Sonntag, 25. März 2018

Die Wahre Uhrzeit

Astrolabiumsuhr Dom von Münster

Die Geschichte der nachchristlichen Moderne ist eine Geschichte des Diebstahls. Als erstes stahl man uns die Zeit.

Bis zum 16. Jahrhundert war kein König, kein Fürst, kein Bischof und kein Uhrmacher im Besitz der Zeit. Nur die große Himmelsuhr, die über alle herrschte, Große wie auch Geringe, gab uns vor, wann wir am Morgen aufstehen, wann wir am Tag arbeiten, wann wir zur Mittagszeit ruhen, wann wir unseren Arbeitstag beenden, wann wir essen, wann wir schlafen. Für uns und zu unserem Wohl. Niemand zwang uns, in der dunklen Nacht zu arbeiten oder in der größten Mittagshitze.

Seit der Antike maßen nur Sonnenuhren die Zeit. Wenn zur neunten Stunde am Karfreitag die Christen den Tod Jesu Christi betrauerten, dann taten sie es bis zur "Neuzeit" zur wirklichen Todesstunde. Selbst als im Hochmittelalter mechanische Uhren aufkamen, zuletzt die gewaltigen und kunstvollen astronomischen Uhren, maßen sie noch immer den Verlauf der Sonne und der Gestirne. Sie wurden, wenn sie nach- oder vorgingen, anhand eines "Mittagsweisers" gestellt. 

In Frankfurt am Main begingen wir, herrschte noch die selbe Zeitmessung wie zur Lebenszeit Jesu die "neunte Stunde" um 16:41:15 (hh:mm:ss) tatsächlich findet die Karfreitagsmesse aber heute um 15 Uhr statt, also fast 1 3/4 Stunden früher. Der Herr wird es uns nachsehen, werden wir doch, um es mit Meister Eckhardt zu sagen, geheiligt nicht durch unsere Werke, sondern durch unser Wirken. 

Unsere Leiber sind da weniger nachsichtig, denn unser "Bio-Rhytmus" wird durch die Große Himmelsuhr nachjustiert. Jeder Arbeitsmediziner weiß das, aber die vermaledeiten "Ökologen", denen wir aus Gründen der "Energieersparnis" die Sommerzeit zu verundanken haben, dachten bei dieser Regelung an die menschliche Ökologie zuletzt.

Es sind nicht nur die Zeiten der Zeitumstellung, die bei vielen zu extremer Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und Unwohlsein, manchmal zu massiven psychischen Störungen führen, es ist die Uhrzeit, die mit unserer astronomischen und biologischen Uhr nicht im Einklang steht. In der "Sommerzeit" stehen wir chronisch zu früh auf und gehen zu früh ins Bett, wir brechen ausgerechnet dann, wenn wir unsere Leistungspitze erreichen, nämlich am späten Vormittag, die Arbeit ab, um "zu Mittag zu essen", wo dieser Mittag doch je nach Ortslage manchmal mehr als zwei Stunden zu früh beginnt. Dann, wenn unser Körper eigentlich "Mittagsruhe" befiehlt, müssen wir ran.

Müde quälen wir uns durch den Nachmittag, ziehen uns mittags einen doppelten Espresso mit ganz viel Zucker rein, um auf Touren zu kommen. Wieviel Verluste an menschlicher Produktivität und Gesundheit kostet uns diese Ordnung? Wieviele vermeidbare Unfälle, wieviele vermeidbare Fehlleistungen? 

Es ist die Mechanisierung unseres Arbeitslebens, die diesen Entwicklung erzwungen hat, aber die moderne Technik könnte uns gerade von dieser Zeitsklaverei befreien.

Ein Glossar:

Temporale Stunden: die Antike maß die Zeit mit Skaphen. Eine genial einfache Vorrichtung, die den Sonnentag immer in 12 gleiche Teile einteilte. Die sommerlichen Stunden waren also länger als die winterlichen.

Äquatoriale Stunden: Mechanische Uhren können durchaus auch die temporalen Stunden messen. Die astronomischen Uhren des Mittelalters haben sowohl Skalen für die temporalen Stunden, wie auch für die gleich langen "äquatorialen" Stunden. In Zeiten, in denen es wichtiger war, die Arbeitsstunden und nicht die Gebetszeiten zu messen (und zu bezahlen)  wurden die einfachen mechanischen Uhren vorherrschend.

Mittlere Ortszeit: Die Länge der Tage schwankt wegen der Präzession der Erdachse und der elliptischen Form der Umlaufbahn der Erde. Nimmt man hingegen die mittlere Tageslänge, verschiebt sich die Mittagszeit um bis zu 16 Minuten. Sie ist mit den präziser werdenden mechanischen Uhren leichter zu messen, also setzte sie sich durch.

