Astrolabiumsuhr Dom von Münster |
Die Geschichte der nachchristlichen Moderne ist eine Geschichte des Diebstahls. Als erstes stahl man uns die Zeit.
Bis zum 16. Jahrhundert war kein König, kein Fürst, kein Bischof und kein Uhrmacher im Besitz der Zeit. Nur die große Himmelsuhr, die über alle herrschte, Große wie auch Geringe, gab uns vor, wann wir am Morgen aufstehen, wann wir am Tag arbeiten, wann wir zur Mittagszeit ruhen, wann wir unseren Arbeitstag beenden, wann wir essen, wann wir schlafen. Für uns und zu unserem Wohl. Niemand zwang uns, in der dunklen Nacht zu arbeiten oder in der größten Mittagshitze.
Seit der Antike maßen nur Sonnenuhren die Zeit. Wenn zur neunten Stunde am Karfreitag die Christen den Tod Jesu Christi betrauerten, dann taten sie es bis zur "Neuzeit" zur wirklichen Todesstunde. Selbst als im Hochmittelalter mechanische Uhren aufkamen, zuletzt die gewaltigen und kunstvollen astronomischen Uhren, maßen sie noch immer den Verlauf der Sonne und der Gestirne. Sie wurden, wenn sie nach- oder vorgingen, anhand eines "Mittagsweisers" gestellt.
In Frankfurt am Main begingen wir, herrschte noch die selbe Zeitmessung wie zur Lebenszeit Jesu die "neunte Stunde" um 16:41:15 (hh:mm:ss) tatsächlich findet die Karfreitagsmesse aber heute um 15 Uhr statt, also fast 1 3/4 Stunden früher. Der Herr wird es uns nachsehen, werden wir doch, um es mit Meister Eckhardt zu sagen, geheiligt nicht durch unsere Werke, sondern durch unser Wirken.
Unsere Leiber sind da weniger nachsichtig, denn unser "Bio-Rhytmus" wird durch die Große Himmelsuhr nachjustiert. Jeder Arbeitsmediziner weiß das, aber die vermaledeiten "Ökologen", denen wir aus Gründen der "Energieersparnis" die Sommerzeit zu verundanken haben, dachten bei dieser Regelung an die menschliche Ökologie zuletzt.
Es sind nicht nur die Zeiten der Zeitumstellung, die bei vielen zu extremer Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und Unwohlsein, manchmal zu massiven psychischen Störungen führen, es ist die Uhrzeit, die mit unserer astronomischen und biologischen Uhr nicht im Einklang steht. In der "Sommerzeit" stehen wir chronisch zu früh auf und gehen zu früh ins Bett, wir brechen ausgerechnet dann, wenn wir unsere Leistungspitze erreichen, nämlich am späten Vormittag, die Arbeit ab, um "zu Mittag zu essen", wo dieser Mittag doch je nach Ortslage manchmal mehr als zwei Stunden zu früh beginnt. Dann, wenn unser Körper eigentlich "Mittagsruhe" befiehlt, müssen wir ran.
Müde quälen wir uns durch den Nachmittag, ziehen uns mittags einen doppelten Espresso mit ganz viel Zucker rein, um auf Touren zu kommen. Wieviel Verluste an menschlicher Produktivität und Gesundheit kostet uns diese Ordnung? Wieviele vermeidbare Unfälle, wieviele vermeidbare Fehlleistungen?
Es ist die Mechanisierung unseres Arbeitslebens, die diesen Entwicklung erzwungen hat, aber die moderne Technik könnte uns gerade von dieser Zeitsklaverei befreien.
Ein Glossar:
Temporale Stunden: die Antike maß die Zeit mit Skaphen. Eine genial einfache Vorrichtung, die den Sonnentag immer in 12 gleiche Teile einteilte. Die sommerlichen Stunden waren also länger als die winterlichen.
Äquatoriale Stunden: Mechanische Uhren können durchaus auch die temporalen Stunden messen. Die astronomischen Uhren des Mittelalters haben sowohl Skalen für die temporalen Stunden, wie auch für die gleich langen "äquatorialen" Stunden. In Zeiten, in denen es wichtiger war, die Arbeitsstunden und nicht die Gebetszeiten zu messen (und zu bezahlen) wurden die einfachen mechanischen Uhren vorherrschend.
Mittlere Ortszeit: Die Länge der Tage schwankt wegen der Präzession der Erdachse und der elliptischen Form der Umlaufbahn der Erde. Nimmt man hingegen die mittlere Tageslänge, verschiebt sich die Mittagszeit um bis zu 16 Minuten. Sie ist mit den präziser werdenden mechanischen Uhren leichter zu messen, also setzte sie sich durch.
