohl an der seiner zeitgeistigen Verarbeitung, schließlich war die Erosion der Evangelischen noch viel dramatischer, ist etwa der Stand der evangelischen Diakonissen, die ja auch zölibatär lebten ist praktisch erloschen.

Die Erosion der Kirche, das Schwinden des Glaubens ging und geht stets parallel mit einer Erosion der gesellschaftlichen Stabilität. Nirgendwo wird diese deutlicher als bei dem Thema Ehe und Familie. 1950 waren noch 92 Prozent der Bevölkerung verheiratet oder verheiratet gewesen, heute sind es 75%. 92 % der Kinder lebten in den 50iger bei ihren verheirateten Eltern, heute sind es nur noch 75%. Die Zahl der Eheschließungen sank seit 1962 um die Hälfte, die Zahl der Ehescheidungen stieg dagegen um das 2,5 fache. Jede zweite Ehe wird heute wieder geschieden. Die demografischen Folgen dieser Entwicklung werden uns alle treffen. Die Zahl der Geburten sank um mehr als die Hälfte, ebenso die Geburtenquote.

Benedikt hat bei seiner Ansprach zum Beginn des Jahres des Glaubens die Metapher der Wüste gebraucht. Ja, wir leben in der Wüste.
In diesen Jahrzehnten (seit Beginn DES KONZILS?) ist eine geistliche „Verwüstung" vorangeschritten. Was ein Leben, eine Welt ohne Gott bedeutet, konnte man zur Zeit des Konzils bereits aus einigen tragischen Vorfällen der Geschichte entnehmen, heute aber sehen wir es leider tagtäglich in unserer Umgebung. Es ist die Leere, die sich ausgebreitet hat. Doch gerade von der Erfahrung der Wüste her, von dieser Leere her können wir erneut die Freude entdecken, die im Glauben liegt, seine lebensnotwendige Bedeutung für uns Menschen. In der Wüste entdeckt man wieder den Wert dessen, was zum Leben wesentlich ist; so gibt es in der heutigen Welt unzählige, oft implizit oder negativ ausgedrückte Zeichen des Durstes nach Gott, nach dem letzten Sinn des Lebens. Und in der Wüste braucht man vor allem glaubende Menschen, die mit ihrem eigenen Leben den Weg zum Land der Verheißung weisen und so die Hoffnung wach halten. Der gelebte Glaube öffnet das Herz für die Gnade Gottes, die vom Pessimismus befreit.
Die geistliche Verwüstung korrespondiert mit der gesellschaftlichen. Dies ist ja DAS Thema dieses Blogs.  Und ehrlich gesagt, es fällt mir sehr schwer, die Freude zu entdecken. Vielleicht liegt das daran, daß ich in meinem Beruf tagtäglich mit dem Elend konfrontiert bin.

Gestern sprach meine Mandantin M. vor. Noch immer verheiratet, Scheidung läuft, drei Kinder. Ihr Mann hatte sie vor drei Jahren verlassen, die Mandantin war mit etwas mehr als vierzig Jahren und nach einem Verkehrsunfall, der sie verletzt und vernarbt zurückließ, wohl nicht mehr so hübsch wie ehedem. Er hat sich für eine Jüngere und für seine Selbstverwirklichung als Künstler erschienen. Die Mandantin hat seitdem mit Mühe ihre Kinder und sich selbst ernäbrt, wurde krank und verlor ihre Arbeit.

Das Haus, daß sie und ihr Ehemann gekauft hatten, steht nun wohl vor der Zwangsversteigerung. Der Ehemann hat sich ins Ausland abgesetzt, wo er sich nun als Fotograf selbstverwirklicht. Selbstredend wird kein Unterhalt gezahlt, die Titel, die ich erwirkt habe taugen nichts. Eine Auslandsvollstreckung ist sinnlos. Gegenstand der Beratung war eigentlich, wie wir mit Hilfe der Sozialämter vielleicht doch das Haus erhalten könnten. Meine Mandantin brach bei dem Gespräch unvermittelt in Tränen aus. sie könne nicht mehr, müsse alles selbst tragen, ihre Kinder hätten sich zu Schulversagern entwickelt, gegen den Großen liefe eine Strafverfahren, das ihr Vater sich davon gemacht habe, haben die Kinder nicht verkraftet. Anwaltsalltag. Wie soll ich meine Mandantin denn nun "vom Pessimismus befreien."?

Die "Freude zu entdecken" fällt mir manchmal schon sehr schwer.