Eisenbahnzeit: Die Einteilung in Zeitzonen hieß ursprünglich tatsächlich Eisenbahnzeit. Diese Zeiteinteilung wurde notwendig, als die Verkehrsmittel schneller wurden. Um zu vermeiden, daß Bahnfahrer, die sich in östlicher oder westlicher Richtung bewegten, auf jeder Station ihre Uhren an die Ortszeit anpassen mußten, führte man zunächst die Eisenbahnzeit ein - jede Eisenbahngesellschaft hatte ihre eigene Zeit - und fasste schließlich die Eisenbahnzeiten in Zonen zusammen. Diese Zeitzonen führen aber nun zu Abweichung von manchmal mehr als einer Stunde.

Sommerzeit: Noch ein Anschlag auf die Volksgesundheit. Im Sommer wurde die Zeit - vorgeblich um Energie zu sparen - um eine Stunde verlängert. Wohlgemerkt, die Zonenzeit. Seitdem differieren "Wahre Zeit", nämlich Sonnenzeit und Uhrzeit um manchmal mehr als zwei Stunden. Der Abstand der MESZ (der Mittel-Europäischen-Sommer-Zeit) ist nun maximal. Weit weg von kosmischer Ordnung, geistlicher Tradition und dem Naturwesen Mensch.

Gäbe es einen Weg zurück? Ja, er wäre sogar sehr einfach. Alles was wir dazu brauchen, haben wir schon am Himmel installiert und tragen wir bereits in unseren Taschen. Eine satellitengesteuerte App für unsere Smartphones, die uns sowohl die UTC - die Universal Time Coordinated - als auch die Wahre Ortszeit zeigen könnte, gibt es bereits. Die UTC ist in jedem Computer mit Netzverbindung gewissermaßen fest eingebaut.

So trägt also jeder die optimale "Eisenbahnzeit", oder besser "Flugzeugzeit" in der Tasche. Die UTC zeigt auf Reisen immer die richtige Reisezeit. Fahrpläne nach UTC? Optimal. Steht im übrigen auf jedem Flugzeugticket.

Und um unserer Humanökologie zuliebe wäre es nur eine Frage der Verabredung, ob wir die WOZ nutzen oder nicht.

"Wir treffen uns beim Italiener um 12:30 WOZ; 14:11 Zulu?"

Wohl bekomms. Der Espresso doppio kann dann auch mal entfallen.

Die astronomische Uhr des Doms von Münster wurde von 1540 bis 1542 von dem Mathematiker Dietrich Tzwyvel, dem Franziskanermönch Johann von Aachen und dem Schlosser Nikolaus Windemaker berechnet und erbaut. Ludger Tom Ring schuf die Malereien. Eine Vorgängeruhr die wahrscheinlich Ende des 14. Jahrhunderts erbaut wurde, wurde während der Zeit der Täuferherrschaft zerstört. Das Uhrwerk ist von 1929 bis 1932 erneuert wurden.

Dienstag, 13. März 2018

Liebe Leser - zum vorletzten Mal

wir sind gerade noch einmal davongekommen. Denn der Bundesgerichtshof hat in einer Entscheidung, die ganz gewiß von den Richtenden unser Bundesverfassungsgerichtshof aufgehoben werden wird, noch einmal - ein letztes Mal - das sogenannte generische Maskulinum verteidigt.

Die Kundin, so der Inhalt des Urteils, muß es hinnehmen, daß sie in Rundschreiben ihrer Sparkasse als "Kunde" angesprochen wird. Was aber, wenn die Bundesverfassungsrichtenden dieses Urteil aufheben? Wie gesagt, ich bin mir dessen ganz sicher, spätestens, seitdem eine grüne Richterin dem hier zuständigen ersten Senat angehört, der es offenbar gelungen ist, in dem berühmten Urteil zur Mehrgeschlechtlichkeit ihre Sicht der Dinge zu vermitteln.

Dann bricht der Damm. Die Justiz verröchelt, denn die Urteile, die sowieso kein Mensch mehr versteht, werden dann vor lauter inclusive language noch unverständlicher werden. Was aber, wenn die Richtenden von den Gerichteten nicht mehr verstanden werden? Sie werden zum Faustrecht zurückkehren. Mord, Totschlag, Plünderung und Brandschatzung werden wieder zu unserem Alltag gehören.

