Sonntag, 24. November 2013

Tagesevangelium: Blitz aus Ost



Heute fünf Stunden Kirche. Morgens früh Schola in Nieder-Ramstadt, danach Chor in Ober-Ramstadt, um fünf Gregorianische Messe in Nieder-Ramstadt. Schola, Chor, Schola. Und ich fühle mich jetzt doch ein bißchen angestrengt und heiser. Am Morgen Te Deum, am Mittag Lobe den Herren, am Abend Ave Maris Stella.

Am letzten Sonntag im Kirchenjahr wird nach der alten Ordnung Matthäus 24, 15-31 gelesen. Ein Text, der heute ganz aus der Leseordung verschwunden ist. Obwohl man durch die Einführung eines auf drei Jahre verteilten Lesezyklus doch eigentlich mehr Texte erwarten sollte, sind es in Wahrheit weniger.
Auf daß den Gläubigen der Tisch des Gotteswortes reicher bereitet werde, soll die Schatzkammer der Bibel weiter aufgetan werden, so daß innerhalb einer bestimmten Anzahl von Jahren die wichtigsten Teile der Heiligen Schrift dem Volk vorgetragen werden. 
Heißt es in Zif. 51 der Konstitution Sacrosanctum Concilium. Pustekuchen. Viel der alten Texte sind im Orkus verschwunden. Über die Lesung zum Fastnachtssonntag, wo sinnigerweise von der "Schelle" die Rede ist, habe ich schon häufiger geschrieben. Nun liegt Fastnachtsonntag "irgendwo" im Jahreskreis, so daß die so passende Lesung an diesem Tag, wo ein Pfarrer eigentlich so wunderbar über die Narrenschelle predigen könnte, fehlt.

Warum aber nun nicht mehr der alte Text der apokalyptischen Prophezeiung aus Matthäus? Weil man die Rede vom Gericht und der "großen Bedrängnis" nicht mehr hören will? In einer Zeit in der so viel und so falsch von der "Barmherzigkeit" zu hören ist, paßt die Rede vom Gericht nicht mehr.

"Ab oriente" soll der Herr kommen am Tag des Gerichts, heißt es in der Lesung heute. In dieser Erwartung hat man stets die Kirchen so gebaut, daß der Blick der Gläubigen nach Osten gerichtet war. Auch der Blick des zelebrierenden Priesters richtete sich nach Osten. Der Gottesdienst war "orientiert", geostet, wie die alten Kirchen selbst stets geostet waren. Mag sein, daß in einer Zeit, in der Pfarrer und Gemeinde den "Mahltisch" umstehen, keiner mehr hören soll, daß wir den Blick gen Osten richten sollen, in Erwartung der Wiederkunft des Weltenrichters. Die Schatzkammer ist nicht geöffnet worden. Man hat sie geschlossen.

Freitag, 1. November 2013

Causa Limburg: Der böse und der gute Bischof.

Die katholische Kirche baut. Gottlob. Würde sie nicht bauen, und hätte sie nie gebaut, es fehlten der Welt zahllose einzigartige Baudenkmälern, deren architektonische Qualität und kulturelle Höhe niemand ernsthaft bestreitet. Unter den 39 deutschen Stätten des Weltkulturerbes finden sich fünf Kathedralen, vier Kirchen und vier Klöster. Die Innenstadt von Regensburg, ebenfalls eine Weltkulturstätte, wird, wie die Stadt Lübeck von zahlreichen Gebäuden dominiert, die katholische Bauherren hatten.

Kirchliche Bauten sind niemals nur Zweckbauten. Auch ein Gemeindezentrum, das vorwiegend funktionalen Zwecken dient, wird immer auch "ad maiorem Dei gloriam" erbaut. Und so findet sich selbst in diesen nüchternen Zweckbauten meist mehr an "Kunst am Bau" als in jedem anderen Bauwerk, werden auch einfache Versammlungssäle mit aufwendigen Bronzetüren geschmückt, die den Glauben ihrer Erbauer darstellen.

Die Kirche hätte, würde sie den protestantischen Gebetsturnhallen nacheifern, einen Ruf zu verlieren.

Und so hat es denn auch seine Richtigkeit, wenn für das Ensemble auf dem Limburger Domberg einer der renommiertesten deutschen Architekten beauftragt wurde, Michael Frielinghaus, Präsident des Bundes Deutscher Architekten. Fachliche Kritik ist an diesem Bauwerk übrigens nie geübt worden, keiner der militanten Kritiker hat es auch nur gewagt, Zweifel an der Qualität des Entwurfs oder der Ausführung zu üben. Nein, das Gebäudeensemble wird vielmehr als vorbildliche Architektur gewürdigt. Vor allem die, wie immer. schwierige Verbindung vorbildlich restaurierter historischer Gebäude und moderner Neubauten ist nach Meinung aller fachkundigen Kritiker wohl geraten.

Und jeder, der ein wenig Ahnung von Qualitätsarchitektur und ihren Kosten hat, wird anerkennen müssen, daß die Kosten von voraussichtlich 31 Millionen Euro nicht unangemessen sind.

Die Qualitätspresse sieht das natürlich anders. So phantasiert die "Süddeutsche" (Haupteigner Dieter Schaub, Privatvermögen 1,1 Milliarden Euro) noch in einem Artikel 11.10.2013 von einer Kostensteigerung um das sechsfache. Faktenbasis: nicht vorhanden.

Kleiner Einschub: Ich habe es mir inzwischen zur Angewohnheit gemacht, darauf hinzuweisen, wer da schreiben läßt, diesmal Dieter Schaub. Warum eigentlich halten sich Milliardäre "linke" Zeitungen? Chesterton weiß es, Heribert Prantl weiß es natürlich nicht. Das würde ihm ja den Job kosten. Und Bruder Heribert haut ja in der causa Limburg ganz besonders heftig auf die Kacke.

Aber es gibt da noch ein anderes kirchliches Gebäude in der Bundesrepublik, daß sogar 40 Millionen gekostet hat, wo die selben Probleme zu bewältigen waren, und das ebenfalls als gelungen, vorbildlich und qualitätsvoll gerühmt wird.

Dieses andere Gebäudeensemble ist das teilweise neu gebaute, teilweise restaurierte Bischöfliche Ordinariat in Rottenburg. Es ist mit 38,6 Millionen Euro noch teurer als der Limburger Neubau. Auch hier waren die Kosten um Millionen Euro höher, als ursprünglich geplant. Auch hier hat man nicht gespart. Auch hier wäre es sicher billiger gegangen, hätte man davon abgesehen, auch schön und repräsentativ und nicht nur funktional zu bauen. Ein Plattenbau geht immer, anspruchsvolle Architektur hat ihren Preis. Auch hier gab es Kritik der Journaille. Sie fällt aber wesentlich dezenter aus, als im Fall Limburg.

Ganz persönlich finde ich beide Gebäudeensemble der katholischen Kirche würdig. Die katholische Kirche ist kein nebulös-geistliches Etwas, sie ist keine unsichtbare Kirche, das Zentrum ihres Glaubens ist die Gottessohnschaft Jesu Christi, der Höhepunkt ihres liturgischen Handelns ist die Anbetung des Heiligen Messopfers, das Sinnbild ihres Da-Seins ist die geweihte Hostie. katholische Kirchen sind steinerne Herbergen für das Tabernakel, das Zelt Gottes. Und die Pracht der Gotteshäuser strahlte auch immer auf die sonstige Architektur der Kirche aus.

Gegen den gleichfalls prachtvollen, sogar noch teureren Bau in Rottenburg gab es nun zwar Proteste, wie immer, doch waren sie mit dem Kampagnen-Overkill von Limburg nicht zu vergleichen.

Könnte es damit zusammenhängen, daß der Bischof von Rottenburg-Stuttgart stets so windelweich, so zeitgeistig-stromlinienfürmig, so liberalalomäßig daherkommt? Wenn man die verknurzte und vernuschelte Stellungnahme von Bischof Fürst zur unsäglichen Freiburger "Handreichung" für die wiederverheirateten Geschiedenen liest, weiß man, welchem "Lager" dieser Bischof zuzurechnen ist.

Könnten es damit zu tun haben, daß der eine, der Rottenburger, der "Hollow Elite" angehört, der andere, der Limburger, nicht?

Liest man den Schwarzwälder Boten, hat es damit zu tun, daß in Rottenburg kein Wohnraum gebaut wurde. Echt jetzt? Auch in Limburg macht die Wohnung des Bischofs nur weniger als ein Zehntel des Bauvolumens aus. Bleibt nur eine Erklärung - der unauffällige Bischof von R. der es nicht wagt, sein weises Haupt aus dem Zeitgeistschlammbambes zu erheben, hat einfach keine Feinde.

Donnerstag, 31. Oktober 2013

causa Limburg: Der Kampf der Milliardäre für die "Arme Kirche"

In kaum einem anderen Presseerzeugnis wurde und wird so gnadenlos gegen den Limburger Bischof gehetzt wie im einstmals als konservativ geltenden "Focus". Kein Tag verging, da nicht irgendein Redakteur mit gehörig Schaum vor dem Mund gegen die "reiche" Kirche und den - wahlweise - Prunk- oder Protz-Bischof polemisierte.

Kaum ein anderes Presseorgan hat so intensiv und penetrant und unterhalb der Gürtellinie den Güllekübel über dem Bischof von Limburg ausgegossen.