19 Kommentare:

  1. Von den Kritikern des Konzils ist häufig zu hören, daß das Konzil eine der wesentlichen Ursachen der heutigen Kirchenkrise sei. Die Konzilseuphoriker hingegen behaupten, Ursache der Krise sei die mangelhafte Umsetzung des Konzils.

    Wie sollte man mich einrechnen, wenn ich meine, daß die Krise schon längt vor dem Konzil anbahnte und die Konzilsumsetzung diese bloß katalysierte?

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  3. Um mal kurz auf die Frau einzugehen, bin zwar kein Anwalt, aber kenne auch ähnlich gelagerte Fälle, wo ich oft hilflos davorstehe.
    Manchmal denke ich, dass diese Kreuzträger und darum handelt es sich ja, in früheren Zeiten einfach Trost, Hoffnung, Luft zu Atmen, aus dem Kreuz Christi geschöpft haben. (Und noch nebenbei, ich halte es für die größte Leistung des Mittelalters: im Leidenden nicht die arme bedauernswerte Wurscht, sondern Christus gesehen zu haben, (auch wenn das nicht immer gelungen ist))
    Wobei es nach der mittelalterlichen Sicht dann eine Ehre ist, zu helfen, wenn man es denn kann. Während heutzutage das Helfen Sache von Leuten ist, die damit ihr täglich Brot verdienen, was auch seine Tücken hat.
    Das eigentliche Drama heutzutage ist meines Erachtens, dass Kreuzträger in all diesem Halleluja und "Freu dich" Katholizismus einfach keinen Platz mehr haben.
    Wobei ich und auch das ist katholisch, hoffe das sich für die Frau eine gute Lösung findet und das Kind "die Kurve kriegt"

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  4. Im Konzil versuchten einige die Zeichen der Zeit zu erkennen und für die Kirche zu nutzen. Sie haben schon im Konzil massiven Widerspruch, vor allem Seitens der Kurie, erfahren und sofort danach begann der konservative rollback, der sich ab Amtsantritt Woytilas als J.-P. II noch beschleunigte und den der jetzige Papst vollenden will und wird. Die Frage ist, wie viele Katholiken bereit sind den Weg zurück mit zu gehen. So wie es aussieht, sehr, sehr wenige. Das ist die Krise. Nicht eine Krise des Glaubens, oder der Kirche. Das sind nur Äußerlichkeiten. Die Führung der Kirche ist in einer Krise, weil sie bei den Menschen kein Gehör mehr findet. Es wird in einer Sprache gesprochen, die heute niemand mehr versteht.

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  5. @ Konservativer Rollback? Die Wirklichkeit ist offenkundig der libertinäre Rollout. Die Gesellschaft ist heute strukturell agnostisch. Wieviele eingeschriebene Katholiken glauben heute auch nur einen einzigen Satz des Kleinen oder Großen Glaubensbekenntnisses? Den Rest treffe ich allerdings allsonntäglich in der Kirche. Und auf den kommt es an.

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  6. Das Problem ist die Taubheit des Herzens und nicht die Sprache der Bischöfe.
    Eigentlich habe ich den Eindruck, je zeitgeistiger so ein Bischof daherschwätzt, desdo weniger hört man ihm zu.
    Redet er katholisch, so versteht man ihn möglicherweise nicht, aber fragen sie mal irgendwelche unbedarften Leute nach deutschen katholischen Bischöfen. Ich nehme an Dyba R.I.P und Meisner kennt jeder Fürst, Jaschke, Warnke und wer ist denn z.B. eigentlich Bischof von Paderborn? kennen dafür die Wenigsten.

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  7. Doch, das Problem ist die Sprache der katholischen Hierarchie. Alle Welt (zumindest der Teil der glaubt gut katholisch zu sein) hat Ratzingers Bücher im Regal, aber kaum einer hat sie gelesen, oder versteht wirklich, was der Papst will.
    Und in den allermeisten Predigten ist es noch viel schlimmer. Macht ein Bischof oder ein Kardinal den Mund auf, hört man einen Politiker des Glaubens und der Kirchenbürokratie.
    Beispiel: seit Jahren Fetzen sich die Katholiken über die Kirchensteuer. Über die Menschen spricht keiner der Kirchenfürsten, oder nur dann, wenn wieder einmal begründet werden muss, warum die Kirche schon wieder einen Sünder oder eine Sünderin um Lohn und Brot bringen "musste".
    Nur bei den Sündern aus den eigenen Reihen ist man sich klammheimlich einig. Das wird in beklemmender Art und Weise versucht unter den Tisch zu kehren.