Ich werde nach mehr als 39 Jahren meine Schreiben an das "Bundesamt für Migration und Geflüchtete" richten müssen statt an das BAMFlüchtlinge,  nachdem ich nun schon seit Jahren nicht mehr ans das Studentenwerk schreibe, sondern an das Studierendenwerk. Selbstverfreilich werde ich meine Schreiben an die unbekannten Mitarbeiter eines beliebigen Amtes, wo ich doch den Eid auf die Verfassung geleistet habe, nicht mehr mit '"Sehr geehrte Damen und Herren" beginnen lassen, sondern mit "Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Irgendwieandersgeschlechtliche", in Erwartung des Protestschreibens eines Mitarbeitenden, das sich als Zwitter nicht korrekt angeschrieben fühlt.

Der Erste Senat des BVerfG dräut. Es gibt kein Entkommen.


Sonntag, 11. März 2018

Verlage gegen rechts anno 1522?

Im Jahre 1522 erschien Luthers sogenanntes "Septembertestament", d.i. die Übersetzung des Neuen Testaments in die deutsche Sprache auf der Leipziger Buchmesse. Die 3.000 Exemplare waren schnell vergriffen. Die Reformation war in vollem Gang. Drei Jahre später begann das Große Schlachten.

Schnitt.

2018. Die Messeleitung der Leipziger Buchmesse gründet mit diversen Mainstream-Verlagen die Initiative #verlagegegenrechts. Die ersten rechten Verlage geben daraufhin auf.

Hätte ein Hashtag #verlagegegenhäresie uns1522 vor der Reformation bewahren können?

Mit Sicherheit nicht. Denn geistesgeschichtlich steht der antisemitische Fürstenknecht und Katholikenfresser Luther den totalitären Zensurfanatikern von heute näher, als sie glauben. Luther konnte unbehelligt seine Bücher verkaufen. Die Renaissance war im Kern katholisch-liberal und die Behauptung, die Übersetzung der Bibel in die deutsche Sprache, sei von der Kirche unterbunden worden, weil die "dummen Gläubigen" nicht das Original verstehen können sollten, ist ein schlichtes Ammenmärchen.

In Wahrheit mußte Luther keinen Tag seines Lebens um Freiheit und Leben fürchten. Er war der erfolgreichste Buchautor seiner Zeit. Mächtige Fürsten hielten seine Hand über ihn, denn er versprach, die Macht der Kirche zu brechen. Die Reformation machte die protestantischen Fürsten, die bis dahin ihre Macht mit Kaiser und Kirche teilen mußen, zu absoluten Herrschern.

Reformation, Gallizismus und Anglkanismus zerstörten die "balance des pouvoirs" des Mittelalters. Initiativen wie #verlagegenrechts befeuern einen neuen Absolutismus. Diesmal ist es der der politischen Linken.

Montag, 5. März 2018

Das Deutschlandlied ist eh schon schlimm genug.

Aus dem "Vaterland" soll das vermeintlich gendergerechte "Heimatland" werden? Nebbich. Herumdoktern an Symptomen.

Ich hielt das "Deutschlandlied" schon immer für die zweit-schrecklichste Nationalhymne der Welt.

Die Marsellaise mit ihrem "Qu’un sang impur Abreuve nos sillons!" ist die schrecklichste.

Bei der ersten Strophe - die Hitler als einzige singen ließ - meldet sich schon der Schüttelfrost. Nicht nur wegen des "Deutschland über alles", daß ich eher peinlich als patriotisch finde, sondern vor allem wegen der annexionistischen Kampfparole "bis an den Belt". Der lag nämlich damals 1841, als das "Lied der Deuschen" erdichtet wurde, im Gegensatz zu Maas, Memel und Etsch außerhalb des Deutschen Bundes im dänischen Schleswig.

Jahre später sollte wegen Schleswig zunächst der deutsch-dänische Krieg ausbrechen, der zur Annexion Schleswigs durch Preußen und Österreich führte, dann 1866 der deutsch-deutsche Krieg, der zu weiteren preußischen Annexionen führte. Schleswig-Holstein, Hannover, Nassau, Kurhessen und die Stadt Frankfurt verloren 1866 ihre Selbständigkeit. Der Deutsche Bund zerbrach, die Neue Europäische Unfriedensordnung war im Werden.

"Deutsche Frauen, Deutsche Treue, Deutscher Wein und Deutscher Sang" (Zweite Strophe), Sang reimt sich auf Klang. Nein, ein Meisterpoet, war er wirklich nicht, der von Fallersleben.

Die Einigkeit, das Recht und die Freiheit der dritten Strophe.hatte der Dichter Hoffmann von Fallersleben wie die ganze bismarckianisch-nationalliberale Partei nie wirklich im Sinn. Der imperiale Annexionsmus und despotische Zentralismus, den von Fallersleben wirklich meinte und später frenetisch bejubelte, zerbrach vielmehr die Einigkeit, zertrat das Recht und vernichtete die Freiheit.