Mit einer Artikelserie des progressiven Liberalen Kubicki ereicht die Kampagne des Focus ihrem pseudointellektuellen Höhepunkt. Schon mehrfach hat der Advokat Kubicki sein Forum in dieser Sache genutzt. Und heute erklärt uns der progressistische Anwalt Kubicki "Warum der Staat die Zahlung an die Kirche stoppen muß."

Der Vorschlag, den Kubicki unterbreitet, ist uninteressant, weil er praktisch jede rechtliche wie auch historische Grundvoraussetzung ignoriert, interessant ist allenfalls daß der Jurist Kubicki an eine - rechts-, verfassungs-, und völkerrechtswidrige - entschädigungslose Enteignung der Kirchen denkt und ihr das Wort redet.

Kubicki ist ja möglicherweise als Strafverteidiger nicht gerade der Spezialist für komplizierte Verfassungs- und Völkerrechtsprobleme. Aber ich unterstelle ihm, daß er seine Zuhörer bewußt nur unvollständig informiert. Hier die Quintessenz des Focus-Artikels:
Eine Lösung (für die Abgeltung der sogenannten Dotationen) könnte ... die Einrichtung einer Kommission beim Bundesfinanzministerium sein, die einerseits in einer Art Eröffnungsbilanz die 1803 verstaatlichen Kirchengüter bewertet und anderseits die Summe der seitdem an die Kirchen geflossenen Entschädigungen ermittelt. Dabei sollte transparent, offen und für jeden nachvollziehbar dargelegt werden, welchen Wert die Kirchengüter damals hatten und wie viel an bisherigen Zahlungen geleistet wurden. 
Eine Überprüfung dieser Zahlen durch sachverständige Dritte sollte selbstverständlich möglich sein. Am Ende dieses Prozess müsste der dann fällige Restbetrag abgelöst und somit der Auftrag aus dem Grundgesetz vollzogen werden. Dabei kann als Ergebnis auch herauskommen, dass mit den bisher geleisteten Zahlungen alles abgegolten ist. Die Steuerzahler haben es verdient, dass der Staat seiner im Grundgesetz verankerten Verpflichtung nachkommt und dieses Kapitel nun endlich abschließt.
Daran stimmt so gut wie nichts.

1. Kubicki verschweigt, welche Rechtsgrundlage die heutigen Zahlungen an die Kirchen haben: die Konkordate, die die Kirchen im 20. Jahrhundert abgeschlossen haben. Das für die Katholische Kirche maßgebliche Konkordat ist das Reichskonkordat von 1933, sowie die vorausgegangenen preußischen, badischen und bayerischen Konkordate.. Auch das Reichs-Konkordat sieht  wie die Weimarer Verfassung und das Grundgesetz die Ablösung der Dotationen in Artikel 18 vor:
Falls die auf Gesetz, Vertrag oder besonderen Rechtstiteln beruhenden Staatsleistungen an die katholische Kirche abgelöst werden sollten, wird vor der Ausarbeitung der für die Ablösung aufzustellenden Grundsätze rechtzeitig zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Reich ein freundschaftliches Einvernehmen herbeigeführt werden. Zu den besonderen Rechtstiteln zählt auch das rechtsbegründete Herkommen. Die Ablösung muß den Ablösungsberechtigten einen angemessenen Ausgleich für den Wegfall der bisherigen staatlichen Leistungen gewähren.
Festzuhalten ist dabei zweierlei: eine Ablösung setzt ein "freundschaftliches Einvernehmen" voraus und  die Ablösung muß dem Ablöseberechtigten (der Kirche) einen angemessenen Ausgleich für den Wegfall der bisherigen staatlichen Leistungen gewähren. Damit ist ein entschädigungsloser Wegfall der Zahlungen ausgeschlossen.

2. Es kann nicht darum gehen "welchen Wert die Kirchengüter damals hatten", sondern, wenn man schon von einer Enteignung ausgeht, darum, welchen Wert sie heute haben. Der Anspruch der Kirche ginge, legt man die heutigen Maßstäbe des Eigentumsschutzes von Verfassungs wegen zugrunde, auf Restitution ihres Eigentums.

3. Die Zahlungen an die Kirchen nach dem Reichsdeputationshauptschluß hatten gerade keine Entschädigungsfunktion, sondern sollten lediglich die wegfallenden Erträge aus dem enteigneten Vermögen ausgleichen. Die Staaten zahlten also nur die "Zinsen". Die Kirche war vor der Enteignung wirtschaftlich autonom, konnte also ihren Finanzbedarf, die Besoldung ihres Personals wie die Unterhaltung ihrer Einrichtungen aus den Erträgen des eigenen Vermögens bestreiten.

4. Gegenüberzustellen ist damit betriebswirtschaftlich nicht der "damalige" Wert der enteigneten Kirchengüter, sondern ihr heutiger Wert und ihr Ertrag über mehrere Jahrhunderte. Nur dieser Ertrag wäre mit den geleisteten Zahlungen der Staaten finanzmathematisch auszugleichen, ein  betriebswirtschaftlich praktisch aussichtsloses Unternehmen. Mit einem Überschuß, der als Tilgung zu verstehen wäre, von dem Kubicki ausgeht, ist in keinem Fall zu rechnen.

5. Die Zahlungen der Staaten reichten nämlich bereits im Lauf des 19. Jahrhunderts nicht mehr aus, um auch nur den laufenden Finanzbedarf der Kirchen sicherzustellen. Die Einführung der Kirchensteuer wurde notwendig, weil die Staaten ihre Zusagen nicht einhalten konnten oder wollten. Die Kirchensteuer wurde unter dem Protest der Kirchen eingeführt, die darauf hinweisen konnten, daß sie ja schon einmal bezahlt hatten, nämlich mit der Enteignung ihres gesamten Vermögens. Die Gläubigen wurde mit der Einführung der Kirchensteuer zum zweiten Mal zur Kasse gebeten.

6. Dieser Vorgang legt nahe, daß nicht einmal die wegfallenden Erträge ausgeglichen wurden. Von einer "Tilgung" des Werts des enteigneten Vermögens ist schon gar nicht auszugehen, das von Kubicki ersonnene Rechenexempel ist betriebswirtschaftlich nicht nur kaum durchführbar, sondern völlig überflüssig, weil das Ergebnis schon feststeht.

7. Art 138 WRV, der die Ablösung der Dotationen fordert, ist nie umgesetzt worden. Die Schwierigkeiten, die mit der Umsetzung verbunden wären, werden in der Rechtsprechung und Kommentierung vorwiegend als unlösbar angesehen. Eine entschädigungslose Einstellung der Zahlungen legt Art. 138 WRV nicht nahe. Nach Art. 138 sollte im übrigen nicht nur die Enteignung 1803 sondern auch diverse altrechtliche Verpflichtungen abgelöst werden, die zum Teil noch aus der Zeit der Reformation stammten. Ein sinn- und aussichtsloses Unternehmen.

8. Das Reichskonkordat hat, wie das BVerfG in mehreren Entscheidungen festgestellt hat, auch für die Bundesrepublik Geltung. Für die evangelischen Landeskirchen findet das Konkordat im übrigen entsprechend Anwendung. Die Verhandlungsparteien der Konkordate waren sich sehr wohl dessen bewußt, daß man besser von Entschädigung gar nicht erst reden sollte. Diese zu bemessen, hätte endlose und fruchtlose Ermittlungen und ebenso endlose Streitigkeiten provoziert.

9. Die Ablösung nach Maßgabe der einzig praktiblen Regelung, nämlich der des Konkordats, ist ein einfaches finanzmathemathisches Rechenexempel, bei dem die einzige Komplikation darin besteht, sich auf einen Zinssatz für die Ablösung einer zeitlich nicht befristeten Staatsleistung zu einigen. Finanzmathematisch ist dies nahezu banal. Es bedarf nur einer einzigen Zahl: Wie hoch sollte ein Kapitalbetrag verzinst sein, der zur Ablösung der Staatsleistung dient. Einigt man sich auf 3 Prozent, ist der 33fache Betrag zu zahlen. Rechnet man mit höheren Renditen, ist der Betrag geringer. In der Diskussion ist der Faktor 25. Macht 12 Milliarden Euro. Dies sind gerade einmal 2 Prozent der jährlichen Steuereinnahmen, keine unerschwingliche Summe.

Aber Kubicki geht es um etwas anderes. Wieder einmal soll suggeriert werden, daß sich die Kirche auch auf Kosten der Kirchenfernen "bereichert". Ein klassisches Thema, so recht nach dem Geschmack der Kulturkämpfer, deren Speerspitze schließlich nicht etwa der in diesem Zusammenhang teilweise zu unrecht gescholtene Bismarck war, sondern die Deutsche Fortschrittspartei, auf deren Tradition sich die FDP beruft. Nicht Bismarck, sondern der Polenhasser und Katholikenfresser Prof. Dr. Virchow, der - typisch Pathologe - den polnischen Katholizismus für eine Art auszumerzende Krankheit hielt, hat den Begriff des Kulturkampfes geprägt.

Der Kulturkampf führte im übrigen zu einer weiteren, im Sinne der Verfassung des Reiches und der Länder verfassungswidrigen Enteignung der Kirche.

Der liberale Herr hat also einen weiteren, den dritten Verfassungsbruch zu Lasten der Kirche im Sinne. Wie überhaupt die Liberalen den angemaßten Artikel einer "Verfassungspartei" völlig zu unrecht tragen. Den deutschen Liberalen sei angeraten, sich mit ihren Leichen im Keller auseinanderzusetzen, zu denen nicht nur der Kulturkampf, sondern auch der Annexionismus des hochverehrten Herr Naumann, sowie die Zustimmung zu Hitlers Ermächtigungsgesetz gehört. Reue und Einsicht, sowie die Bereitschaft hinfort nicht mehr zu sündigen, stünde den Liberalen, auch einem Herrn Kubicki, gut zu Gesicht. Andernfalls droht der endgültige Absturz in das politische Nichtsein.

