Als ich noch ziemlich jung war, da hatte die F.D.P. noch drei Pünktchen, und manchmal wurde gelästert, das bedeute Fast Drei Prozent. Heute ist dieser Scherz Realität geworden.
Und warum das so ist, und wohl immer so bleiben wird, zeigt uns heute der liberale Hoffnungsträger Lindner. Das kirchliche Arbeitsrecht, "das das Privatleben der Beschäftigten" zensiere, passe nicht mehr "in die Zeit". Sagt er.
Für unbefangene Menschen hört sich das ganz harmlos an. Für befangene Menschen, zu denen ich mich unbedingt zähle, hört sich das nach einem Anschlag auf das Staatskirchenrecht an. Das regelt nämlich:"Jede Religionsgesellschaft ordnet und verwaltet ihre Angelegenheiten selbständig innerhalb der Schranken des für alle geltenden Gesetzes."(Art 140 GG unter Bezug auf Art. 137 Weimarer Verfassung)
Dies bedeutet gerade nicht, daß die Religionsgemeinschaften auf ein eigenes Arbeitsrecht verzichten müssen, und schon gar nicht, daß die "Religionsgesellschaften" Menschen beschäftigen müssen, die weder die religiösen Überzeugungen ihres Arbeitgebers teilen, noch dessen moralischen Prinzipien. Die Katholische Kirche muß weder Atheisten noch Agnostiker beschäftigen, auch keine Muslime, Buddhisten, Taoisten, Konfuzianer, Vegetarier, Kommunisten oder Humanisten. Nicht mal Protestanten (was sie allerdings seit langer Zeit tut). Noch gilt die famose "Antidiskriminierungs"gesetzbarkeit der EU nicht für die Kirche. Die Kirche muß auch keine Ehebrecher und Anhänger der Homoehe beschäftigen.
Wenn die liberale Zukunft aus einer Rückbesinnung auf die jakobinische - antiklerikale - Vergangenheit bestehen soll, dann wird sie wohl ausfallen. Denn wer nur mit den Wölfen heult, fällt in der zähnefletschenden Meute halt nicht weiter auf.
Während dessen findet sich bei der Zeit eine Artikelserie, die sich mit der "Zukunft des "Liberalismus"" beschäftigt und in der uns erklärt wird, massive Eingriffe des Staates in die bürgerliche Privatautonomie a la "Veggie Day" seien Ausdruck des neuen Liberalismus. Wenn ein Bürger von seiner Vertragsfreiheit Gebrauch macht, und zB keine Katholiken in seine Kneipe lässt, seien sie auch Nichtraucher, so ist das Diskriminierung. Wenn der Staat die Privatautonomie beschränkt, ist das liberal. Muss man das verstehen?
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