Die Melodie war einfach nur geklaut. Haydn sie für die österreichische Kaiserhymne komponiert, und sich ganz gewiß nicht gewünscht, daß damit einmal "Wein, Weib und Gesang" und der kleindeutsche Kleingeist besungen werde.

Ich fand es schade, daß sich die wiedervereinigten Deutschen nicht für das "Auferstanden aus Ruinen" entschieden hat. Die Melodie stammt von einem der begabtesten deutschen Komponisten, der Text weckt weder düstere Assoziationen noch ist er an irgendeiner Stelle peinlich. In seiner Urfassung erinnerte er an die Hoffnung, die die Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 trug.
Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt. Laß uns Dir zum Guten dienen Deutschland heilig Vaterland. Alte Not gilt es zu zwingen und wir schlagen sie vereint;Denn es muß uns doch gelingen daß die Sonne schön wie nie über Deutschland scheint, über Deutschland scheint
Das "Lied der Deutschen" kann man von mir aus solange durchgendern, bis die Schwarte kracht.

Sonntag, 4. März 2018

Ob Grün, ob Blau: die Apokalypse ist das führende politische Geschäftsmodell.

Doomsday-Prophezeiungen und die entsprechenden Gruselfilme sind für Menschen meiner Generation ein immer wiederkehrendes Erlebnis.  Geil fürAdrenalin-Junkies (nicht die Prophezeiungen, sondern die Filme). Ich kenne sie alle. Die Filme und die Weltuntergangspropheten. Das Sujet des Weltuntergangsfilms weckt meine Begeisterung, der Typus der Weltuntergangspartei - im Bundestag stellen sie hundert Prozent der Abgeordneten - mobilisiert meinen Gähn-Reflex. Leider halten die meisten meiner Mitbürger die Fiktionen ihrer Politiker für die Wirklichkeit. Und die Politiker gewinnen damit Wahlen. Die einen setzen dabei auf die Klimakatastrophe - die anderen auf den islamischen Geburtendjihad.

Im Moment gerade droht uns ein grausamer Tod durch eine Stickoxid-Vergiftung. Und, natürlich, der islamische Geburtendjihad.

Die Gänsehaut bleibt bei mir aus. Desensibilisierung nennt man das. In den letzten Jahrzehnten bin ich schon viel zu oft gestorben, als daß mich noch irgendetwas schocken könnte.

Der Dritte Weltkrieg:

Blieb uns erspart. Stattdessen ging die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, die uns mit der Vernichtung unserer dekadenten Lebensweise drohte, einfach pleite. Selber dekadent. Filmographie? Unendlich. Mein Lieblingsfilm: Mad Max.

Der Atomtod.

Auf jedem Ostermarsch bin ich schon als Teenie mitgerannt. Überall in unserer Stadt bauten völlig Verrückte (oder einfach nur Geschäftstüchtige?) atombombensichere Bunker. Die stehen da heute noch, und in der Schule brachte man uns bei, daß wir uns beim Atomschlag sofort unter die Schulbänke werfen sollten, und die Ranzen über unsere Köpfe halten sollten. Fand ich total spannend. Aber daraus wurde nichts. Lieblingsfilm: The Day After.

Der stumme Frühling 1962

1962 prophezeite die Doomsday-Prophetin Rachel Carson das Ende der gesamten Insekten- und Vogelpopulation vor allem durch das Pestizid DDT. Carson wurde ausgezeichnet, Straßen wurden nach ihr benannt, DDT wurde verboten, die Todesfälle durch Malaria stiegen dramatisch an, denn das wirksamste Insektizid zur Bekämpfung von Malaria fehlte nun.  Die Diskussion über lebensgefährliche Pestizide aber wurde verstetigt. Zur Zeit droht der Untergang der Menschheit, wenn nicht sofort der Einsatz von Glyphosat endet. Wissenschaftliche Beweise, daß Glyphosat wirklich krebserregend ist, fehlen.

Der Atomtod II.

Wieder jede Menge Stoff für Grusel. Wenn Biblis (gerade mal um die Ecke, von meinem Wohnort aus gesehen) durchgeht, müssen wir alle sterben. Ich rechnete mir schon aus, ob ich schneller mit dem Fahrrad oder dem Auto aus der Gefahrenzone raus wäre. (Gewinner: das Fahrrad). Dann ging tatsächlich Tschernobyl in die Luft. Wieder mußten wir alle sterben. Heute, 25 Jahre später, gehen die offiziellen Schätzungen von 50 Toten unmittelbar an der Unfallstelle und von rund 8.000 Toten durch erhöhte Strahlenbelastung aus. Die Region um Tschernobyl ist unbewohnbar. Wölfe und andere Wildtiere finden das nicht. Die Welt aber ging nicht unter.

