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Sonntag, 28. April 2013

Grüner Parteitag: Den Staat als Räuberbande denken.

Aurelius Augustinus, älteste Darstellung

Wie wohl Augustinus und Leo der XIIIte den heute endenden Grünen-Parteitag kommentiert hätte?

Die Grünen haben eine lineare Erhöhung des Spitzensteuersatzes auf 45 % (bis 60.000 Euro Jahreseinkommen) und 49 % (ab 80.000 Euro Jahreseinkommen) beschlossen, bei gleichzeitiger Abschaffung des Ehegattensplittings. Gleichzeitig soll eine Vermögensabgabe von 1,5 % gezahlt werden, aus verfassungrechtlichen Gründen gedeckelt auf 35 % des Jahreseinkommens. Ein Gutverdiener - nicht etwa ein Bestverdiener - zahlt damit bis zu 84 % Einkommenssteuern per anno, und zwar unabhängig davon, ob er eine Familie zu ernähren hat, oder nicht. Die Grünen also, so schließe ich, sind die geschworenen Feinde des Privateigentums, der Familie und - die durch die Verfassung garantierten Sonderrechte der Kirchen im Arbeitsrecht sollen abgeschafft werden - der Kirche.

So hätte Leo den Parteitag kommentiert:
The right to possess private property is derived from nature, not from man; and the State has the right to control its use in the interests of the public good alone, but by no means to absorb it altogether. The State would therefore be unjust and cruel if under the name of taxation it were to deprive the private owner of more than is fair.
Und so Augustinus:
Remota itaque iustitia quid sunt regna nisi magna latrocinia?

Sonntag, 24. März 2013

Weißer Rauch: Die "arme Kirche" war nie eine "Kirche der Armen"

Die Erschießung des Paters Franzisco Vera im Jahre 1927

Er wünsche sich eine arme Kirche an der Seite der Armen hören wir vor unserem neuen Papst.

Belloc und Chesterton hätten wohl bei dem Satz von der "armen Kirche an der Seite der Armen" die Stirn gerunzelt - wahlweise den Kopf geschüttelt. Sie waren nämlich der Überzeugung, daß die Verarmung und Enteignung der Kirche Ursache der Armut der Bevölkerung in der Zeit der Entstehung des Proletarianismus/Kapitalismus sei. Folgt man ChesterBelloc, war die arme Kirche nicht etwa eine Kirche für die Armen, sondern bestenfalls eine Kirche bei den Armen. Die selben Kräfte, die die Kirche im Mutterland des Kapitalismus enteigneten und in den Untergrund trieben, trieben die verarmten und enteigneten Bauern in die Gosse.

Die moderne Sichtweise - auch die der Kirche - ist die, daß die Verarmung und Entmachtung der Kirche ihre Erlösung von der sündigen Versuchung der Macht und des Reichtums gewesen sei. ChesterBelloc zeigen aber auf, daß dieser Raub weder die Erlösung der Kirche, noch die Erlösung und Befreiung der Ärmeren gewesen sei, sondern vielmehr Ursache der modernen Sklaverei, des "Servile State".

Wirtschaftsgeschichtlich vertreten die beiden Theoretiker, Schriftsteller und Politiker gegen Marx und Max Weber eine These über die Entstehung des modernen Kapitalismus - der ja zunächst zu einer breiten Verarmung geführt hat - die, als ich den "Servile States" das erste mal las, für mich weit mehr Plausibilität für sich hat, als Marxens These von den Ursachen und Wegen der "Ursprünglichen Akkumulation".

Die mystische Theorie Max Webers, wonach der Kapitalismus die gewissermaßen materielle Folge der geistigen Revolution des Calvinismus sei, stellt Belloc vom Kopf auf die Füße. Der frühe Kapitalismus, die "Ursprüngliche Akkumulation", im kapitalistischen Mutterland  England die Akkumulation fast der Hälfte des gesellschaftlichen Reichtums in der Hand einer kleinen Schicht von Großgrundbesitzern, ging der protestantischen Revolution voraus und folgte ihre nicht nach.