Eisenbahnzeit: Die Einteilung in Zeitzonen hieß ursprünglich tatsächlich Eisenbahnzeit. Diese Zeiteinteilung wurde notwendig, als die Verkehrsmittel schneller wurden. Um zu vermeiden, daß Bahnfahrer, die sich in östlicher oder westlicher Richtung bewegten, auf jeder Station ihre Uhren an die Ortszeit anpassen mußten, führte man zunächst die Eisenbahnzeit ein - jede Eisenbahngesellschaft hatte ihre eigene Zeit - und fasste schließlich die Eisenbahnzeiten in Zonen zusammen. Diese Zeitzonen führen aber nun zu Abweichung von manchmal mehr als einer Stunde.
Sommerzeit: Noch ein Anschlag auf die Volksgesundheit. Im Sommer wurde die Zeit - vorgeblich um Energie zu sparen - um eine Stunde verlängert. Wohlgemerkt, die Zonenzeit. Seitdem differieren "Wahre Zeit", nämlich Sonnenzeit und Uhrzeit um manchmal mehr als zwei Stunden. Der Abstand der MESZ (der Mittel-Europäischen-Sommer-Zeit) ist nun maximal. Weit weg von kosmischer Ordnung, geistlicher Tradition und dem Naturwesen Mensch.
Gäbe es einen Weg zurück? Ja, er wäre sogar sehr einfach. Alles was wir dazu brauchen, haben wir schon am Himmel installiert und tragen wir bereits in unseren Taschen. Eine satellitengesteuerte App für unsere Smartphones, die uns sowohl die UTC - die Universal Time Coordinated - als auch die Wahre Ortszeit zeigen könnte, gibt es bereits. Die UTC ist in jedem Computer mit Netzverbindung gewissermaßen fest eingebaut.
So trägt also jeder die optimale "Eisenbahnzeit", oder besser "Flugzeugzeit" in der Tasche. Die UTC zeigt auf Reisen immer die richtige Reisezeit. Fahrpläne nach UTC? Optimal. Steht im übrigen auf jedem Flugzeugticket.
Und um unserer Humanökologie zuliebe wäre es nur eine Frage der Verabredung, ob wir die WOZ nutzen oder nicht.
"Wir treffen uns beim Italiener um 12:30 WOZ; 14:11 Zulu?"
Wohl bekomms. Der Espresso doppio kann dann auch mal entfallen.
Die astronomische Uhr des Doms von Münster wurde von 1540 bis 1542 von dem Mathematiker Dietrich Tzwyvel, dem Franziskanermönch Johann von Aachen und dem Schlosser Nikolaus Windemaker berechnet und erbaut. Ludger Tom Ring schuf die Malereien. Eine Vorgängeruhr die wahrscheinlich Ende des 14. Jahrhunderts erbaut wurde, wurde während der Zeit der Täuferherrschaft zerstört. Das Uhrwerk ist von 1929 bis 1932 erneuert wurden.
Sommerzeit: Noch ein Anschlag auf die Volksgesundheit. Im Sommer wurde die Zeit - vorgeblich um Energie zu sparen - um eine Stunde verlängert. Wohlgemerkt, die Zonenzeit. Seitdem differieren "Wahre Zeit", nämlich Sonnenzeit und Uhrzeit um manchmal mehr als zwei Stunden. Der Abstand der MESZ (der Mittel-Europäischen-Sommer-Zeit) ist nun maximal. Weit weg von kosmischer Ordnung, geistlicher Tradition und dem Naturwesen Mensch.
Gäbe es einen Weg zurück? Ja, er wäre sogar sehr einfach. Alles was wir dazu brauchen, haben wir schon am Himmel installiert und tragen wir bereits in unseren Taschen. Eine satellitengesteuerte App für unsere Smartphones, die uns sowohl die UTC - die Universal Time Coordinated - als auch die Wahre Ortszeit zeigen könnte, gibt es bereits. Die UTC ist in jedem Computer mit Netzverbindung gewissermaßen fest eingebaut.
So trägt also jeder die optimale "Eisenbahnzeit", oder besser "Flugzeugzeit" in der Tasche. Die UTC zeigt auf Reisen immer die richtige Reisezeit. Fahrpläne nach UTC? Optimal. Steht im übrigen auf jedem Flugzeugticket.
Und um unserer Humanökologie zuliebe wäre es nur eine Frage der Verabredung, ob wir die WOZ nutzen oder nicht.
"Wir treffen uns beim Italiener um 12:30 WOZ; 14:11 Zulu?"
Wohl bekomms. Der Espresso doppio kann dann auch mal entfallen.
Die astronomische Uhr des Doms von Münster wurde von 1540 bis 1542 von dem Mathematiker Dietrich Tzwyvel, dem Franziskanermönch Johann von Aachen und dem Schlosser Nikolaus Windemaker berechnet und erbaut. Ludger Tom Ring schuf die Malereien. Eine Vorgängeruhr die wahrscheinlich Ende des 14. Jahrhunderts erbaut wurde, wurde während der Zeit der Täuferherrschaft zerstört. Das Uhrwerk ist von 1929 bis 1932 erneuert wurden.
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