Dann Fukushima: Durch den Tsunami, der das Atomkraftwerk Fukushima zerstörte, starben mehr als 18.000 Menschen. Der Reaktorunfall hat nach allem menschlichen Ermessen zu keinem einzigen Todesopfer geführt. Die Bevölkerung konnte rechtzeitig evakuiert werden. Eine Erhöhung der Erkrankungsraten durch Krebs ist nicht nachgewiesen.

Inzwischen sind fast alle Staaten, die aus der Atomenergie aussteigen wollten, wieder aus dem Atomausstieg ausgestiegen. Inzwischen sind 79 Atomkraftwerke im Bau oder in der Planung.

Das Ende des Wachstums (1972)

Noch ein Bestseller des Ökologismus. Wohl die größte Fehlprognose, die die Welt je gesehen hat. Bereits 1992 sollten alle Ölquellen versiegen. Bis zum Jahr 2.000 sollte es auch zu Ende sein mit Erdgas, Kupfer, Blei, Aluminium und Wolfram.  Tatsächlich wurde bis heute doppelt soviel Erdöl gefördert, als angeblich noch vorhanden war. Und "Peak Oil" ist noch immer nicht erreicht.

Bis 2032 sollte die Erdbevölkerung bereits auf 13 Milliarden Menschen ansteigen, die Nahrungsmittelproduktion sollte 2020 so dramatisch einbrechen, daß weltweite Hungersnöte drohten.

Die Filmemacher waren begeistert. Wann spielt der Doomsday-Film "Blade Runner"? 2019. Los Angeles ist eine hoffnungslos übervölkerte Megalopolis, in der die Sonne nie mehr scheint, in der der ständige Regen und der fast undurchdringliche Smog eine lichtlose, düstere Atmosphäre schafft,  die die gruselige Vision einer Revolte der Roboter umrahmt. Einer meiner Lieblingsfilme.

Die Klimakatastrophe

Noch so ein Hollywood-Schinken: Soylent Green. Jetzt aber volle Kanne: die Ozeane sterben, der Treibhauseffekt hat die Welt in eine schwüle, feuchte, schwitzende Hölle verwandelt, die Rohstoff-Ressourcen sind erschöpft, die Überbevölkerung verwandelt New York in einen Höllenpfuhl, die Nahrungsmittel gehen zur Neige, die meisten leben von der Kunstnahrung "Soylent Green", die angeblich aus hochpotenten Algen hergestellt wird. Euthanasie ist der einzige Ausweg aus der Hölle dieses Dasein. Und der gute Bulle entdeckt, daß Soylent Green aus Menschenfleisch besteht.

Der Film spielt im Jahr 2022, das Buch erschien im Jahr 1966, der Film kam 1973 raus. Ich frage mich heute, ob der Club of Rome eigentlich von Hollywood abgeschrieben hat, oder Hollywood vom Club of Rome.

Dumm nur, daß auch diesmal der Doomsday auf sich warten läßt. Seit 1998 macht die Klimaerwärmung eine Pause. Und das, obwohl die Menschheit seit der Jahrtausendwende 25% der CO2-Menge in die Luft geblasen hat, die sie in ihrer ganzen Geschichte seit Beginn des Industriezeitalters freigesetzt hat.

Es gibt sogar Ketzer, die glauben, ein bißchen mehr Wärme wäre gar nicht so schlecht.

Inzwischen kommt der Club of Rome mit einem Neuen Wälzer raus, wo zwar drin steht, daß alles nur Blödsinn war mit der Überbevölkerung, dem Versiegen der Rohstoffressourcen etc. etc., aber die Klimakatastrophe, die werde nun aber wirklich garantiert echt und ehrlich ganz bestimmt eintreten und die Welt werde jetzt nicht 2020, sondern ganz bestimmt und nun endgültig 2052 untergehen.

Le Waldsterben.

Schreckensbilder von entlaubten und entrindeten Wäldern machten Anfang der 80iger Jahre die Runde. Erst stirbt der Wald und dann der Mensch, war uns allen sofort klar. Die Bundesregierung investierte zig Millionen in die Erforschung des Waldsterbens. Ursache war der Saure Regen, der ja nicht nur den Wald, sondern auch den Menschen und seine Kulturdenkmäler betraf.

