Donnerstag, 5. April 2018

Das Schäuble, der Islam: was Islamophile und Islamophobe eint.

Es hat möglicherweise mit der allgemeinen Neigung des christlichen Teils unseresVolkes zu tun, an Ostern allgemein Milde walten zu lassen, daß eines der skandalösesten, aber auch erhellendsten Interviews der neueren deutschen Geschichte nicht weiter zur Kenntnis genommen wurde. 

Gemeint ist das Interview, das Wolfgang Schäuble am 31.3.2018, also am Karsamstag, der WAZ, dem Zentralorgan der Funke-Medien-Gruppe, gegeben hat.

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Allgemein wird ja über den Interviewteil, bei dem es um die unsägliche Derislamgehörtodergehörtnichtzudeutschland-Debatte geht, berichtet. Aber für mich steht auch der folgende Satz im Mittelpunkt. Auf die Frage des Interviewers, wie denn der protestantische Schwabe Schäuble die Ostertage begehen wollen antwortet der:
Wir sind zu Hause in der Familie.
Ostern, das Familienfest. War da nicht noch was?  Die Osternacht? Der Ostersonntag? Das Interview fand am Karsamstag statt. Schäuble bekennt sich als Protestant. Er hat sogar zum 500sten Jahrestag der Reformation ein durchaus kritisches und informatives Buch geschrieben, aber ansonsten behauptet er, daß er "für evangelische Verhältnisse ein relativ häufiger Kirchgänger" sei. Nun also gar nichts. Aber vielleicht ist es ja nicht so wichtig. Vielleicht hat er sich ja mit hochgeschlagenem Mantelkragen doch am Ostersonntag in die Kirche begeben. Denn nichts ist für einen deutschen Politiker peinlicher als die "Gretchenfrage". Mit gewissen Ausnahmen. Manche sind auch tapfere Kirchgangsbekenner.

Da haben wir also den klassischen, lauen Christen. Und die vertreten ja häufig die Meinung, daß die christliche Religion, nicht viel besser, eigentlich sogar viel schlechter sei als andere. Da muß dann offenbar zunächst der Islam schön geschminkt werden.
In den muslimischen Gemeinschaften gibt es viele, die ein starkes Engagement gegen Antisemitismus zeigen. Und in der Geschichte sind Judenpogrome in der islamischen Welt nicht so ausgeprägt gewesen wie in anderen Regionen – um auch das mal zu sagen.
Das Schröder-Diktum: ich sach mal so.

Daß es in der Geschichte "nicht so ausgeprägte" islamische Judenpogrome gegeben haben soll, liest der Chronist mit Staunen. Beginnt die Geschichte des Aufstiegs des Islams nicht mit einem Porgrom, dem Massaker an den Männer des in Yathrib, dem späteren Medina, lebenden jüdischen Stammes der Banu Quraiza? Der medinensische Koran, der dieses Ereignis beschreibt, trieft geradezu vor Judenhaß. Der in der Geschichte des Islam tief, nämlich seit der Hidschra verwurzelte Judenhaß hat sich in der Geschichte in zahlreichen Pogrome entladen. 1011 starben bei der Plünderung Cordobas 2000 Juden, 4000 Juden fielen 1066  beim Massaker von Granada einem muslimischen Mob zum Opfer. Gerade das"goldene Al Andalus", von "aufgeklärten" Naiven als Hort der Toleranz beweihräuchert, war Schauplatz von Massakern, Pogromen, Vertreibungen. 1013 mußte der große jüdische Gelehrte (und spätere Großwesir) Samuel Ibn Naghrilla vor dem muslimischen Mob aus Cordoba fliehen, sein Sohn starb als erster beim Massaker von Granada. Mit dem Tod des jüdischen Großwesir Joseph Ibn Naghrela am Kreuz starb die Illusion, daß Juden und Muslime friedlich und ohne Diskriminierung miteinander leben können. Heute ist der islamische Kulturkreis praktisch judenfrei.

