Die ganz Jungen hat die Kirche auf diesem Weg zu einem längst überfälligen Paradigmenwechsel, so scheint´s, längst verloren. In den Sälen und Räumen, in denen Debatten stattfanden, waren die meisten im Publikum über 50. Die Jugend kam zum Katholikentag, aber vor allem, um die jeweils eigene Jugendorganisation zu repräsentieren, um zu feiern, zu singen, zu tanzen und einfach entspannt die Atmosphäre eines sommerlichen Mannheims zu genießen. Die Straßenumfrage der Publik-Forum-Volontärin Teresa Schneider, deren Ergebnis Sie in der nächsten Print-Ausgabe von Publik-Forum lesen können, ergab nach erster Auswertung ein gruseliges Ergebnis: Die Gruppe der »U-30« in der Kirche findet Veränderungen eher verunsichernd als nötig. Frauen am Altar? Nee, das sollen lieber weiter die Männer machen. Mehr Dialog? Bloß nicht, wir wollen Sicherheit und jemanden, der uns sagt, wo´s langgeht! Vielleicht waren Teresas Gesprächspartner nicht repräsentativ. Erschrocken hat sie das Ergebnis in ihrer Altersstufe trotzdem. Vor allem, weil sie selbst zu den Engagierten gehört, die die Welt verändern, gerechter, solidarischer, umweltbewusster machen wollen. Dieses Ziel verbindet Teresa Schneider mit vielen in ihrer Generation. Nur scheinen diese Vielen fast gar nicht mehr aus einer ethisch durchdachten und sozial engagierten katholischen Szene zu kommen. Auch so kann ein Papst Benedikt mit seinem Konzept der »Entweltlichung« auf traurige Weise erfolgreich sein.Wie oben so unten. Der abgehalfterte Landespolitiker Alois Glück steht also pars pro toto. Das ZK und sein Katholikentag ist, wie es scheint, eine Ü 50 Veranstaltung.
Ich erinnere mich angesichts dieser Weltveränderer an ein Gespräch mit dem berühmten Jesuiten und Sozialphilosophen Ivan Illich, das ich vor vielen Jahren gehört habe. Ivan Illich berichtete da etwas indigniert über eine Veranstaltung amerikanischer Methodisten über das Genossenschaftswesen in Südamerika, zu der man ihn eingeladen hatte. Man habe von ihm wohl einen fulminanten Beitrag erwartet, er sei aber nur zum Rednerpodium gegangen und habe erklärt, daß er es nicht für die Aufgabe der Christen halte, das Genossenschaftswesen voranzubringen, es sei vielmehr die Aufgabe der Kirche, das Evangelium zu verkünden. Man habe ihn aber nicht verstanden und habe weiter über das Genossenschaftswesen diskutiert.
Ich vermute mal, daß die amerikanischen Methodisten noch immer über das Genossenschaftswesen diskutierten, so wie die Zentralkatholiken über soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz. Daß ihre Sorte ausstirbt, weil sie vergessen hat, was ihre eigentliche Aufgabe ist, haben sie offenbar nicht mitbekommen.
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