Sonntag, 24. November 2013

Tagesevangelium: Blitz aus Ost



Heute fünf Stunden Kirche. Morgens früh Schola in Nieder-Ramstadt, danach Chor in Ober-Ramstadt, um fünf Gregorianische Messe in Nieder-Ramstadt. Schola, Chor, Schola. Und ich fühle mich jetzt doch ein bißchen angestrengt und heiser. Am Morgen Te Deum, am Mittag Lobe den Herren, am Abend Ave Maris Stella.

Am letzten Sonntag im Kirchenjahr wird nach der alten Ordnung Matthäus 24, 15-31 gelesen. Ein Text, der heute ganz aus der Leseordung verschwunden ist. Obwohl man durch die Einführung eines auf drei Jahre verteilten Lesezyklus doch eigentlich mehr Texte erwarten sollte, sind es in Wahrheit weniger.
Auf daß den Gläubigen der Tisch des Gotteswortes reicher bereitet werde, soll die Schatzkammer der Bibel weiter aufgetan werden, so daß innerhalb einer bestimmten Anzahl von Jahren die wichtigsten Teile der Heiligen Schrift dem Volk vorgetragen werden. 
Heißt es in Zif. 51 der Konstitution Sacrosanctum Concilium. Pustekuchen. Viel der alten Texte sind im Orkus verschwunden. Über die Lesung zum Fastnachtssonntag, wo sinnigerweise von der "Schelle" die Rede ist, habe ich schon häufiger geschrieben. Nun liegt Fastnachtsonntag "irgendwo" im Jahreskreis, so daß die so passende Lesung an diesem Tag, wo ein Pfarrer eigentlich so wunderbar über die Narrenschelle predigen könnte, fehlt.

Warum aber nun nicht mehr der alte Text der apokalyptischen Prophezeiung aus Matthäus? Weil man die Rede vom Gericht und der "großen Bedrängnis" nicht mehr hören will? In einer Zeit in der so viel und so falsch von der "Barmherzigkeit" zu hören ist, paßt die Rede vom Gericht nicht mehr.

"Ab oriente" soll der Herr kommen am Tag des Gerichts, heißt es in der Lesung heute. In dieser Erwartung hat man stets die Kirchen so gebaut, daß der Blick der Gläubigen nach Osten gerichtet war. Auch der Blick des zelebrierenden Priesters richtete sich nach Osten. Der Gottesdienst war "orientiert", geostet, wie die alten Kirchen selbst stets geostet waren. Mag sein, daß in einer Zeit, in der Pfarrer und Gemeinde den "Mahltisch" umstehen, keiner mehr hören soll, daß wir den Blick gen Osten richten sollen, in Erwartung der Wiederkunft des Weltenrichters. Die Schatzkammer ist nicht geöffnet worden. Man hat sie geschlossen.

3 Kommentare:

  1. Zustimmung auf der ganzen Linie!
    Die neue Lese-Ordnung bedeutet liturgische Verarmung, wenn nicht Halbierung des Evangeliums.
    Und das Dasein eines Schola-Sängers ist kein reines Vergnügen :-)


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  2. Seid getrost! Ich fand die Lesungen vom letzten Sonntag auch nicht von schlechten Eltern. Und schaut doch mal nach, was am 1. Advent dran ist...

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    1. Mag sein, Gabriele. Nur hab ich zu den eschatologischen Evangelien-Texten seit Jahrzehnten keine gescheite Predigt mehr gehört ...
      ( "seid getrost..."? - *grins*)

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