Was meint Herr Dr. jur. Schäuble also mit "nicht so ausgeprägt"?

Nachdem wir nun soweit vorbereitet sind, daß der Islam eigentlich viel friedlicher und toleranter ist als die unbenannt bleibende "Region" kommt DER SATZ
Die Muslime müssen sich klarmachen, dass sie in einem Land leben, das nicht von muslimischen Traditionen geprägt ist. Und der Rest der Bevölkerung muss akzeptieren, dass es in Deutschland einen wachsenden Anteil von Muslimen gibt.
Das klingt ja zunächst sehr paritätisch. Die Muslime müssen, die anderen müssen auch. Der "Rest der Bevölkerung" klingt aber nicht besonders verheißungsvoll. Eher schon nach dem Deutschland, das sich abschafft. Aber ich glaube eigentlich nicht, daß Dr. Schäuble ein Krypto-Sarrazinianer ist. Eher glaubt er, wie offenbar die gesamte politische Klasse inclusive der oppositionellen AfD wirklich daran, daß der "Geburtendjihad" das deutsche Volk mit vielen, vielen muslimischen Babies zur Minderheit im eigenen Land machen wird. Mit diesem Glauben ist er ja nicht allein. Samuel Huntington glaubt das, Thilo Sarrazin glaubt das, Gunnar Heinsohn glaubt das und selbstverständlich meine absoluten Lieblingsdenker Michael Klonovsky und Matthias Moosdorf.

Ich bin mal so nett, und schließe aus, daß Schäuble bewußt die muslimische Massenimmigration des Jahres 2015 perpetuieren will. Wenn nicht auf diesem Weg, wie soll der Anteil der Muslime wachsen?

Ein aktuelle destatis-Statistik scheint den Geburtenjihad zu bestätigen. Die Geburtenziffern (fertility rate) der in Deutschland lebenden Ausländerinnen stiegen im Jahr 2016 deutlich auf 2,28. Ursache ist - so glaubt man - die Massenimmigration islamischer Frauen im Jahr 2015 aus Syrien, Irak und Afghanistan.  Die Geburtenziffer der deutschen Mütter wuchsen nur moderat auf 1,46. Interpretiert man diese Statistik nach den Regeln der Kunst, ergibt sich ein anderes Bild. 

Die Geburtenziffer ausländischer Frauen in Deutschland sank bis 2010  und bewegte sich auf  das niedrige Niveau der Biodeutschen zu, das leicht anstieg. Die Geburtenziffern ausländischer Frauen stiegen parallel zum Aufstieg des IS ab dem Jahr 2011, der Höhepunkt war schließlich im Jahre 2016 erreicht, parallel zur Massenflucht von Muslimen nach Deutschland und scheinbar erwartungsgemäß ein Jahr nach dem Merkel-Ereignis 2015. Et voilá: der Geburtenjihad.

Nehmen wir die Zahlen unter die Lupe: die Statistik des StBA für 2016 weist in der Tat eine dramatische Steigerung der Zahl ausländischer, unter anderem "muslimischer" Babies um 25 % aus.  Vor allem die Zahl afghanischer, syrischer und irakischer Babies stiegt um das Vielfache. Zu diesem "muslimischen" Plus haben "muslimische" Türkinnen aber gerade einmal 200 Babies beigesteuert, die Zahl türkischer Babies sinkt seit Jahren. Dieses Plus wird durch die geburtenfauleren "muslimischen" Kosovarinnen schon wieder kompensiert - minus 300.  Daß beide Völkerschaften offenbar beim Geburtenjihad versagen, hat offenkundig damit zu tun, daß sie auch "schon länger hier leben". Vor allem die Türkinnen haben ihr kreatives Verhalten den Deutschinnen angepaßt.

Es bleiben also nur noch 36.700 afghanische, irakische und syrische Babies für den Geburtenjihad.
Nicht sonderlich beeindruckend, denn wenn man die Zahlen der russischen, rumänischen, polnischen, italienischen und serbischen Babies mit denen der afghanischen, irakischen, kosovarischen und syrischen vergleicht, zeigt sich, daß die christlichen Migrantinnen fleißiger waren: 40.400 gegen 36.700. 

