Mittwoch, 25. April 2012

Na also, geht doch: Für viele


Nachdem die Deutsche Bischofskonferenz nun über Jahre wegen der korrekten Übersetzung der Wandlungsworte vor allem mit sich selbst gerungen hat, war wohl doch ein klärendes Wort des Heiligen Vaters nötig. Ich frag mich ja schon, wie man das kommentieren sollte. Mit "gut Ding will Weile haben" wohl eher nicht. Dafür ist die Weile schon viel zu lang. Denn schon die von der Kongregation für den Gottesdienst am 28.3.2001 erlassene Instruktion "liturgiam authenticam" verlangte eine Übersetzung, die sich an den nicht etwa "nur" liturgisch, sondern auch biblisch überlieferten Worten Jesu zu orientieren habe. Dieser unmißverständliche Auftrag wird also nicht erst seit 2, 3 sondern seit vielen Jahren ignoriert.

Übrigens nicht nur in Bezug auf die Wandlungsworte sondern auch in Bezug auf andere elementare Texte, etwa das Apostolische Glaubensbekenntnis. Folgt man der Instruktion, so ist "Carnis resurrectionem" ebenfalls wörtlich zu übersetzen, nämlich mit "Auferstehung des Fleisches". Wer sich ein wenig mit Dogmengeschichte auskennt, wird sehr gut wissen, warum nur diese Übersetzung nicht nur wörtlich, sondern auch dem Sinne nach die richtige ist. Im übrigen war im üblichen katholischen, wie auch dem evangelischen deutschen Glaubensbekenntnis die Übersetzung bis zum Anbruch des Zeitalters des Neobanalismus identisch "Auferstehung des Fleisches". Nebenbei - bei Katholiken und Lutheraner stieg Christus auch nicht hinab in des Reich des Todes, sondern "fuhr hinunter in die Hölle". Das erstere klingt nach Kaffeefahrt, das letztere nach Höllenfahrt.

Wer sich mit diesem Vorgang - der verschwiemelten Neufassung des Apostolischen Glaubensbekenntnisses -  befaßt, dem wird auch klar, wo der Hase im Pfeffer liegt. Es ist die interkonfessionelle Front liturgisch/theologischer Lauwarmduscher, die uns für das "Authentische", gewissermaßen den liturgischen doppio exspresso, deutschen Muggefugg andrehen wollen. Dieses spezielle Wassersüpplein jedenfalls verdanken wir einer obskuren "Arbeitsgemeinschaft für liturgische Texte der Kirchen des deutschen Sprachgebietes", die auf die neckische Abkürzung ALT hört. Die Legitimität und berechtigte Authorisierung dieses Vereins darf man hinterfragen.

Als ich noch Student war, und einer linksradikalen PUTZtruppe angehörte, nannte man sowas jedenfalls den "informellen Kader". Muß abgefärbt haben.

Der Heilige Vater hat sich jedenfalls mit einer seiner wundervollen Katechesen darum bemüht, es seinen Exzellencen beizubringen, und auch für den gewöhnlichen Gläubigen ist dieser Text wärmstens zu empfehlen. Bei mir jedenfalls stellte sich wieder der AHA-Effekt ein, dem mir Benedikt der XVI so oft vermittelt hat:
Zunächst sollte es für uns, die wir an seinem Tische sitzen dürfen, Überraschung, Freude und Dankbarkeit bedeuten, dass er mich gerufen hat, dass ich bei ihm sein und ihn kennen darf. „Dank sei dem Herrn, der mich aus Gnad' in seine Kirch' berufen hat ...“. Dann ist dies aber zweitens auch Verantwortung. Wie der Herr die anderen – „alle“ – auf seine Weise erreicht, bleibt letztlich sein Geheimnis. Aber ohne Zweifel ist es eine Verantwortung, von ihm direkt an seinen Tisch gerufen zu sein, so dass ich hören darf: Für euch, für mich hat er gelitten.
Schreibt Benedikt XVI. Mir sagt das, daß es auch in Bezug auf das "Gotteslob" noch einiges zu tun gäbe. Denn das Lied, das Benedikt hier nicht zum ersten Mal zitiert, ist im Gotteslob, jedenfalls seinem Stammteil, nicht mehr zu finden. Hier ist es nachzulesen. Es gibt jedenfalls noch eine Menge zu tun, packen wirs an.

10 Kommentare:

  1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  2. Naja, was das "für Viele" angeht, stimmt das natürlich..

    Bei der "Auferstehung des Fleisches" steht es schon anders - "Auferstehung der Toten" ist eine sinngemäß völlig korrekte Übersetzung (und wie lautet es eigentlich im Griechischen?). Klar, kann man das falsch, antileiblich verstehen, aber mit einer reinen "in den Himmel kommen"-Eschatologie hatte man leider die letzten paar Jahrhunderte keine Probleme. Hier halte ich beide Übersetzung für gehbar.

    Beim dritten Punkt jedoch "fuhr hinunter in die Hölle", kann man nur widersprechen und detektiert Halbwissen. Sprache ändert sich und so auch die deutsche (und auch die englische). Unter "Hölle" und "Hell" versteht man heute nicht mehr das, was damals gemeint war, eben nämlich das Totenreich, hebräisch Scheol, griechisch Hades, lateinisch Infernum. Wörtlich wäre letzteres "Unterwelt", wobei allerdings das Credo im Original griechisch ist. In die ewige Hölle/Gehenna etc. ist Christus damals aber nicht abgestiegen, als er die Väter befreite.

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  3. Ne darum geht es nicht. Es geht vielmehr ums das tüttelige, am besten mit spitzigem Mund gesprochene "hünabgestügen in das Reuch der Toten" statt niedergefahren zur Hölle. Das eine ist tirilitanderadei, das andere Schätterängtängdschonbumm. Du verstehn?