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  9. Also F.M. was soll denn das?
    Ratzinger redet Klartext, allerdings sehr liebevoll und vornehm.
    Und auch Sie, lieber F.M haben offensichtlich nicht begriffen, dass Christus gekommen ist, Sünder zu rufen und es Liebe ist, die Sünde als Sünde zu titulieren.
    Weil nämlich, bei den Menschen zur Taubheit des Herzgens noch der seltsame Effekt kommt:
    "Die Sünde ruft Blindheit hervor und diese Blindheit führt zu neuer Sünde"
    Und so sündigt man dann am Schluss ganz fröhlich und mit "Gutem Gewissen" vor sich hin und wundert sich, wenn da wer sagt "SO geht das nicht!" gleichzeitig, weil man selber ja soooo von sich überzeugt ist, ist man schlicht und ergreifende neidisch auf die Barmherzigkeit und die Heilungsversuche die anderen gewährt werden.

    For further reading: Offenbarung des Johannes, Sendschreiben an die Gemeinden, besonders die von Ephesus und Laodizäa.

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  10. Wenn da wer sagt ...

    Na schön, dann sagen wir, die Gläubigen, dem Klerus eben jetzt: SO geht das nicht. Ihr redet völlig unverständlich an der Sache vorbei und beantwortet Fragen, die niemand stellt und lasst dringende Fragen der Gegenwart zur Gänze links liegen und unbeantwortet! SO NICHT, NJET!

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  11. Liebe F.M die "drängenden" Fragen der Gegenwart interesieren im Grunde keinen, einfach weil sie mit den ewigen, wahren, "Letzten" Dingen nix zu tun haben.
    Und was die Antworten drauf angeht, "Es geht nicht" und das haben die Päpste und katholischen Kleriker immer wieder klipp und klar, bzw. ausführlich (Z.B JPII in Veritas Splendor) gesagt.
    Und noch was zu der superdrängenden Frage der "Frauen" die Sache ist einfach die, dass all die Abtreiberei und Verhüterei, Folge bzw Ursache des modernen Frauenbildes ist.
    Und auch wenn die Kirche sich her nicht mehr traut Klartext über die Wahrheit der Geschlechter zu reden, für Abtreibung und Verhütung kann sie nicht sein. Ebenfalls Punkt aus fertig.

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  12. Liebe F.M die "drängenden" Fragen der Gegenwart interesieren im Grunde keinen, ...

    Selbverständlich interessieren diese Fragen keinen von der katholischen Hierarchie! Die habe so viel mit der Erhaltung und Ausweitung ihrer Macht zu tun und der dazu notwendigen politischen Lobbyarbeit, dass sie sich um die brennenden Fragen, die für die Existenz von Familien wichtig sind, ausreichender, bezahlbarer Wohnraum, wo finden wir überhaupt einen Arbeitsplatz, der nicht den Makel PREKÄR (= befristet, minderbezahlte Zeitarbeit, Hungerlohnpraktikum etc. Pp.) trägt, wie schaffen wir es überhaupt mit Kindern über die Runden zu kommen mit nur EINEM mickrigen Gehalt, gar nicht kümmern wollen.
    Davon KANN ja, DARF kein katholischer Kleriker wirklich eine Ahnung haben, weil er sonst gegen seinen Treueeid verstoßen würde.
    Dafür werden Fragen immer und immer wieder stereotyp beantwortet, die die Menschen längst selbst für sich, beantwortet haben, weil die Kirche sie dabei schmählich im Stich gelassen hat. Fragen zu Liebe, Ehe und Sexualität zum Beispiel.
    Die Themen, bei denen die Kirche glaubt "Klartext" zu sprechen sind durch, die Fragen die lebensuntüchtigere sind, die sozialen Fragen, werden nicht beantwortet.
    Ich erinnere mich noch gut eines Kommentares nach einem Vortrag des Nell-Breuning Schülers und Nachfolgers Hengsbach im Marienhospital der dort auf die wirklich miese Bezahlung avöllig überarbeiteter katholische Krankenschwestern hinwies und auf die katholische Soziallehre seines Vorgängers hinwies. Ein anwesender hoher Geistlicher der Diözese sagte wörtlich: "Oswald vo n Nell-Breuning ist gut fürs Image ( er meinte das Image der katholischen Kirche). Im wirklichen Leben ( er meinte die Krankenschwestern) geht mir der am A____ vorbei!" Und genau so sieht die Realität aus , der die Familien ausgesetzt sind.