Ich will zum Abschluß nicht vergessen, zu erwähnen, wer hier schreiben läßt. Der Focus gehört heute zum Konzern Hubert Burdas. Nach der Forbes-Liste der reichsten Deutschen aus dem Jahre 2007 steht Burda bereits auf Platz 18. Privatvermögen: 4,3 Milliarden US-Dollar.

In Abwandlung einer Kampfparole von Karl Marx könnten man also behaupten, daß die Expropriateure für die vollständige Expropriation der bereits Expropriierten schreiben lassen. In Deutschland kämpfen die Milliardäre für die "Arme Kirche", und behaupten sie stünden an der Seite des Papstes. Das verlogen zu nennen, wäre eine Untertreibung.

Mittwoch, 30. Oktober 2013

casus Limburg: die Katze ist aus dem Sack, aber interessiert das wen?

Ich habe mir von meinem Hausarzt bestätigen lassen, daß ich nicht zu Paranoia neige. Und außerdem habe ich ja auf diesem Blog immer mein Vorbild vor Augen, Juan Francisco Maria de la Salud Donoso Cortéz y Fernández i Marqués de Valdegamas (dieser schöne Name mußte mal ausgeschrieben werden. Den frio politico, den kalten Politiker. Ich sach also mal ganz cool, völlig vorurteilsfrei und bar jeden Verfolgungswahns, daß es sich beim casus Limburg um eine koordinierte Medienkampagne eines Bündnisses der deutschen Medien-Plutokratie und des Neu-Deutsch-Katholizimus handelt.

Wenn ich hinter der Medienkampagne gegen Tebartz-Van Elst eine koordinierte Aktion von Memorandums-Professoren (Schüller), antikatholischen und linkskatholischen Journaillisten(Wensierski, Deckers) , "basisdemokratischen" Gremienkatholiken, und deutschkatholischen Heckenschützen (von Elst) in der katholischen Hierarchie selbst sehe, dann kann ich das inzwischen passabel begründen. Johannes zu Eltz, dem man wohl unterstellen muß, daß er der  Großwesir Isnogud des Bistums Limburg ist (das ist der, der immer Kalif werden will anstelle des Kalifen), hat nun die Katze aus dem Sack gelassen:
Am vergangenen Mittwoch hat der Papst eine merkwürdige und denkwürdige Entscheidung getroffen....Die Ambivalenzen der Regelung deuten in meinen Augen darauf hin, dass der Kampf um den Kurs der Kirche in Deutschland, in dem unserem Bischof eine wichtige Rolle zugedacht war, noch nicht entschieden und noch nicht zu Ende ist.
Das ist ja ganz richtig gesehen. Dem neuen Bischof von Limburg war die schwierige Aufgabe zugedacht, den Augiasstall, den sein Vorgänger Kamphaus hinterlassen hatte, auszumisten. Unvergessen, daß Kamphaus der einzige Bischof war, der sich der Forderung Johannes Paul II widersetzte, aus der staatlichen "Schwangerenkonflikberatung" auszusteigen und um der Klarheit der Botschaft der Kirche willen, keine (Abtreibungs-)Scheine mehr auszustellen, Schließlich wurde dem widerspenstigen Bischof ein Weihbischof vor die Nase gesetzt, der den Willen des Papst zu exekutieren hatte. Kamphaus, der Lieblingsbischof der deutschen Journaille, war selbst nicht in der Lage, dem Willen des Papstes, dem er Gehorsam gelobt hatte, Folge zu leisten. Im Konflikt zwischen dem Gehorsam zum Papst und der Loyalität zum linkskatholischen juste millieu ging der "tapfere" Herr Kamphaus doch wohl vor den Schreihälsen der antikatholischen Kampfpresse in die Knie. Oder war er selbst einsichtsunfähig. Das wäre doch zu dumm.

Es wäre jetzt nicht blogkompatibel, die Zustände in der Kamphaus-Diözese im einzelnen zu beschreiben, aber es genügt eigentlich zu wissen, daß Prof. Dr. Schüller, einer der Hauptinitiatoren des unsäglichen "Memorandums 2011" und einer der Hauptbetreiber der Kampagne gegen TvE über viele Jahre einer der engsten Mitarbeiter Kamphausens war. Schüller legte sein Amt in der Diözese bezeichnenderweise in dem Moment nieder, als TvE einen Pfarrer degradierte, der gemeinsam mit einem protestantischen Kollegen im Wetzlarer Dom eine Segnungsfeier für ein homosexuelles Paar zelebriert hatte. Daß der frühere Sprecher der knallliberalen WiSiKi, Hubertus Janssen Limburger Pfarrer war, also der Disziplinargewalt Kamphaus unterstand, gehört zum Bild.

Es war abzusehen, daß TvE sich in dieser Diözese zahlreiche Feinde schuf, unter anderem als er die Order Kamphaus widerrief, nach der auch Laien als Gemeindeleiter fungieren durfte.

Wie also funktioniert die koordinierte Aktion? Zunächst gewissermaßen auf Zuruf. Den bekannten Stichwortgebern, Wensierski vom "Spiegel", Deckers von der "FAZ" et. al. werden Informationen zugesteckt, die sie umgehend im gewünschten Sinn einsetzen.

Aber gibt es da noch mehr? Operiert da ein "Wir"? FAZ-Redakteur Deckers (es geht in diesem Interview um den "Abschuß" des Bischos Mixa) hat es uns verraten:
E.: Ihre Quelle sind frühere enge Mitarbeiter Bischof Mixas, wie erklären Sie sich das solche sensiblen Informationen gerade jetzt auf den Markt kommen. 
D.: Die Erklärung ist relativ einfach. Alle, oder die meisten und ich auch haben gehofft, daß dieses Faß, das jetzt aufgemacht worden ist, daß es zubleiben würde. Allerdings war diese Rückkehr Mixas nach Augsburg insofern orchestriert worden als in einigen Blättern der Springerpresse Informationen verhandelt wurden, die nur aus dem Umfeld Mixas kommen konnten, derzufolge Erzbischof Marx und Erzbischof Zollitsch den Papst mit getürkten  Informationen über einen mutmaßlichen sexuellen Mißbrauch gewissermaßen über den Tisch gezogen hätten. Und diese Version war am vergangen Sonntag zuächst in der Welt am Sonntag zu lesen, dann in der Bildzeitung und dann hat Mixa in der Zeitung "Die Welt" am Dienstag selber nachgelegt und diese Beschuldigung erhoben. Daß war dann für mich und für andere Kollegen das Signal, zu sagen gut jetzt, wenn man jetzt sozusagen diese Auseinandersetzung auf dieser Ebene sucht, dann kann er diese Auseinandersetzung auch haben.
Wer ist wohl "alle" oder "die meisten"? Wie darf man sich das vorstellen? Wahrscheinlich ganz schlicht, es gibt offenkundig eine eingespielte Koordination zwischen "Kirchenreformern" und der entsprechenden linkskatholischen und antikatholischen Journaille, die sich gegenseitig auf Zuruf, aber offenkundig auch nach Absprache, die Bälle zuwerfen. Im Fall Mixa war die Front noch nicht ganz geschlossen, die Springerpresse scherte aus - heute schert sie nur teilweise aus - aber die dramatis personae, die Gegenpäpste Deutschlands, sollten eigentlich heute allen bekannt sein.

Es ist der ewige Investiturstreit. Wer bestimmt wer in Deutschland Bischof werden kann und bleiben darf? Ist es der Papst? Sind es die Hilfstruppen der Neuen Kaiser, Wensierski, Deckers, Schüller, von Elst, WiSiKi, die seit je vom "antikatholischen Affekt" gekennzeichnete deutsche Presse.

Oder einmal anders gefragt - bestimmen die Familien Augstein(Spiegel), Markwort(Focus), Jahr(Stern), Springer(Bild, Welt, BamS), Mohn(Bertelsmann) - nicht nur, wer Bundeskanzler wird und wer nicht, wer in den Bundestag gewählt wird und wer nicht, sondern auch, wer in diesem Land Bischof werden darf?

Als naiver Jüngling trug ich dermaleinst ein "Enteignet Springer" - Button. Damals ahnte ich noch nicht, daß die Plutokratie erzkapitalistisch lebt, aber - soweit ihr die Medien gehören - links schreiben (läßt). Hätte mal früher Spengler lesen sollen. Oder besser noch Chesterton. Daß sich Hudge und Gudge bestens verstehen, habe ich damals nicht geahnt.
"A horrible supicion thas has sometimes haunted me: the suspicion that Hudge (der Sozialreformer) and Gudge (der Kapitalist) are secretly in partnership... Gudge the plutocrat wants an anarchic industrialism; Hudge the idealist provides him with lyric praises of anarchy. Gudge wants women workers because they are cheaper; Hudge calls the woman´s work "freedom to live her own life." (G.K. Chesterton, What´s Wrong With the World! London: Cassell, 1910)

Dienstag, 29. Oktober 2013

TvE und der "Stern": Die Porno-Postille will auch mal

Nun muß auch noch der "Stern" seinen Senf dazugeben. Womit denn in der unsäglichen Debatte über die Protz-, Prunk- und Bling-Bling-Kirche der Tiefpunkt endlich erreicht ist. Eines der Highlights des unsäglichen Artikels über die "unüberschaubar reiche" Kirche:
Als der damalige Papst Benedikt XVI im Bundestag auftrat, erklärte er den Volksvertretern, daß er demokratisch beschlossene Gesetze im Vergleich zum göttlichen Recht für zweitklassig hält. Letztlich ist die Kirche eine absolutistisches Gebilde in einem Land, dessen Souverän das Volk ist.
So what. Das ist jedenfalls die mit Abstand dümmste Interpretation der Rede Benedikts, die ich jemals gelesen haben.