Die Voraussetzung dieser historisch beispiellosen Akkumulation von Reichtum in den Händen weniger aber war - die "arme Kirche".

Es war die Enteignung der Kirche unter Heinrich dem VIIIten, und die Verteilung der Beute vor allem unter den ohnehin schon Reichen und Mächtigen, die die Enteignung und Pauperisierung großer Teile der Bevölkerung verursachte. Vor der Vertreibung und Enteignung der Orden und der Kirche war etwa 25 bis 30 Prozent des Grundeigentums in den Händen von Kirche und Orden. Die Vernichtung der katholischen Kirche in England führte dazu, daß 20 Prozent des Landes zusätzlich in das Vermögen einer Klasse von Großgrundbesitzer kam, die schon 25 bis 30 Prozent des gesellschaftlichen Vermögens besaß.

Das Vorhaben der Krone, sich das enteignete Kirchenland anzueignen, scheiterte an den mächtigen Lords, denen der schwache Nachfolger Heinrichs nichts entgegensetzen konnte. Einmal im Besitz der Hälfte des Landes, war es diese Klasse, die die politische Zukunft des Landes bestimmte. Sie setzte nach Belieben entweder in der blutigen Revolution Cromwells oder in der nicht unblutigen aber weniger blutigen "Glorious Revolution" den König ab, und ersetzte ihn durch einen Monarchen, der sich in einer stetig schwächeren Position sah, um schließlich nur noch das Land zu repräsentieren, statt es zu regieren.

Der gestürzte und katholische James II von England vertrat eine Politik der religiösen Toleranz, die Sieger trieben die katholische Kirche erneut in den Untergrund. Nicht der Protestantismus - oder genauer, der Anti-Katholizismus - etablierte den Kapitalismus, vielmehr etablierte der Kapitalismus den Protestantismus. Webers These verkehrt damit Ursache und Wirkung.

Aber halten wir fest: die arme Kirche war die Voraussetzung für die Pauperisierung der Landbevölkerung und für die Entstehung eines von jedem Besitz an den Produktionsmitteln ausgeschlossenen Proletariats. Die Idee von der "armen Kirche an der Seite der Armen" ist nicht nur liturgisch-theologisch fragwürdig, sie ist auch wirtschaftstheoretisch, politiktheoretisch und historisch falsch. Die Verarmung der Kirche war eine der Ursachen der Verarmung der Bevölkerung.

Die historische Abfolge, die die Entwicklung des kapitalistischen Mutterlandes England kennzeichnet, wiederholte sich in anderen Ländern Europas. Im Norden Europas war das Bollwerk Kirche allerdings schon beseitigt, in den katholischen Ländern des südlichen Europa wurde das Hindernis erst im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts zur Seite geräumt. Auch dort folgte der Enteignung der Kirche die Enteignung der Masse der Bevölkerung. So hat sich etwa der Süden Italiens von seiner "Befreiung" durch die Truppen des "aufgeklärten" Cavour und des Freimaurers Garibaldis wirtschaftlich nie mehr erholt, blieb auf immer die verarmte Kolonie des Nordens.

Die Enteignung der französischen Kirche ist mit einem der größten wirtschaftlichen Desaster der Neuzeit verbunden: der Einführung der Assignaten-Währung. Dieses war der Vorläufer des "linken" Papiergelds unserer Tage.

Das alles liegt lange zurück, so lange, daß sich heute wieder ein Papst eine "arme Kirche an der Seite der Armen" wünscht. Und dabei von allen linken und ganz linken Katholikenhassern des Landes, heißen sie Deckers oder Wensierski bejubelt wird.

Der katholische Denker Belloc aber hat ein völlig "umlinkes" und womöglich unserem in den Kategorien der "sozialen Gerechtigkeit" denkenden Papst unbekanntes Motto seinem Buch über den "Sklavenstaat" vorangestellt.
If we do not restore the Instititution of property, we cannot escape restoring the Institution of Slavery; there is no third course.