Dieser hatte seine Ursache wiederum in schwefelhaltigen Treibstoffen und den fehlenden Filteranlagen von Braunkohlekraftwerken. Später stellte sich heraus, daß die Schreckensbilder aus immer demselben Waldgebiet im Erzgebirge und dem Harz stammten. Die Schwefelemissionen wurden innerhalb weniger Jahre drastisch reduziert, die Bundesregierung verkündete 2003 offiziell das Ende von "Le Waldsterben". Die Franzosen hörten auf, über uns zu witzeln, der Waldschadensbericht blieb uns erhalten.

Le Walsterben

Der folgende Text ist nur ein kleiner Scherz:
So ein Wal ist eine tolle Sache. In den Barten des Blauwals findet sich Fischbein für körperformende Kleidung (Korsetts, Reifröcke) und diverse Accessoires (Sonnenschirme). Ein Pottwal liefert Ambra für allerlei Duftwässerchen und Walrat für feine Kerzen. Aus allen großen Meeressäugern kann man Tran gewinnen, nützlich als Energieträger (Beleuchtung), als wichtiger Grundstoff für die chemische Industrie (Farben, Pflegemittel, Sprengstoffe), für Medizin und Kosmetik (Salben, Seifen) und für Lebensmittel (Margarine, Suppen, Gelatine). Nicht zu vergessen: Der Wal ist ein nachwachsender Rohstoff.Da wundert die Anziehungskraft nicht, die der Walfang über Jahrhunderte auf abenteuerlustige Tierliebhaber ausübte. Monate oder gar Jahre auf den Weltmeeren fernab der zivilisierten Metropolen unterwegs, trotzten diese Naturburschen allen Gefahren der See. Beseelt von dem Anspruch, der Menschheit Unabhängigkeit von fossilen Rohstoffen zu sichern, setzten sie tagtäglich ihr Leben ein. Wahre Helden, denen Herman Melville in der Figur des fiktiven Kapitäns Ahab ein literarisches Denkmal für die Ewigkeit erbaute.
1972 setzte die hochemotionale Bewegung zur Rettung der Wale ein. Zu diesem Zeitpunkt war der "Peak Wal" schon seit mehr als einem Jahrzehnt überschritten, für die Produkte, die bis dahin aus Waltran und Fischbein hergestellt worden waren, existierten schon lange preisgünstigere und bessere Alternativen. Walfang war schlicht unwirtschaftlich geworden, als 1986 der IWC sein Walfangmoratorium verkündete, dümpelten nur noch ein paar alte, rostige Walfang-Seelenverkäufer über die Meere. Der angebliche "Sieg" der Walschützer war noch nicht einmal ein Nachhutgefecht. Nicht Greenpeace, sondern die Petrochemie rettete die Wale.

Das hat die Filmindustrie nicht daran gehindert, im Jahre 1986 einen rührenden Walrettungsfilm zu drehen. Mr. Spock, der praktisch unsterbliche Held meiner Jugend, rettet nach einer Zeitreise ins Jahr 1986(!) das letzte Buckelwalpärchen vor dem Tod, um den unausweichlichen Weltuntergang im 23. Jahrhundert zu verhindern.

Die Überbevölkerung

Superexponentiell sollte die Bevölkerung wachsen, so die Prognostiker von Hollywood. Oder vom Club of Rome. Oder - ist ja auch egal.

Bei einem Vortrag vor der TED-Konferenz witzelte der Forscher Hans Rosling
Die Weltsicht, die meine Studenten haben, entspricht der Wirklichkeit des Jahres, in dem ihre Lehrer geboren wurden.
Einfach ansehen, sich über das sympathische schwedenglisch von Hans Rosling freuen und über seinen  Humor, der einen guten Professor von einem schlechten unterscheidet.

Ich liebe Statistiken. So wie mein großes Vorbild aus meiner "Heimatstadt" Friedrich Carl von Moser. Hans Rosling hat der Statistik das Tanzen beigebracht.

Der Geburten-Dschihad.

Deutschland schafft sich ab. Der Geburtendschihad wird die EU ergänzend zu der massiven Einwanderung von Muslimen in Eurabia verwandeln. Spätestens im Jahre 2075, wird der Islam durch die religionsbedingt größere Fruchtbarkeit seiner Anhänger das Christentum als führende Religion überholen. Sagt das PEW-Institut, und hat wohl mit dieser Analyse seinen Ruf als seriöses Prognose-Institut verspielt.

Die Studie hat einen geradezu monströsen Webfehler. Sie zählt nämlich - wie alle Statistiken dieser Machart - die Abkömmlinge von Muslimen schlichtweg als Muslime. Muslime haben nicht die Chance, sich offiziell als Atheisten oder Agnostiker zu bekennen, auch wenn sie es sind. In Deutschland etwa - so eine Studie des Religionsforschers Dr. Michael Blume - dürften etwa 60% der Statistik-Muslime bestenfalls als kulturmuslimische Agnostiker einzustufen sein.