Ich lese ja eigentlich außer der "eigentümlich frei", der "Vatican" und noch ein paar weiteren Kleinstzeitungen aus dem katholisch-konservativen Spektrum nur noch Auto-Zeitungen. Weil da Redakteure schreiben, die von dem Gegenstand, über den sie schreiben, wirklich Ahnung haben.

(Für den, der Benedikts Rede weder gelesen noch von ihr gehört hat: es geht in dieser Rede gerade nicht um "göttliches Recht" und "Demokratie", sondern um Naturrecht und Positivismus, um das Verhältnis von Natur und Vernunft, und es ging auch um die späten Erkenntnisse des großen Theoretikers des Rechtspositivismus, Hans Kelsen.) :

Der Artikel im Stern über die "Dunkle Macht" befaßt sich intensiv mit den Automarken, die unsere Bischöfe fahren (vorwiegend BMW, na klar, ist schließlich ein Auto, das die Überlegenheit der katholischen Kultur beweist) der Größe ihrer Wohnung und dem Kapitalbesitz der jeweiligen Diözesen. Wäre ja mal interessant, von der selben Journaille zu hören, welche Autos die wirklich Mächtigen unserer Gesellschaft fahren, und in welchen Häusern sie wohnen; die Plutokraten und Politokraten die die veröffentlichte Meinung im festen Griff haben. Welches Auto fährt Friede Springer? Und wo wohnt sie? Und wie stehts mit Reinhard Mohn? Oder Angelika Jahr? Alleine das Vermögen der Familie Jahr wird auf 2,4 Milliarden geschätzt. Friede Springer verfügt über ein Vermögen von 2,5 Milliarden Euro. Auch nicht so viel wie das Vermögen des reichsten Medienmagnaten Deutschlands, Reinhard Mohn (Bertelsmann). Dem gehören 6,5 Milliarden. Die reichste Diözese Deutschlands, Köln, verfügt angeblich über ein Vermögen von 166 Millionen. Peanuts. Wem eine Kirche wie der Kölner Dom gehört, der hat kein Vermögen, sondern einen Klotz am Bein.

Wo bleibt der investigative Journalist, der mal bei den Springers, Mohns und Jahrs in das Badezimmer kriecht?

Sonntag, 27. Oktober 2013

WOZ, MOZ, MEZ, MESZ: Warum wir eine Uhrzeitenwende brauchen.

Unsere Sonnenuhr
Seit einigen Tagen sind wir Eigentümer einer Sonnenuhr. Sie steht noch nicht im Garten und es ist eigentlich nicht die richtige Zeit für Sonnenuhren, aber weil sie an unsere Hochzeit erinnern soll, ist sie eben jetzt angekommen. Der Hersteller ist ein englischer Sonnenuhr-macher, Keith Bunting.

Seine Uhren haben mir am besten gefallen, sie bestehen aus einem edlen und stabilen Material, sind präzise, sie lassen sich individualisieren und - ganz wichtig - auf den jeweiligen Standort einstellen. 

Mit Uhren beschäftige ich mich, seit ich in Lund zum ersten Mal eine astronomische Uhr gesehen habe. Und seit ich mich mit Sonnenuhren beschäftige, weiß ich, daß es noch etwas Faszinierenderes gibt als die noch so ausgefeilteste astronomische Uhr: die große Himmelsuhr des Schöpfers aller Dinge.

Denn diese Uhr hat noch einen anderen Vorteil gegenüber all den Apparaten, die die Menschheit erfunden hat, um die Zeit zu messen: sie stimmt überein mit unserer inneren Uhr. Sonnenuhren zeigen die wahre Uhrzeit (WOZ), um zwölf steht die Sonne im Zenit, mechanische Uhren gehen mal vor, mal gehen sie nach, weil sich die Mittagszeit durch die Präzession der Erdachse und durch die elliptische Form der Erdumlaufbahn verschiebt. Mechanische Uhren gehen daher je nach Jahreszeit mehr als eine Viertelstunde "nach" oder "vor". Der Effekt (auf unserer Sonnenuhr ist er durch die Zeitgleichung, die Tabelle am unteren Rand dargestellt) macht insgesamt mehr als eine halbe Stunde aus.

Als die ersten noch recht ungenauen mechanischen Uhren aufkamen, fiel das nicht weiter auf, denn man mußte die Uhren sowieso regelmäßig nach einer Sonnenuhr stellen, einem "Mittagsweiser". Je präziser die Uhren wurden, umso mehr wurde deutlich, daß die Sonnen-Zeit eben nicht mechanisch verläuft, daß die Tage mal kürzer, mal länger sind als präzise 24 Stunden. Weil es viel zu aufwendig gewesen wäre, nun die präziser gewordenen mechanischen Uhren regelmäßig an die Sonne, unseren natürlichen Zeitgeber, anzupassen, einigte man sich auf die "Mittlere Ortszeit"(MOZ).

Mit der Einführung der "Eisenbahnzeit", der Zeitzonen nämlich, entfernten sich Wahre Ortszeit und Uhrzeit noch ein weiteres Stück. Die Anpassung wurde notwendig, weil mit den schnellen Eisenbahnen bei einer Reise in Richtung oder gegen die Richtung der Erdbewegung die Reisenden ständig ihre Uhren verstellen mußten, ein übersichtlicher Fahrplan, der die wirklichen Reisezeiten berücksichtigte, war so nicht möglich. Also führte man Zeitzonen ein, wir wohnen in der Zeitzone, in der die MEZ, die Mitteleuropäische Zeit gilt. Auch diese Neuerung läßt sich auf unserer Sonnenuhr ablesen. Die zwölfte Stunde beginnt etwa 25 Minuten bevor der Schatten des Gnomons genau nach Norden zeigt.  die "XII" ist daher 25 Minuten weiter westlich.

Und kommt noch die Sommerzeit dazu, kann es passieren, daß es zur "wahren" Mittagszeit an meinem Wohnort schon 13 Uhr 40 ist. Ein guter Grund wenigstens die Sommerzeit abzuschaffen. Also bitte dieses Petition unbedingt unterschreiben. Der Initiator ist ein Arzt, und er kann gute medizinische Gründen für die Abschaffung wenigsten dieser Form der "mechanischen" Zeit nennen.

Der Sinnspruch auf unserer Uhr - auf eine Sonnenuhr gehört immer sowas - stammt von der astronomischen Uhr in Münster

Astra regunt homines
Sed regit astra deus
Cedunt astra deo
Precibus deus ipse piorum

Die Gestirne beherrschen die Menschen
Doch Gott herrscht über die Gestirne
Die Gestirne folgen Gott
Gott selbst aber hört die Gebete der Frommen

Dienstag, 22. Oktober 2013

TvE und die 3-Pünktchen-Partei

Als ich noch ziemlich jung war, da hatte die F.D.P. noch drei Pünktchen, und manchmal wurde gelästert, das bedeute Fast Drei Prozent. Heute ist dieser Scherz Realität geworden.

Und warum das so ist, und wohl immer so bleiben wird, zeigt uns heute der liberale Hoffnungsträger Lindner. Das kirchliche Arbeitsrecht, "das das Privatleben der Beschäftigten" zensiere, passe nicht mehr "in die Zeit". Sagt er.

Für unbefangene Menschen hört sich das ganz harmlos an. Für befangene Menschen, zu denen ich mich unbedingt zähle, hört sich das nach einem Anschlag auf das Staatskirchenrecht an. Das regelt nämlich:"Jede Religionsgesellschaft ordnet und verwaltet ihre Angelegenheiten selbständig innerhalb der Schranken des für alle geltenden Gesetzes."(Art 140 GG unter Bezug auf Art. 137 Weimarer Verfassung)

Dies bedeutet gerade nicht, daß die Religionsgemeinschaften auf ein eigenes Arbeitsrecht verzichten müssen, und schon gar nicht, daß die "Religionsgesellschaften" Menschen beschäftigen müssen, die weder die religiösen Überzeugungen ihres Arbeitgebers teilen, noch dessen moralischen Prinzipien. Die Katholische Kirche muß weder Atheisten noch Agnostiker beschäftigen, auch keine Muslime, Buddhisten, Taoisten, Konfuzianer, Vegetarier, Kommunisten oder Humanisten. Nicht mal Protestanten (was sie allerdings seit langer Zeit tut). Noch gilt die famose "Antidiskriminierungs"gesetzbarkeit der EU nicht für die Kirche. Die Kirche muß auch keine Ehebrecher und Anhänger der Homoehe beschäftigen.

Wenn die liberale Zukunft aus einer Rückbesinnung auf die jakobinische - antiklerikale -  Vergangenheit bestehen soll, dann wird sie wohl ausfallen. Denn wer nur mit den Wölfen heult, fällt in der zähnefletschenden Meute halt nicht weiter auf.