Aber die Zahl schrumpft noch weiter. Nach den aktuellen Zahlen des BAMF waren die Hälfte der irakischen Flüchtlinge des Jahres 2017 Jesiden. Und noch weiter: der arabisch-islamische Zentralrat der Muslime erklärt, daß allenfalls ein Drittel der syrischen Flüchtlinge als gläubige Muslime einzustufen seien. Daß den meisten afghanischen Flüchtlingen der Islam ganz allgemein am Bürzel vorbeigeht, kann ich aus anwaltlicher Erfahrung bestätigen. Der Geburtenjihad, den die "Freie Welt" verkündet, schrumpft zum Jihädchen. 

Die Geburtenziffer von 2,28 ist übrigens mathematische Fiktion. Sie setzt eine Betrachtung des Geburtenverhaltens der 15 - 49 Jahre alten Frauen voraus. Die weit überwiegend Mehrheit der Flüchtlinge ist aber unter 30.

Und es gibt für die Anhänger der Theorie des Geburtenjihad noch weitere schlechte Nachrichten. Es ist zweifelhaft, ob die mehr als 4 Millionen "Muslime", die das BAMF nach der einfachen Methode zählt, daß das Kind einer Muslima immer ein Muslim ist, wirklich gläubige Muslime sind. Zwar bezeichnen sich die meisten als "gläubig". Fragt der Interviewer aber gemeinerweise nach der Glaubenspraxis, zeigt sich, daß lediglich um 30% behaupten, daß sie regelmäßig beten oder die Moschee besuchen. Zählt man gar nur die, die für ihren Glauben auch ein paar Euro an einen Moscheeverein spenden, dann schrumpft die Zahl der "Gläubigen" auf lediglich 20%.  Die Moscheevereine klagen landauf, landab über schrumpfende Gemeinden, zu wenige Kinder und Jugendliche, knappe Kassen. Viel zu viele sind auf Subventionen aus dem Ausland angewiesen. Der Organisationsgrad ist deutlich geringer als bei den in Deutschland lebenden Christen. Bei Christen gehören immerhin 80% derer, die sich als Christen bezeichnen, der Kirche oder einer christlichen Gemeinde an.

Das Ganze kann man auch global betrachten. Gibt es eine Relation zwischen Religion und Babies? Die Antwort lautet: Nein. Die Statistiken, unter anderem einen launigen und absolut sehenswerten Vortrag von Hans Rosling kann jeder im internet nachlesen. Eine Relation aber gibt es doch. Atheisten - mit denen sich Hans Rosling nur indirekt beschäftigt - haben nicht nur keine Lieder, sondern auch keine Kinder.

Was eint also den islamophilen Schäuble und den islamophoben Gauland? Schlechte Mathematik. 

Noch einen einzigen Satz zu der Behauptung, die eigentlich O-Ton Schäuble und nicht etwa O-Ton Wulff ist: Der Islam ist ein Teil Deutschlands. Wie kann das sein, wenn doch das Land - wiederum O-Ton Schäuble - gerade nicht muslimisch "geprägt" ist? Der eine Satz sagt das Gegenteil des anderen aus.

Ist das nun noch Nonsens, oder schon Slapstick?

Es wäre doch so einfach gewesen, einfach nur die Tatsache zu erwähnen, daß Muslime in Deutschland leben, daß viele von ihnen Bürgerrecht genießen, und daß es ihnen freisteht, in den Schranken, die unsere Verfassung setzt, ihre Religion auszuüben. 

Daß aber die Verfassung in ihrem Kernbestand, wiederum christlich geprägt ist, oder genauer jüdisch-römisch-griechisch-christlich-fränkisch, das ist dabei der Knalleffekt, den ein Schäuble niemals erwähnen würde.

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