Offenbar geht das PEW-Institut im übrigen von einer statischen, statt einer dynamischen Statistik aus. Berücksichtigt man diese Dynamik, wird offensichtlich, daß auch der islamischen Welt ein massiver Geburtenrückgang unter das Niveau der Bestandserhaltung droht. In der Türkei und dem Iran wurde dieses Niveau mittlerweile mit einer Fruchtbarkeitsrate von 2,01 und 1,97 unterschritten.

Für Hans-Rosling Fans hier die statistisch-dynamische Weltsicht auf das Problem "Religion and babies".

Aller Rottenmeister Gauckelsack

so nannte Luther die apokalyptische Offenbarung des Johannes. Endzeitprophezeiungen waren schon immer das bevorzugte Instrument des politischen Scharlatans. Derzeit halte ich praktisch alle politischen Parteien unseres Landes für chiliastische Sekten.

Für Klimakatastrophen-Komiker: ich bin keineswegs ein Gegner der Naturschutzbewegung, ganz im Gegenteil.

Für die gläubigen Anhänger der Anti-Religion des Geburten-Dschihad: daß die Duldung der unkontrollierten Einwanderung von völlig verrohten jungen Männern aus den Bürgerkriegsregionen der islamischen Welt ein lebensgefährliche Fehlentwickung ist, halte ich für unübersehbar und offenkundig.

Aber ich halte mich von Parteien fern, zu deren Geschäftskonzept die Endzeit-Prophetie gehört, fern von harten wissenschaftlichen Fakten.

Freitag, 2. März 2018

Politische Religionskritik - die totalitäre Versuchung

Sachsenspiegel. Darstellung der Zwei-Schwerter-Lehre
Die Rede des jungen christdemokratischen Abgeordneten Amthor gegen den Vorschlag der AfD-Fraktion - einen Gesetzesentwurf hat die AfD ja nicht vorgelegt - das Tragen der Burka und des Niqab in der Öffentlichkeit zu verbieten, könnte einen politischen Wendepunkt markieren. Da tritt nämlich der AfD ein junger Politiker entgegen, der ausdrücklich erklärt, daß er diese Initiative unterstützt, der an anderer Stelle auch klar gesagt, hat, daß seiner Auffassung nach der "Islam nicht zu Deutschland gehört", der die "Ehe für Alle" für verfassungswidrig hält und die unkontrollierte Massenzuwanderung für ein Übel.

Die Argumente sollten uns Katholiken interessieren. Als erstes kritisiert Amthor, daß es sich die AfD anmaßt, Muslimen vorzuschreiben, was sie für sich als verbindlich erachten und was nicht, was also religiöse Plicht und religiöses Recht ist. Kein einziges Gericht der Bundesrepublik oder Europas - Amthor hebt das hervor - vertritt die Auffassung, das Tragen eines Niqab oder einer Burka sei nicht durch die Religionsfreiheit gedeckt. Aber dieses Argument ist eigentlich zu schwach. 

Vielmehr ist es so, daß seit 494 nach Christus jeder Potlitiker, der sich der "westlichen" Kultur zuzählt, zu wissen hat, daß ihn religiöse Dogmen und Normen nichts angehen, daß es ausschließlich Sache der religiösen Gemeinschaften selbst ist, zu bestimmen, was sie für elementare Glaubensinhalte und für religiös begründete sittliche Normen halten, und was nicht.

Seit 494, seit dem höflichen Schreiben des (übrigens berberischen) Papstes Gelasius des Ersten an den oströmischen KaiserAnastasios I gilt für das Recht des lateinischen Christums, daß sich die Kaiser um christliche Dogmen nicht zu scheren haben. Es waren danach noch viele Kämpfe zu bestehen, bis sich die sogenannte "Zwei-Schwerter-Lehre" durchsetzte. Das Jahr 494 aber, in dem die katholische Kirche ihre politische Unabhängigkeit verkündete, können wir als das Geburtsjahr der "balance des pouvoirs" (Montesquieu) ansehen, die bis heute das elementarste Prinzip aller westlichen Verfassungsstaaten ist, oder zumindest sein sollte.

Daß gegen dieses Prinzip von politischer Seite immer wieder verstoßen wurden - siehe den von Bismarck und den "Liberalen" angezettelten "Culturkampf" - ist ein anderes Kapitel. Bis heute genießt die Kirche keineswegs überall und zu jeder Zeit die "Freiheit der Kirche", auch die Kirchenkapitel des GG, die das Selbstverwaltungsrecht der Kirchen festschreiben,  sind ein ständiger Zankapfel, sie stehen unter dem ständigen Beschuß insbesondere der politischen Linken.

