Nachdem der beste Pfarrer von allen heute über das "dies irae" gepredigt hat, hier eine absolute Gänsehautversion der Komposition von Verdi, dirigiert von Herbert Karajan.
Tag des Zorns? Geht heute offenbar gar nicht mehr. Selbst aus dem offiziellen Graduale ist das dies irae verschwunden. Nicht so aus den Konzertsälen. Aber da gehört es eigentlich nur urlaubsweise hin. Liturgisch und musikalisch zeigt eine Sequenz (das dies irae ist eine solche) die besondere Bedeutung eines kirchlichen Festes an. Nun tritt Allerseelen immer schon hinter Allerheiligen zurück, aber da beide Feste immer schon gemeinsam gefeiert wurden, haben sie in der Zusammenschau eine liturgische Ordnung, die sie in der Bedeutung neben Weihnachten, Ostern und Pfingsten stellt. Die dreitägige Festordnung beginnt mit der Vigil ((All) Hallow(s) e(v)en(ing) und setzt sich fort mit Allerheiligen und Allerseelen. Noch 1915 steigerte Benedikt XV die Bedeutung des Festes Allerseelen, indem er erlaubte, an Allerseelen drei Messen zu feiern - wie an Ostern. War es wohl das Grauen der europäischen Urkatastrophe, des Ersten Weltkrieges, das den Papst dazu veranlasste?
Vom ersten Tag seines Pontitikates an hatte sich der Papst bemüht, einen Frieden zu vermitteln. Vergeblich. Sein Friedensappell blieb ungehört.
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann der Niedergang des Triduums der Toten. 1955 wurde die Vigil gestrichen, die Liturgiedekonstruktion infolge DES KONZILS kassierte unter anderem die Sequenz dies irae. Der Rang von Allerseelen wurde allerdings erhöht Allerseelen kann nun auch an einem Sonntag gefeiert werden. Über den liturgischen Verlust von Vigil und Sequenz kann das nicht hinwegtrösten.
Hier ein ausführlichster Kommentar zum dies irae.
Was ja auch weitestgehend verschwunden, wenn nicht gar (bin mir nicht sicher, aber wundern würde es mich nicht) gestrichen ist: Das "Libera me" zur Absolution an der Tumba.
AntwortenLöschenAuch das hat Verdi wunderbar vertont, am schönsten zu hören in einer ansonsten manchmal etwas gemächlichen Requiem-Einspielung unter Sir John Barbirolli mit Montserrat Caballe. Es gibt da eine Stelle, die Caballe attackiert da das hohe C oder sowas ähnliches in einem himmlischen Piano: Da tut sich der Himmel auf.
(flüster:) Weihnachten, nicht Ostern (/flüster). Das Dies Irae übrigens nach wie vor als Lesung zur Nokturn in der Vigil des Stundengebets vorgesehen (eine von zwei Möglichkeiten)
AntwortenLöschen(Konzertant: Mir wiederum gefällt das Dies irae aus Brahms' Deutschem Requiem sehr).
Welchen Satz im Brahmschen Requiem würdest Du denn mit dem "Dies irae" in Verbindung bringen ... *etwas ratlos guck* ...
LöschenEntschuldige, ich stand geistig etwas neben mir. Es stimmt schon, daß ich Brahms mit seinem Requiem angeführt habe. Was ich schreiben *wollte*, war Benjamin Brittens War Requiem - das ist doch etwas anderes. Hüstel.
Löschen