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  4. Ach so. Das Apostolische Glaubensbekenntnis liegt in lateinischer Fassung vor. Also carnis resurrectionem. Wörtlich heißt das nicht nur eindeutig Auferstehung des Fleisches es ist auch so durch liturgiam authenticam vorgeschrieben worden.

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  5. Ich sage ja, daß "Auferstehung des Fleisches" die wörtliche Übersetzung des Apostolicum wäre, aber "... der Toten" ist eben sinngemäß nicht falsch und entspricht ja auch der Formulierung des Nicaenum, was ja immerhin DAS Credo ist.

    Was das "Reich des Todes angeht", geht es eben doch darum. Mag man subjektiv die Formulierung nicht gut finden, aber "Abstieg zur Hölle" war nach heutigem Sprachgebrauch eindeutig falsch, ja häretisch. Und nein, ich ich sehe nicht, daß das Kaffeefahrt wäre, der Tod ist ja nicht irgendwer. Nein, ich nicht verstehen!

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  6. carnis resurrectionem. Diese Formulierung läßt sich nur verstehen, wenn man sich die geistigen Auseinandersetzungen vergegenwärtigt, die die Kirche der Zeit, in der das Symbolum apostolicum entstanden ist, geprägt haben. Die Formulierung richtete sich gegen die gnostische Verfremdung des christlichen Glaubens und die von der Gnosis in den christlichen Glauben übertragenen Leibverachtung der griechischen Stoa. Arianismus, Gnosis, Doketismus, wer sich mit diesen häretischen Strömungen befasst, versteht, warum das Symbolum nizaenum siebenfach betont, daß Christus Gott von Gott ist. Dagegen ist die Formulierung "Auferstehung der Toten" nebulös, weil sie nicht sagt, wie diese Auferstehung geschehen soll und eben gnostische Missverständnisse damit fördert.

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    1. Das mit der Abwehr der Gnosis mag ja stimmen (wobei mir jetzt nicht geläufig ist, wann genau das Apostolicum formuliert wurde), aber das Credo der Kirche ist das Nicaenum-Constantinopolitanum.

      Dort heißt es auf Latein "Et expecto resurrectionem mortuorum" (bzw. auf griechisch "anastasin nekron").

      Ich bitte Dich also Deine Ausfälle gegen die Formulierung zu mäßigen. Deine Präferenzen will Dir niemand nehmen, aber darum sind andere Formulierungen nicht gleich häresiebefördernder Mumpitz.

      Was Du mit "siebenfach betont" meinst, ist mir schleierhaft. Bestenfalls komme ich da nur auf fünf Mal ("Deum de Deo ... bis constubtantialem patri") - die Gestalt dieser Stelle erklärt sich aber einfach daraus, daß das Credo ja keine Neuschöpfung war, sondern einen existierenden Text aktualisiert hat im Hinblick auf das damalige Problem des Arianismus. Die Gnosis war damals schon abgeschrieben.

      Über diese "gnostischen Mißverständnisse" der nicht-leiblichen Auferstehung macht man sich leider schon Jahrhunderte lang in der Verkündigung, gerade der Katholischen Kirche, keine Sorgen mehr mit ihrer Betonung der Seele (als ob es die getrennt gäbe) und des "in den Himmel kommen".

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  7. @Resident. Das Deum de Deo wird thematisch mehrfach wiederholt. Es ging eben damals um die Auseinandersetzung mit dem Arianismus. Was das "garnis resurretioem" angeht, so ist es bis in die Sechziger Jahren von allen Konfessionen dem Wortlaut entsprechend mit "Auferstehung des Fleisches" übersetzt worden. Geschichtlich diente dieser Begriff der Abgrenzung gegen doketische und gnostische Auffassungen. Erst 1970 änderte eine obskure Vereinigung, die niemand bestellt, und die keiner legitimiert hatte die Übersetzung sprachlich falsch in "Auferstehung der Toten". Und nun bist Du dran: erkläre mir bitte, warum diese Übersetzung durch wen geändert wurde. Dann erkläre mir weiter bitte, warum die Altlutheraner sich weigerten ,diese Übersetzung zu übernehmen (teilweise bis heute) und schließlich erkläre mir warum die Instruktion liturgiam authenticam im Jahre 2001 die wörtliche Übersetzung verlangte, und sich bis heute keiner daran gehalten hat. Die nunmehr autoritativ durchgesetzte Übersetzung für viele geht geht übrigens auch schon auf Liturgiam authenticam zurück. Auf Deine Antwort bin ich wirklich gespannt.

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  8. Entschuldige bitte die Schreibfehler, sie stammen nicht von mir, sondern von dieser blöden Rechtschreibkorrektur. Das Apostolische Glaubensbekenntnis wird im allgemeinen als das ältere angesehen. Zur Zeit seine Abfassung waren gnostische Strömungen noch stärker als zur Zeit der Abfassung des Großen Glaubensbekenntnisses. Bei Glaubensbekenntnisse sind deshalb aus ihrer Zeit heraus zu verstehen.

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  9. Genau gesagt, geht das Apostolische Glaubensbekenntnis auf das zweite Jahrhundert zurück. Es ist also älter als das "Große". Beide lassen sich im übrigen nicht auseinanderdividieren. Selbstverständlich hatte das Nizäanische Konzil eine ganz bestimmte Vorstellung von der "Auferstehung der Toten". Sie konnte selbstverständlich nicht dem älteren Bekenntnis widersprechen. Die allerersten Fassung sprechen ebenfalls von der carnis resurrectionem, wenn Du das griechische bevorzugst, der sarxos anastasin. Warum also umdichten?

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