Die AfD bliebt übrigens von Amthors Kritik völlig unberührt, denn mein besonderer Liebling Klonovsky schreibt im Anschluß an diese "Philippika" von keinem Zweifel angekränkelt folgendes:
Im Übrigen, um zum Gegenstand seines Vortrags zu kommen, sind weder der Niqab noch die Burka noch irgendeine andere Art der weiblichen Verschleierung religiöse Symbole, die unter die Religionsfreiheit fallen; es gibt von Seiten des Propheten Mohammed keine einzige Anweisung zur Gesichtsverschleierung, jeder islamische Rechtsgelehrte wird das bestätigen.
Nun sind ja "Die gefährlichsten Unwahrheiten, Wahrheiten, mäßig entstellt." (Georg Christoph Lichtenstein)

Und genau so ist es hier. Richtig ist, daß sich nirgendwo im Koran ein Zitat findet, daß die Verschleierung in Form des Niqab wörtlich empfiehlt. Richtig ist aber auch, daß praktisch alle muslimischen Rechtsgelehrten unter Berufung auf Koran und Hadithen die Verschleierung mindestens im Form des Hidjab für die religiöse Pflicht einer frommen Muslima halten. Für die Deutsche Islamkonferenz ein Dauerthema, und deshalb findet sich dort auch eine sorgfältige Ausarbeitung.

(Die Autorin des Beitrags für die DIK ist übrigens die promovierte und hablilitierte Islamwissenschaftlerin und Arabistin Dr. Dr. Rotraud Wielandt. Frau Dr. Dr. Wielandt wurde von Benedikt dem XVIten in die Päpstliche Kommission für religiöse Beziehungen zu den Muslimen berufen.)

Das, nämlich die vorherrschende Meinung unter Muslimen selbst, genügt kirchenrechtlich, denn es gebietet eben der Grundsatz der Religionsfreiheit, daß es die Religionsgemeinschaften selbst sind, die darüber zu bestimmen haben, wie ihre Heiligen Schrift zu interpretieren sind und wie die Gläubigen sie zu leben haben. Und es gibt, um Amthors Argument zu wiederholen, kein einziges Verfassungsgericht, auch nicht der EGMR, der das französische Burka-Verbot für vereinbar mit der EMRK gehalten hat, das den Hidjab, die Burka oder den Niqab nicht für ein religiöses Symbol hält.

Die Religionsfreiheit ist nicht schrankenlos, aber das ist hier nicht das Problem. Das Problem ist vielmehr, daß nach dem Wille der AfD und sekundiert von dem alternativen Groß-Denker Klonovsky von staatlicher Seite aus in die religiöse Sphäre eingegriffen werden soll, daß es die Politik ist, die bestimmen will, was Gläubige zu glauben haben.

Wer so denkt und handelt, der legt nicht nur die Axt an die Wurzeln unserer Verfassung, sondern die Axt an die Wurzeln unserer Kultur. 

Das aktuelle Programm der AfD ist übrigens voll mit religionsfeindlichen und staatskirchenrechtswidrigen Forderungen und sie betreffen keineswegs nur Muslime, sondern gerade auch Christen wie etwa die Forderung nach der Wiedereinführung des Verbots der Voraustrauung - es wurde 2008 wegen verfassungsrechtlicher Bedenken aufgehoben - oder die Forderung nach entschädigungsloser  und damit verfassungswidriger "Aufhebung" der sogenannten staatlichen Dotationen an die Kirchen.

Als der Bundesparteitag der AfD für dieses Program die Hand gehoben hat, hat keiner der großartigen "Juristen" die heute als AfD-Abgeordneten unseren - der Juristen - Stand kompromittieren, auch nur mit der Wimper gezuckt.

Ich habe vier Jahre lang der AfD angehört, seit ihrer Gründung, die Veröffentlichung des Entwurf des Bundestagswahlprogramms am 8.März 2017 war für mich Grund und Anlaß für meinen Parteiaustritt noch am selben Tag. Die AfD stellt sich nunmehr bewußt in die Tradition der religions- und kirchenfeindlichen Verfassung von 1848, sie bejubelt Bismarck, der die Christen unseres Landes mit fatalen Folgen für unsere politische Kultur gequält hat, sie bekennt sich zu Gustav Stresemann, über den viel Gutes zu sagen wäre. Doch Stresemann war auch Freimaurer, und das paßt zu dem aktuellen Anti-Katholizismus der AfD wie die Faust aufs Auge.