Montag, 21. Oktober 2013

"Wir sind Papst": das haben wir wohl mißverstanden

Gegen den Widerstand der deutschsprachigen Journaille kann niemand Bischof werden - siehe den casus Wagner - und niemand Bischof bleiben - siehe den casus Mixa.

Im Juni 2010 erschien ein Interview des Deutschlandfunks mit dem antikatholischen Aktivisten und FAZ-Redakteur Deckers, in dem dieser offen einräumt, daß Mixa einer konzertierten Intrige von linkskatholischen Heckenschützen und Journaillisten verschiedener linksliberaler Follitons zum Opfer gefallen ist. Das Interview ist im internet nicht mehr zu finden. Meine Mitschrift läßt sich hier nachlesen.

Vergleichbares ist im Fall Tebartz-van Elst nicht nur vorstellbar, sonder gewiß. Wer also ist Papst? Je nachdem, wie der Papst in Sachen TvE entscheidet, werden wir wissen, ob der Papst der Papst ist. Die historische Schlagzeile der Bildzeitung werden wir dann endgültig nicht mehr als lustigen Wortwitz, sondern als Drohung verstehen müssen.

Sonntag, 20. Oktober 2013

Im Schauprozeß gegen Tebartz-van Elst steht auch die Kirche vor Gericht

Madonna von Fatima, Kirche St. Dominik, Lissabon

Gerade zurück von der Wallfahrt nach Fatima. Während ich die Zeitungen einer Woche aufräume, lese ich die Schlagzeilen. Kein Wort über Fatima, keine Nachricht, auch nicht unter "Aus aller Welt", daß der Papst am 13. Oktober, dem wichtigsten Tag des Fatima-Jahres, die Weihe an das Unbefleckte Herz der Gottesmutter von Fatima in Rom wiederholt hat. Natürlich auch kein Wort über die diesjährige Fatima-Wallfahrt. Stattdessen Bischofs-Bashing aus allen privatrechtlichen und öffentlich-rechtlichen Rohren.

Die Erde hat mich wieder. Ich sehne mich noch mehr zurück zum Himmel auf Erden. Der Platz vor der Basilika faßt 600.000 Menschen, auch dieses Jahr ist der Platz voll. Wieviel werden es wohl sein? 100.000 ? 200.000? Ich weiß es nicht. Jedenfalls viele. Auf dem Platz versammelt sich das Volk. Nicht die Schönen und Reichen, so sieht es hier nicht aus.

Vor dem Tabernakel in der älteren Kirche am Nordostrand des riesigen Platzes und vor den Gräbern der Kinder drängen sich die Gläubigen, Priester halten den ganzen Tag über Messen, vor dem Erscheinungsort, mitten auf dem Platz beten den ganzen Tag über Gläubige aus allen Ländern den Rosenkranz.

Auch hier - keine wirkliche Parallele zu Limburg - hat man einen modernen "Protz"bau gebaut, Protzbau, wenn man alles was über einen kleinen siebenstelligen Betrag hinausgeht, hier sind es 70 Millionen, schon als "Protz" ansieht. Ein liturgisch disfunktionales Rund, ganz im Sinne der nachkonziliaren Kirche, ohne Tabernakel, ohne eigentliche Reliquien. Das Licht kommt von einem der Industriearchitektur entlehnten Sheddach, das geschickt mit lichtdurchlässigen Segeln kaschiert ist. Natürlich umrunden die Sitzgelegenheiten - Kniebänke gibt es nur im vorderen Bereich - den Volxaltar. Papst Johannes Paul II hat zwar einen Stein aus dem Petrusgrab gestiftet, doch der ist, nimmt man es genau, eine Reliquie dritter Klasse.

Für die Hauptwallfahrtszeit ist dieser Bau bei weitem zu klein, als Ort der Anbetung des allerheiligsten Himmelsbrotes und als Ort Verehrung der Seligen erst gar nicht vorgesehen. Die Akkustik ist beeindruckend, die Lichtführung vorbildlich, aber mehr als ein wohl konstruierter Vorlesungssaal mit sakraler Dekoration ist dies nicht.

Keine Parallele zu Limburg, denn das architektonische Ensemble am Limburger Dom ist städtebaulich und architektonisch vorbildlich, und es ist, als Verwaltungszentrum, Ort der Versammlung und Sitz des Bischofs durchaus alles andere als disfunktional.

Aber eine andere Parallele zu Limburg läßt sich hier finden.

Wer die Geschichte des Wallfahrtsortes kennt, und die Botschaft, um die es hier geht, weiß, daß die Marienerscheinungen vom 13. Mai 1917 bis zum 13. Oktober eine dezidiert politische Botschaft hatten.  Die Botschaft richtete sich gegen den militanten Atheismus, der in diesem Jahren auch Portugal selbst beherrschte, aber bald, beginnend mit der russischen Revolution, noch viel blutigere Folgen für die Kirche zeitigen würde.

Nach der Revolution vom 1910, die zum Sturz des portugiesischen Königs führte, setzten die *piep*liberalen Republikaner eine antiklerikale Politik um, die in ihrer Brutalität selbst im vorwiegend antiklerikalen Europa dieser Jahre neue Maßstäbe setzte. Nicht nur wurde die Kirche erneut flächendeckend enteignet, wurden Orden aufgelöst, enteignet, und aus dem Land getrieben. Kirchliche Schule wurden verstaatlicht, in den nunmehr verstaatlichten Schulen wurde der Religionsunterricht abgeschafft. Priesterseminare wurden zwangsweise geschlossen, selbst das Glockengeläut wurde untersagt, Priester und Ordensleute wurde das Tragen der Soutane oder des Habits in der Öffentlichkeit verboten. Öffentliche Prozessionen wurden unterbunden, jede öffentliche Kundgabe des Glaubens stand unter Strafandrohung. Die Republik war der festen Überzeugung, daß der katholische Glaube, der Portugal so lange geprägt hatte, innerhalb von zwei Generationen aussterben werde. Und man wollte, weil er so gar nicht freiwillig ausstarb, kräftig nachhelfen.

Auch die drei Hirtenkinder, denen die Muttergottes von Fatima erschienen waren, wurden Opfer dieser brutalen Repression. Unmittelbar vor der von der Muttergottes angekündigten Erscheinung am 13. August 1917 wurden die drei Kinder, Lucia (10 Jahre), Francisco (9 Jahre) und Jacinta (7 Jahre) durch den Ortspräfekten verhaftet. Sie wurde ins Gefängnis geworfen, und mit der Drohung, man werde sie in siedendem Öl zu Tode braten, wenn sie ihre "Lügen" nicht widerriefen und die geheime Botschaft offenbarten, unter Druck gesetzt. Die Kinder widerriefen weder, noch verrieten sie das Geheimnis, das die Gottesmutter ihnen anvertraut hatte.  Nach Tagen wurden die Kinder freigelassen. Am 13. Oktober wurden 70.000 Menschen Zeugen der Erscheinung und Zeugen des "Sonnenwunders".

Wer nun die Pressekampagne gegen TvE dieser Tage sich zumutet, wird Parallelen erkennen müssen. Wieder einmal den Gipfel in der Kategorie hate-session dürfte Anne Will erreicht haben. Die Sendung ist ein echter Augenöffner. Da geht es längst nicht mehr um aus dem Ruder gelaufenen Baukosten eines eigentlich eher bescheidenen Bauvorhabens.

Schon die Zusammensetzung des Tribunals ist Spitze: Anne Will selbst, als Teil des wohl prominentesten Lesbenpärchens der Republik gewissermaßen eine geborene Feindin der Kirche, die militante, ehemals *piep*liberale nunmehr sozialdemokratische Atheistin Ingrid Matthäus-Maier, der KvD (Katholikenfresser vom Dienst) des Spiegel, Wensierski, der linkskatholische Haßprediger, Erst-Unterzeichner des Memorandum 2011 und langjährige Berater des *piep*liberalen Bischofs Kamphaus, und Münsteraner Professor (sic!) Schüller, schließlich der Prototyp des liberalkatholischen Weicheis, der hammurgische Weihbischof Jaschke.

Ein Schauprozess. Was ist das? Ein Prozeß der keinen Verteidiger kennt (wäre Jaschke einer, ich würde sofort beantragen, diesen notorischen Mandantenverräter aus der Kammer zu werfen und in den Knast zu stecken). Keine unabhängigen Richter - parteiischer als die Homolobbyistin Will in Sache Kirche kann man eigentlich kaum sein. Nur Ankläger: Will, Matthäus-Maier, Wensierski, Schüller.
"Es geht inzwischen längst nicht mehr um den Limburger Bischof, inzwischen wird auch längst gefragt, ist diese Kirche zu reich, und warum genau finanzieren ausnahmslos alle Steuerzahler die Kirche mit, wenn die doch zumindest bei Bauvorhaben weder Mühen noch vor allem Kosten scheut."
So die einleitenden Worte der "Moderatorin". Könnte von einer beliebigen Atheistenwebsite abgeschrieben sein und ist so verdreht wie verlogen. Es geht wieder einmal um die Dotationen, Entschädigungen für die flächendeckende Enteignung jeglichen kirchlichen Besitzes 1803 - die in der Summe nur eine äußerst schäbige Entschädigung für das Riesenvermögen waren, daß die weltlichen Fürsten jener Zeit der Kirche raubten. Das Problem ließe sich einfach lösen, durch die Kapitalisierung der Dotationen - aber seit fast einem Jahrhundert - die Kapitalisierung der Dotationen ist bereits Auftrag der Weimarer Verfassung - zahlt der Staat lieber die bescheidenen Zinsen auf das Kapital, als sich noch höher zu verschulden, um das Problem, das ich wirklich für eines halte, aus der Welt zu schaffen. Warum wohl?