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  13. haben sie sich mal ernsthaft überlegt, dass heutzutage der letzte Harz IV Empfänger einen höheren Komfort hat als Louis XIX???
    Es gibt Zahnärzte, Aspirin und Antobiotika. Jede Wohnung, auch die Notwohnungen haben fließendes Wasser und Zentralheizung.
    Es gibt das ganze Jahr über Obst und Gemüse.
    Und jeder Proll war schon mindestens einmal im Leben am Mittelmeer, was früher nur die Reichen konnten.
    Und ich persönlich, habe 7 Kinder von einem einzigen Arbeitergehalt großgezogen, verhungert ist keiner und Markenklamotten haben die auch, jeder hat ein Bett, einen Schreibtisch und bis auf den Ältesten der es mit 25 zum Vorarbeiter und Lehrlingsausbilder, gebracht hat, haben, bzw sind auf dem Weg dazu, Abitur! Und unsere Katze kriegt Wiskas!
    Es gibt krasse Fälle, neulich ging es hier drum, aber irgendwie reizt mich das Engagement der goodwill Sozialvereins Katholiken für die Armen im Land, immer zum Lachen!
    Richtig ist, das die Kirche sich um die wirklich wichtigen Fragen die da lauten "Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? und Was sollen wir hier?" herumdrückt.
    das liegt aber auch an dem lauten Geschrei der Leute, die nur an ihren Geldbeutel glauben und sich scheuen was davon herzugeben und deshalb diese Verantwortung der reichen für die Armen gerne an die Kirche abdrücken würden, damit man persönlich dem Geiz fröhnen kann.
    ja, ja das Wort Christi ist immer und auch heute schwer. Weil es anders, nämlich göttlich ist.

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  14. Dummerweise will der Vermieter der an Arme vermietet, WENN die überhaupt annehmbaren Wohnraum finden nicht die Miete in der Kaufkraft des Jahrhunderts des Herzogs von Angoulême, sondern in heutiger Kaufkraft. Ich finde diese Vergleiche immer putzig, wenn man auf Armut in Deutscland hinweist. Dann kommt mit Sicherheit das Argument, dass es ja den Menschen in der dritten Welt viel schlechter geht.
    Ein Hinweis, dass die Lebebshaltungskosten hier vor Ort, die die Armen auch hier vor Ort bezahlen müssen (auch der Bäcker nimmt für seine Arbeit und Produkte keine Preise aus vorigen Jahrhunderten oder aus Bsngladesh!) deutlich höher sind, wird meistens gar nicht verstanden.
    Alles was Sie oben aufzählen, vor allem Rocephin und Metronidazol sind nicht gerade billig, will eben in heutiger Kaufkraft aus dem dreihundert-Euro-Budget eines Armen im Deutschland von heute bezahlt werden.
    Ihre Verachtung für Arme können Sie gerne einpacken und an den Luxus-Bischof in Limburg senden.

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  15. Es gibt Wohngeld und Wohnungsämter, dazu Sozialwohunungen in einer solchen ich selber lange Jahre wohnte.
    Was ich Ihnen lieber F.M habe beibringen wollen, ist das ich mit meiner Familie selber zu den "Armen" gehöre und es mich nur noch annervt, all diese geheuchelte Solidarität all der mainstram Katholiken.
    Wie gesagt, wenn es Ihnen, lieber F.M ernst ist, dann suchen Sie sich halt im Notwohngebiet, oder auch im Sozialwohhungsgebiet ihrer Stadt eine arme Wurscht und helfen der ausdauernd.
    Dann werden Sie vielleicht merken, und lernen was ich meine.
    Ich denke der Betreiber dieses Bloggs hat auch ein paar Adressen, wo man wen braucht der hilft, zuhört, Chaos aufrämt, regelmäßicg mit den Kindern Hausaufgaben macht, Forumlare ausfüllt und zum Gericht bzw zum Besuch in den Knast fährt.
    Aber das sind für all diese netten, engagierten Sozialvereinskatholiken ja Leute die selber schuld sind, weil sie saufen, kiffen oder ihr Geld am Automat verspielen und etwas schwer chaotische Familienverhältnisse haben.
    Nein da beklagen wir doch lieber die Ungerechtigkeiten, anstatt der armen Wurscht zu helfen den "Antrag auf Befreiung von der Zuzahlung für Arzneimittel§" auszufüllen und ihr das Päckchen Aspirin zu schenken.
    Ich verachte Arme nicht ich verachte die als Solidarität getarnte Verachtung des gehobenen Mittelstandes.
    Echte Reiche wissen meist, dass sie reich sind und das noch dazu unverdient.

