Sonntag, 27. Oktober 2013

WOZ, MOZ, MEZ, MESZ: Warum wir eine Uhrzeitenwende brauchen.

Unsere Sonnenuhr
Seit einigen Tagen sind wir Eigentümer einer Sonnenuhr. Sie steht noch nicht im Garten und es ist eigentlich nicht die richtige Zeit für Sonnenuhren, aber weil sie an unsere Hochzeit erinnern soll, ist sie eben jetzt angekommen. Der Hersteller ist ein englischer Sonnenuhr-macher, Keith Bunting.

Seine Uhren haben mir am besten gefallen, sie bestehen aus einem edlen und stabilen Material, sind präzise, sie lassen sich individualisieren und - ganz wichtig - auf den jeweiligen Standort einstellen. 

Mit Uhren beschäftige ich mich, seit ich in Lund zum ersten Mal eine astronomische Uhr gesehen habe. Und seit ich mich mit Sonnenuhren beschäftige, weiß ich, daß es noch etwas Faszinierenderes gibt als die noch so ausgefeilteste astronomische Uhr: die große Himmelsuhr des Schöpfers aller Dinge.

Denn diese Uhr hat noch einen anderen Vorteil gegenüber all den Apparaten, die die Menschheit erfunden hat, um die Zeit zu messen: sie stimmt überein mit unserer inneren Uhr. Sonnenuhren zeigen die wahre Uhrzeit (WOZ), um zwölf steht die Sonne im Zenit, mechanische Uhren gehen mal vor, mal gehen sie nach, weil sich die Mittagszeit durch die Präzession der Erdachse und durch die elliptische Form der Erdumlaufbahn verschiebt. Mechanische Uhren gehen daher je nach Jahreszeit mehr als eine Viertelstunde "nach" oder "vor". Der Effekt (auf unserer Sonnenuhr ist er durch die Zeitgleichung, die Tabelle am unteren Rand dargestellt) macht insgesamt mehr als eine halbe Stunde aus.

Als die ersten noch recht ungenauen mechanischen Uhren aufkamen, fiel das nicht weiter auf, denn man mußte die Uhren sowieso regelmäßig nach einer Sonnenuhr stellen, einem "Mittagsweiser". Je präziser die Uhren wurden, umso mehr wurde deutlich, daß die Sonnen-Zeit eben nicht mechanisch verläuft, daß die Tage mal kürzer, mal länger sind als präzise 24 Stunden. Weil es viel zu aufwendig gewesen wäre, nun die präziser gewordenen mechanischen Uhren regelmäßig an die Sonne, unseren natürlichen Zeitgeber, anzupassen, einigte man sich auf die "Mittlere Ortszeit"(MOZ).

Mit der Einführung der "Eisenbahnzeit", der Zeitzonen nämlich, entfernten sich Wahre Ortszeit und Uhrzeit noch ein weiteres Stück. Die Anpassung wurde notwendig, weil mit den schnellen Eisenbahnen bei einer Reise in Richtung oder gegen die Richtung der Erdbewegung die Reisenden ständig ihre Uhren verstellen mußten, ein übersichtlicher Fahrplan, der die wirklichen Reisezeiten berücksichtigte, war so nicht möglich. Also führte man Zeitzonen ein, wir wohnen in der Zeitzone, in der die MEZ, die Mitteleuropäische Zeit gilt. Auch diese Neuerung läßt sich auf unserer Sonnenuhr ablesen. Die zwölfte Stunde beginnt etwa 25 Minuten bevor der Schatten des Gnomons genau nach Norden zeigt.  die "XII" ist daher 25 Minuten weiter westlich.

Und kommt noch die Sommerzeit dazu, kann es passieren, daß es zur "wahren" Mittagszeit an meinem Wohnort schon 13 Uhr 40 ist. Ein guter Grund wenigstens die Sommerzeit abzuschaffen. Also bitte dieses Petition unbedingt unterschreiben. Der Initiator ist ein Arzt, und er kann gute medizinische Gründen für die Abschaffung wenigsten dieser Form der "mechanischen" Zeit nennen.

Der Sinnspruch auf unserer Uhr - auf eine Sonnenuhr gehört immer sowas - stammt von der astronomischen Uhr in Münster

Astra regunt homines
Sed regit astra deus
Cedunt astra deo
Precibus deus ipse piorum

Die Gestirne beherrschen die Menschen
Doch Gott herrscht über die Gestirne
Die Gestirne folgen Gott
Gott selbst aber hört die Gebete der Frommen

2 Kommentare:

  1. Whow, ja und es stimmt!
    Sobald die Sommerzeit vorbei ist, fühl ich mich sofort besser. dachte mit schon immer,. dass es was mit der Übereinstimmung von Realität und Uhrzeit zu tun hat

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  2. Obwohl ich mit der Zeitumstellung keine Probleme habe, unterstütze ich diese Petition. Denn ich gehöre zu einer kleinen Minderheit, wenn ich keine Probleme damit habe, und auf der anderen Seite sehe ich kaum einen Nutzen in der Sommerzeit. Es sieht ganz danach aus, als ob der Schaden den Nutzen bei weitem überwiegt.
    Ich kann der Argumentation des Petenten zwar nur teilweise folgen, aber ich bin ganz dafür, daß Mittag mittags ist und Mitternacht mitternachts - und nicht anders.
    Abgesehen davon fände ich es auch liturgisch sinnvoll, sich nach der Normalzeit - also mit nicht mehr Abweichung als durch MEZ notwendig - zu richten. Aber damit kann ich dem Bundestag nicht kommen.

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