Die Sendung ist kaum zu ertragen. Aber die Äußerungen lassen doch tief blicken. Kurz zusammengefaßt, und für die, die sich diesen Schauprozeß nicht zumuten wollen:

Schüller beklagt sich darüber, daß TvE einen Priester gemaßregelt hat, der ein homosexuelles Paar "getraut" hat und dies - so Schüller - sei für ihn der Anlaß für die Aufgabe seines "Berater"amtes gewesen. Konsequent, man lese das Memorandum Libertinage.de. Der aus dem Off eingeschaltete Riebel - Mitglied des veranwortlichen Kontrollgremiums behauptet, der Bischof sei krank. Jaschke findet natürlich die Hetzjagd der Journaille irgendwie so ganz toll schön kritisch. (Und erntet natürlich Beifall - katholisches Anbiedermeier at its best), Matthäus-Maier bringt die Diskussion auf die sogenannten Dotationen - gar nicht zu unrecht.

Wer wissen will, worum es geht, sehe sich das Propagandafilmchen ab der Minute 45 an. Da geht es um das "riesige Vermögen" der Kirche. In der Folge geht es dann zur Sache. Das kirchliche Arbeitsrecht wird ins Visier genommen, die christlichen Kindergärten, die christlichen Krankenhäuser, die christlichen Schulen. Das Recht der Kirche, von ihren Angestellten in ihren Einrichtungen zu verlangen, daß sie nicht nur der Kirche angehören, sondern sich auch an die Normen der Kirche halten. Und was die Dotationen angeht - die Juristin Matthäus-Maier ist allen Ernstes der Auffassung, daß man die Dotationen entgegen des ausdrücklichen Auftrages der Verfassung, die von Ablösung spricht, "kassieren" könne. Und unter Bruch des Konkordats, also eines völkerrechtlich verbindlichen Vertrages, weil der ja "von Hitler" mit dem päpstlichen Stuhl geschlossen wurde. Wensierski stimmt zu.

Die Kirche steht vor Gericht. Und was Napoleon vor mehr als zweihundert Jahren nicht zu Ende gebracht hat, soll nun gnadenlos exekutiert werden: die vollständige Enteignung der Kirche und die flächendeckende Säkularisierung all ihrer Einrichtungen. Wenn man den Beifall der jungen Menschen, die dieser jakobinischen hate-session beigewohnt haben ins Kalkül zieht, könnte man schon ein bißchen Angst bekommen.

Und was Matthäus-Maier angeht: sie steht geisteshistorisch für den Unmenschen, der vor 96 Jahren nicht davor zurückschreckte, drei kleinen Kindern, die von ihrem Glauben nicht abließen, mit dem Tod durch Verbrennung zu drohen.

Freitag, 4. Oktober 2013

Dummdeutsch: Wertkonservativ

Konfuzius. Traditionelle Darstellung

Seit mehr als einem Monat liegt dieser Blog brach. Der Grund ist einfach: horror vacui. Je größer die Leere nach dem letzten Post ist, desto größer der Horror davor, dieses Vaccum zu füllen.

Deshalb fange ich langsam an. Heute mit einem Exkurs zu einem dummen Wort: wertkonservativ. Man hörte das Wort in letzter Zeit öfter. Vor allem von Publizisten und Politikern, gerade auch von denen, sie sich selbst als konservativ einschätzen.

Heute auch ein Einstieg in ein neues Label: Dummdeutsch. Politisch-theologisches Dummdeutsch zumeist, den es sind gerade die politisch-theologischen Begriffe, die verbogen, verfälscht und umgefälscht werden. Mit nachvollziehbarer Absicht.

Absichtsvoll werden die Wörter verbogen. Nehmen wir das Wort Familie: Familie ist dort, wo Kinder sind. Vielleicht die dummdeutscheste aller Begriffsverwirrungen, denn dann wäre ein Kindergarten, eine Kinderkrippe, ein Erziehungsheim, ein Schulbus, ein Spielplatz Familie, denn da sind ja Kinder.

Ein Trupp Jugendamtsmitarbeiter, die mithilfe einer Polizeistreife Kinder klauen, wäre dann Familie, denn in dem Einsatzbus, in dem die weinenden und schreienden Kinder gefangen sind, ist ja dann doch Familie, oder? Die Zahl der "Inobhutnahmen" durch die Jugendämter ist übrigens parallel zur Entleerung der Begriffe "Ehe und Familie" dramatisch gestiegen. Definitionen besitzen materielle Gewalt. Die "traditionelle" Familie gilt nunmehr als Inbegriff eines Gewaltzusammenhangs. Die an Zahl und Anzahl der Gefangenen zunehmenden Kinderbewahranstalten gelten hingegen als Kinderparadies.

Zurück zum Anfang: warum also ist das Wort "konservativ" ungebräuchlich geworden? Weil es prinzipiell einen guten Klang hatte, aber gleichzeitig einem politischen Lager zugeordnet war, dem bürgerlichen Lager. Die sprachliche Cuvée "wertkonservativ" hat einen Autor, und dessen Absichten waren offenkundig. Der Autor dieses Kunstwortes ist der sozialdemokratische Politiker Erhard Eppler. In seinem 1975 erschienen Buch "Ende oder Wende" - das zu dem in den 70er beliebten Genre der Doomsdayliteratur gehört - bezeichnet Eppler seine eigene Position, die eines Ökosozialisten, als "wertkonservativ", die gegnerische Position als "strukturkonservativ". Ansonsten ist das Buch nicht weiter lesenswert, es referiert im wesentlichen die Gruselschocker vom nahen Weltenende, die in den 70igern in Umlauf waren. Der Klappentext, etwa der, den Gustav Heinemann seinem Bruder im Geiste im Spiegel geschrieben hat, sollte genügen. Heute wirken die Thesen - etwa die von der drohenden Überbevölkerung - nur noch peinlich bis fatal.

Das Buch war mit gutem Grund wenig erfolgreich, aber die Aufspaltung des Wortes konservativ in wertkonservativ und strukturkonservativ hatte Bestand. Damit war gelungen, auch der politischen Linken, also den Feinden der konservativen "Gesellschaftsstruktur", beinhaltend die repressive Sexualmoral der Katholischen Kirche, der auf dem privaten Eigentum beruhenden "kapitalistischen" Wirtschaft, der "traditionellen Familie, das positiv besetze Wort "konservativ" zu verleihen. Was ist nun "wertkonservativ"?
Als wertkonservativ bezeichnete Eppler eine Politik, die sich für die Bewahrung der Natur, einer humanen und solidarischen menschlichen Gemeinschaft, sowie Wert und Würde des Einzelnen einsetzt. Damit bezog sich Eppler vor allem auf die in den 1970er Jahren erstarkende Umwelt- und Friedensbewegung.Diese wolle Herrschaftsstrukturen verändern, um bestimmte Werte zu erhalten. (laut wikipedia)
Die grünkommunistische Bewegung um die Altkommunisten, Altanarchisten und Sexualrevolutionäre Trittin, Roth, Cohn-Bendit, Fischer, Kretschmann durften sich nun als wertkonservativ geadelt fühlen, denn für Umweltschutz und für die "humane und solidarische menschliche Gesellschaft", die sich für die "Würde des Einzelnen" einsetzt ist doch schließlich ein jeder, nicht?

Ein Geniestreich. Ein Musterbeispiel für Newspeak, für die absichtsvolle Veränderung der politischen Sprache. Man sollte einen Preis für Sprachverhunzung einführen. Wie wäre es mit der ehernen Brechstange für Sprachunkultur? Erhard Eppler sollte der erste Preisträger sein.
Dsï Lu sprach: »Der Fürst von We wartet auf den Meister, um die Regierung auszuüben. Was würde der Meister zuerst in Angriff nehmen?« Der Meister sprach: »Sicherlich die Richtigstellung der Begriffe.« Dsï Lu sprach: »Darum sollte es sich handeln? Da hat der Meister weit gefehlt! Warum denn deren Richtigstellung?« Der Meister sprach: »Wie roh du bist, Yu! Der Edle läßt das, was er nicht versteht, sozusagen beiseite. Wenn die Begriffe nicht richtig sind, so stimmen die Worte nicht; stimmen die Worte nicht, so kommen die Werke nicht zustande; kommen die Werke nicht zustande, so gedeiht Moral und Kunst nicht; gedeiht Moral und Kunst nicht, so treffen die Strafen nicht; treffen die Strafen nicht, so weiß das Volk nicht, wohin Hand und Fuß setzen. Darum sorge der Edle, daß er seine Begriffe unter allen Umständen zu Worte bringen kann und seine Worte unter allen Umständen zu Taten machen kann. Der Edle duldet nicht, daß in seinen Worten irgend etwas in Unordnung ist. Das ist es, worauf alles ankommt.« (Kung Fu Zi)

Donnerstag, 15. August 2013

Himmelfahrt und Sonnenstich

Kräutersträuße für Mariä Himmelfahrt
Das Patrozinium unser Landgemeinde "Liebfrauen" (früher hieß die Gemeinde ein bißchen origineller "Maria auf dem Dorfe") ist der 15. August. Maria Himmelfahrt. Für Gemeindeaktivisten (wenn man im Pfarrhaus wohnt, ist man gewissermaßen von Amts wegen Gemeindeaktivist) heißt das, Kräuter für die Kräuterweihe sammeln, zurechtschneiden, binden.