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  16. Ich habe die Armen - als "Armenanwalt" nie verachtet. Ich bin beruflich auf Sozialrecht spezialisiert. Aber ich weiß auch, daß man mit Hartz IV und einer wohlausgestatteten Sozialwohnung, die meist einen höheren, weil behördlich kontrollierten Standard hat als die auf dem "freien Mark", ganz kommod leben kann. Meine Mandanten beklagen sich nicht wirklich, vor allem weil sie aus Regionen kommen, wo das Leben, das sie hier führen, als luxuriös gilt. So weit weg ist die "Dritte Welt" also nicht, sie lebt unter uns. Natrülich gehören zu meinen Mandanten auch welche aus Bangla Desh, wenn das so wichtig ist. Ich habe noch nie einen Mandanten vor Verzweiflung weinen sehen, weil der ein paar Euro weniger vom Sozialamt bekommen hat, als er erhoffte. Aber verzweifelt weinende Menschen haben ich in vielen Jahrzehnten oft genug gesehen. Es waren vor allem Frauen, die von ihren treulosen Männern mit ihren Kindern alleingelassen wurden. Die nun alles alleine bewältigen müssen, was eigentlich Aufgabe von zweien gewesen wäre. Wnn in Deutschland von Elend gesprochen werden kann, dann ist es das Elend der Einsamen und Alleingelassenen. Menschen, die nie verheiratet waren, keine Kinder haben, keine Enkel. Die nie einen Partner hatten oder keinen mehr haben. Was macht es eigentlich mit der Gesellschaft, wenn ein Viertel der Bevölkerung unverheiratet bleibt, wenn jede dritte Frau kinderlos ist, wenn jede zweite Ehe die noch geschlossen wird, geschieden wird, wenn es zur Ausnahme wird mit dem Liebsten ein ganzes Leben zusammen sein zu dürfen. Das halte ich für wahres Elend und für wahre Armut. Ansonsten muß hier keiner hungern und frieren, selbst der Ärmste hat eine anständige Wohnung, genug zu essen und kann gebührenfreies Farbfernsehen genießen. Da kann das Problem nicht liegen.

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  17. Ja und somit sind wir wieder beim Ausgangsproblem, wo ist in der Wüste, die wir trotz all der sozialen Absicherung haben, in all der Liebesunfähigkeit haben, wo ist da bitte die Freude von der der Papst, (den ich übrigens sehr schätzte und für den klügsten Mann unserer Zeit halte)spricht und wer strahlt sie aus.
    Persönlich bin ich der Ansicht, reflektierend auf Guardini's "Ende der Neuzeit", dass wir die Talsohle noch nicht erreicht haben.

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  18. Und Sie Glauben wirklich Ester, so ein katholischer Rundumschlag, oder die allseits beliebte Pauschalanklage gegen die viel gehassten "Mainstreamkatholiken" verbessert die Sache? Sie müssen wirklich einen starken Glauben haben! Von der Wirklichkeit der meisten Menschen wird Ihre pauschale Anklage jedenfalls nicht gestützt, aber das ist ja oft so beim Glauben.
    Das einzige, was Sie mit solchen Feststellungen einer katastrophalen Lage, an der natürlich immer alle anderen Schuld sind (in Ihrem Fall die angeblichen Mainstreamkatholiken) erreichen ist, dass Sie sich besser fühlen im absoluten Glauben sehr viel besser katholisch zu sein, denn der "Mainstream".
    Sie werden die Welt mit Anklagen nicht ändern. Gott sei Dank. Und dort wo sie wirklich der Verbesserung Bedarf, dort arbeite ich jeden Tag tatkräftig mit, sie zu ändern.
    Adieu und gesegnete Nachtruhe allerseits.

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  19. Lieber F.M Sie haben, soweit ich ihre Antwort verstehe, meine Beiträge nicht gelesen, Schade.
    Ich erinnere mich daran mit Ihnen eine ähnliche Diskussion schon mal a.a.o. geführt zu haben, wo sie sich auch durch keinerlei konkrete Sachkenntnissen, was Sozialleistungen und wie man sie erhält, hervortaten.
    Ebenfalls Schade.
    Im Übrigen bedanke ich mich für Ihr Kompliment, betreffs meines starken Glauben.

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