Einer Tradition zufolge, deren Gründe ich nicht kenne (Brauchtumspezialisten bitte melden), muß der Strauß vorwiegend aus Wildkräutern bestehen. Die wachsen vor allem an ungangbaren Stellen, auf Brachflächen, an Waldrändern, am Rand vielbefahrener Straßen. Sammeln heißt also immer Sonnenhitze (gesammelt wird am Tag vorher), Disteln, Dornen und Brennesseln. Hart, wenn man mal wieder die Handschuhe vergessen hat, Dumm, wenn auch noch die groben Schuhe zuhause geblieben sind, und man mit Straßenschuhen über Schuttflächen stolpert.

Aber wir lernen, was draußen in der Natur an Heilkräuter einfach so wächst. Oder in verwilderten und aufgelassenen Gärten. Wir lernen auch, daß nicht immer und überall die selben Kräuter wachsen, und nicht immer in derselben Qualität. Johanniskraut war ziemlich verblüht, Königskerzen gab es reichlich, der Wiesensalbe war besonders prächtig. Goldrute, Beifuß und Rainfarn gibt es eigentlich immer und überall. Schafgarbe war ziemlich schwer zu finden. Es gab verwilderte Echinacea und ein paar Ringelblumen aus dem Garten waren diesmal auch dabei.

Immer sind es zuwenig Kräuter und am späten Abend, wenn schließlich alles fertig ist, stellen wir meistens fest, daß es weniger Sträuße waren, als erhofft.. Aber die Königskerzen, die meist in den Sträußen erst richtig aufblühen, lohnen die Mühe.

Donnerstag, 8. August 2013

Veggie Day und Fastengebot: Katholisches Original und grünprotestantische Fälschung


Also wer noch immer nicht glaubt, daß er mit dem Veggie-Tag die Welt retten kann, der MUSS sich unbedingt diesen Film ankucken.

Und wer noch immer nicht glaubt, daß es sich wirklich um eine GLAUBENSFRAGE handelt, der MUSS umbedingt diesen Henryk-Broder-Artikel lesen.
... und jetzt gönnen wir uns am Donnerstag einen Veggie-Burger. Bei den Katholiken war das schon immer freitags der Fall, aber da ging es ja nur um einen religiösen Brauch, nicht um "Klimaschutz und Ernährungssicherheit". Verglichen mit den Grünen und ihrem Hang zum alltäglichen Totalitarismus ist die katholische Kirche eine libertäre Organisation mit Sinn für menschliche Schwächen.
Meine Rede seit Leipzig.Und Broders bösewichtige Witzischkeiten muß man sowieso immer lesen.

Doch mal ganz im Ernst. Der Veggietag ist in Wirklichkeit das Billigheimer-Angebot für Katholizismusverweigerer. Weil, katholisch ist halt nichts für Weicheier. und für Weicheier gibt es anstelle der katholischen Fastengebote eben den Veggietag.

Denn das katholische Fastengebot ist:

Viel, viel härter. Fleisch gibt es nicht nur nicht am Freitag sondern auch:
- während der Fastenzeit vor Ostern (40 Tage)
- während der Fastenzeit vor Epiphanias (zwischen dem 11.11. und dem 6.1, - 55 Tage)
- während der Quatembertage (nochmal 12 Tage)
- von Samstag abend bis zum Empfang der Eucharistie am Sonntag morgen
- natürlich jeden Freitag
zieht man Überschneidungen ab, sind das im Durchschnitt 145 Tage und keine schlappen 52.

Jedenfalls war das so vor den Liturgie- und sonstigen Reformen des 20igsten Jahrhunderts.

Das Fastengebot ist im übrigen:

Umweltschonender:

Fisch bleibt bei Katholiken erlaubt, also ein Nahrungsmittel, das in der Regel ohne zusätzlichen Verbrauch an Landfläche erzeugt wird. Die Ausnahmen von dieser Regel sind bekannt. Fischfarmen gab es - vor allem im Umfeld von Klöstern - schon im Mittelalter, ohne daß die Umwelt kollabierte, die Klimakatastrophe hereinbrach und die ausgebeuteten Massen verhungerten. Selbst Umweltorganisationen empfehlen wegen der umweltschonenden Erzeugung und der reichlichen Ressourcen den Konsum des klassischsten aller katholischen Fische; des Karpfen,

Gesünder:

Was die gesundheitlichen Vorzüge der katholischen Diät angeht, so sind sie erweislich der veganen weit überlegen. Nicht Vegetarier, sondern Pescetarier (die ihre Ernährung auf Gemüse, Getreide und Fisch beschränken) leben am längsten.

Intelligenter:

Fisch liefert die überlebenswichtigen und für das Ernährung des Gehirns essentiellen Omega-3 Fettsäuren. Was zu beweisen war: mit der Aufweichung des Fastengebots zu Beginn des 20. Jahrhunderts sind die katholischen Theologen erweislich immer dümmer geworden. Die evangelische Theologie war ja schon immer unterirdisch.

Zukunftsorientierter:
Die materialistische Einrichtung im Bestehenden, der partikulare Egoismus, war seit je mit Entsagung verknüpft, während der Blick des unbürgerlichen Schwarmgeists über das Bestehende hinaus, materialistisch zum Land von Milch und Honig schweift. (Adorno/Horkheimer, Dialektik der Aufklärung)
Richtig. Denn wir fasten nicht, um die Welt zu retten, sondern um christusförmig zu werden, um der Ewigkeit willen.

Eine der besseren konservativen katholischen Webseiten nennt sich übrigens Fisheaters.

Fischfresser gilt im angelsächsischen Raum als Spitzname für Katholiken. Lies nach bei Shakespeare:
I do profess to be no less than I seem—to serve him truly that will put me in trust, to love him that is honest, to converse with him that is wise and says little, to fear judgment, to fight when I cannot choose, and to eat no fish. (King Lear, Erster Akt, Vierte Szene)
Leider hat die Kirche verlernt, in einer protestantisch gewordenen Welt, die überwältigenden Vorzüge des Fastengebots bekannt zu machen. Der Veggie-Day ist jedenfalls eine billige und völlig dysfunktionale Kopie einer weit weiseren Speiseregel. (Aus meiner Serie: und die Kirche hat - wie immer - recht)

Mittwoch, 7. August 2013

Veggie-Day: Meine Tante Grete und das hygienische Zuchthaus

Pieter Bruegel: Veggie-Day auf dem Lande
Ich versuche mir gerade vorzustellen, was meine Tante Grete wohl zur Einführung eines Veggie-Days gesagt hätte. Oder was sie wohl zum grünen Bundestagsprogramm gesagt hätte, in dem das gefordert wird. Ich glaube nicht, daß ich mit ihr einen Programmpunkt wie den der Einführung der Homo-Ehe hätte auch nur ansatzweise diskutieren könnte. Tante Grete war nicht gewalttätig, das nein, sie überließ das Ohrfeigenverteilen ihrem Ehemann.

Auch Onkel Peter war nicht eigentlich gewalttätig. Es genügte eigentlich, sich vorzustellen, welche Wirkung eine von einem Zimmermann ausgeteilte Ohrfeige haben könnte. Der Vorschlag, einen Veggie-Day einzuführen, wäre jedenfalls durch unlösbare ökonomische Sachzwänge vereitelt worden. Erstens gab es im Dorf keinen Laden, der Müsli geführt hätte. Schon der Begriff des Müslis war völlig unbekannt. Zweitens wird frischgemolkene Kuhmilch binnen eines Sommertags sauer und meine Anwesenheit im Heimatdorf meines Vaters hatte vor allem den Zweck mein leichtes Untergewicht durch den regelmäßigen Genuß von kuhwarmer Milch zu bekämpfen. Drittens wäre mittelfristig der Schinkenspeck verdorben. Und viertens müssen die Ergebnisse der landwirtschaftlichen Produktion aus der Haltung von 10 Hühner, 2 Kühen und vier Schweinen ja dem Konsum zugeführt werden.

Zum Frühstück also gar es Schinkenspeck und Schwarzbrot, sowie ein Hühnerei. Mittags Schweinerenes und Kartoffeln. Abends wieder Schinkenspeck. Ich kann mich an Gemüse und Salate erinnern, wenn auch nur dunkel. Schinkenspeck war m.E. wesentlich.

Der Versuch, mir Onkel Peter beim Konsum von Bircher-Benner-Müsli, Grünkernbratlingen und Bionade vorzustellen, gelingt mir nicht. Die Einreichung eines Scheidungsantrags wäre völlig undenkbar gewesen, so daß das Bircher-Benner-Müsli als Denkunmöglichkeit einzustufen ist.

Daß der extensive Milch-, Fleisch- und Eierkonsum ihrer Familie, wie die Grünen behaupten, nur durch Massentierhaltung, Naturvernichtung, Arzneimittelmißbrauch etc. aufrechterhalten werden könne, hätte meine Tante Grete mit einem Kopfschütteln beantwortet. Daß Schweinekoteletts für die Klimakatastrophe veranwortlich sein könnten, hätte Tante Grete sinnlich-praktisch widerlegen können, der heutige Pächter ihres kleinen Landbesitzes. Dr. K (heutzutage ist Landwirtschaft eine Wissenschaft) könnte es agrarökonomisch agrarwissenschaftlich widerlegen.

Nun ja, die Grünen haben wohl in ihrer Mehrheit noch keine Kuh von nahem gesehen und schwadronieren gleichwohl über die per se schädliche Massentierhaltung. Der "Veggie-Day" findet sich im Programmkapitel "Massentierhaltung-nein danke!". Daß Massentierhaltung nicht per se  artungerecht ist (die häufig von mir gehüteten Kühe meiner Tante Grete hätten dieser These entschieden widersprochen), könnte man ja wissen. Es sei denn, man lebt in einer Altbauviertel-Maisonette im Grünwählerviertel und der eigene Kontakt mit der Tiernatur beschränkt sich auf das Bressehuhn vom Szenerestaurant und die Haltung einer Hauskatze.

Der politische Inhalt ist vielmehr höchst religiös-politisch. Daß diese Religion von der Präses der Synode der EKD vorgetragen wird, hat was. Ihre Kurzfassung ist jedenfalls einer religionswissenschaftlichen Analyse bestens zugänglich.
60 Kilo Fleisch verbraucht jede BürgerIn in Deutschland in jedem Jahr. 
Klassische Polemik. 60 Kilo Fleisch klingt richtig eklig. 164 Gramm pro Tag hörte sich ja ganz anders an. Aussage: Fleischessen as such ist sündhaft.
Wir wollen in unserem Land aber keine Massentierhaltung mehr. 
Interessanterweise enthält das Programm keine Definition, was denn unter Massentierhaltung zu verstehen sei. Ist schon jeder Laufstall "Massentierhaltung". Zurück zur vermeintlichen Idylle der Anbindehaltung? Das wäre nicht nur romantisch, sonder tierverachtend.
Wir schlagen den Veggie Day vor, nicht weil wir das Fleisch essen verbieten wollen, es geht nicht um eine Zwangsveranstaltung.
Ja, die Dialektik des Dementi.
Wir leben auf Kosten derjenigen, deren Existenzen bedroht sind, weil beispielsweise der Regenwald abgerodet wird. Ein wöchentlicher Veggie Day in den Kantinen wäre ein großer Schritt für die Beendigung der Massentierhaltung und für eine gesunde Ernährung.
Als ich politisch laufen lernte, teilte sich die Welt der politischen Aktivisten zwischen Autonomen und Müslis. Die theologisch-politischen Implikationen waren mir damals nicht bewußt. Daß der Erfinder des Müslis, der calvinistische Schweizer Arzt Maximillian Bircher-Benner keineswegs nur eine schmackhaftere und gesündere Art des Frühstücks erfinden wollte, sondern eine Lebensreform nach mönchischem Vorbild anstrebte, läßt sich an der therapeutischen Orientierung der von ihm betriebenen Klinik nachvollziehen. Thomas Mann hat seine Erfahrung in dieser Klinik literarisch in seinem "Zauberberg" verarbeitet. Die Klinik, so Thomas Mann, sei schlicht ein "hygienisches Zuchthaus".

Da schließt sich der Kreis. Schon Luthers Theologie der "innerweltlichen Askese" war ja eine mönchische Revolte gegen die katholische Lebensfreude der Renaissance. In seiner moralischen Empörung über den katholischen Leichtsinn seiner Zeit wollte Luther die ganze Welt in ein Kloster verwandeln.

Das war dann nun aber noch die Zeit, da die Protestanten noch mit demonstrativem Wurstessen gegen das katholische Fastengebot protestierten. Offenkundig strebt in grünprotestantischer Gestalt die evangelische Lebensreformbewegung ihrer endgültigen Vollendung entgegen. Erst Frau Göring-Eckardt durfte das Werk Luthers vollenden, und uns selbst das Wurstessen noch verbieten.

Donnerstag, 1. August 2013

1. August 2013: das Ende des Proletariats.


An der Wahl des Begriffs "Proletarier" läßt sich nachvollziehen, daß der Erfinder dieses Wortes ein klassisch gebildeter Mensch war. Marx, der die lateinische Sprache wie alle Gebildeten seiner Zeit  in Wort und Schrift fließend beherrschte, wußte, daß nach dem Census der Römischen Republik Bürger mit einem Vermögen von weniger als 11.000 Assen nicht mit ihrem Vermögen, sondern mit ihren Kindern registriert wurden.

Die Proletarier waren, etwas vereinfacht gesagt, freie römische Bürger, deren einziger Reichtum, deren einziges Eigentum ihre Kinder waren. Marx, der Menschenfreund, wollte aber nun dem eigentumslosen Arbeiter bekannterweise nicht zu Eigentum verhelfen, vielmehr wollte er dem freien Proletarier auch noch das letzte Eigentum entziehen, daß ihm nach seiner Enteignung verblieben war: seine Kinder. Unter den 10 Artikeln des "Kommunistischen Manifests" findet sich als zehnter die "öffentliche und unentgeltliche Erziehung aller Kinder."

In Engels Entwurf für das Kommunistische Manifest hieß es übrigens noch wesentlich klarer und radikaler:
Erziehung sämtlicher Kinder, von dem Augenblicke an, wo sie der ersten mütterlichen Pflege entbehren können, in Nationalanstalten und auf Nationalkosten. Erziehung und Fabrikation zusammen.
Es ist also nun erreicht. Seit dem 1. August gibt es den Anspruch auf einen Krippenplatz nach dem ersten Geburtstag des Kindes. Das sozialistische Paradeis ist nun angebrochen. Auch wenn gegen den heftigen Widerstand insbesondere der journaillistischen Klasse den letzten widerständigen Proletariern ein Almosen von beeindruckenden hundert Euro (Erziehungsgeld, in politisch korrektem Newspeak Herdprämie) gewährt wird - daß nach dem erhofften Wahl-Sieg der Vereinigten Parteien der Arbeiterklasse selbstverständlich abgeschafft werden wir - so wird die "öffentliche und unentgeltliche Erziehung" mit dem faktischen Arbeitszwang für beide Eltern bald Realität sein.

Tausend Euro wird ein Krippenplatz kosten. Kein Problem, denn dieses Geld zahlen ja dann die Eltern mit ihren Steuern, deren Höhe gleichzeitig dazu führt, daß das Einkommen nur eines erwachsenen Familienmitglied nicht mehr ausreicht, um eine Familie zu ernähren. Wer hätte gedacht, daß eine christlich-liberale Regierung erreicht, was Marx-Engels erträumten.

Dem gemeinen Volk wird es indessen ganz mulmig. Die Zahl derer, die sich vor der Familiengründung - zu Recht - fürchten, weil sie schwere wirtschaftliche Probleme befürchten, wenn sie sich auf dieses Wagnis einlassen ist dramatisch gestiegen. Die Zahl derer, die die hohe finanzielle Belastung als Grund dafür ansehen, daß so wenig Deutsche "Familie wagen", ist binnen nur eines Jahres von 58% auf 67 % gestiegen. Wer sich die unsägliche "Herdprämien"-Polemik der journaillistischen Klasse in Erinnerung ruft, kann nachvollziehen, warum die Angst vor der Familiengründung gewachsen ist. Eines hat die Debatte jedenfalls bewirkt: allen ist nun klar, daß sie nach der Geburt eines Kindes in DIESEM Land auf staatliche Hilfe angewiesen sind.

Die Staatsquote - der Anteil des Staates am wirtschaftlichen Geschehen - ist wieder im Steigen begriffen. Grund ist unter anderem die massive Vermehrung der in staatlichen Kinderbetreuungseinrichtungen Beschäftigten.

Dienstag, 30. Juli 2013

Kapitalismus, Sozialismus, Katholizismus und Erdbeeren.


Was haben Erdbeeren mit der, wie Chesterton wohl sagen würden proletarianischen Verfassung unserer Gesellschaft zu tun? Eine ganze Menge, würde ich sagen.

Zunächst einmal zu den olfaktorischen und gustatorischen Fakten; wer auf dem Wochenmarkt, im Supermarkt oder auch beim Spargel- und Erdbeerhändler Erdbeeren kauft, wird - jedenfalls dann, wenn er sich an den Geschmack der Erdbeeren aus Großmutter Garten erinnert - nur noch leise Erinnerungen an Erdbeere schmecken. Geruchslos und geschmacklos kommen sie daher, unsere Erdbeerdarsteller. Sie sind groß, rund und relativ billig. Im Frühjahr stammen sie aus Italien und Spanien, sie haben also ein lange Reise hinter sich, und sie schmecken auch danach. Was da noch an Restaroma auf dem Feld vorhanden gewesen sein mag, ist auf der langen Reise längst verloren gegangen.

Wer aber sich ein paar Wochen später auf die Herkunftsbeschreibung "Erbeeren aus der Region" verläßt, wird ebenso enttäuscht werden. Überall werden in Europa die selben Sorten hergestellt. Sie haben vor allem folgende Eigenschaften: hoher Ertrag, lange Haltbarkeit, Härte und Transportfähigkeit. Ideal für eine Gesellschaft, wo die meisten Menschen ihre Brötchen als Angestellte oder Beamte verdienen, in Mietskasernen wohnen, oder, wenn sie schon ein Haus mit Garten besitzen, keine Zeit mehr haben, in ihrem Garten etwa Gartenfrüchte anzubauen.

Wir mühen uns gerade darum, den Pfarrgarten unsere Gemeinde wieder in einen Garten zurückzuverwandeln, wie er wohl irgendwann mal ausgesehen haben muß. Es gab wohl Blumen, ein alter Kirschbaum steht noch, ein paar Johannisbeeren und ein Apfelbaum. sowie ein prachtvoller Holunder. Irgendwann einmal wurde die pflegeintensive Bepflanzung beseitigt, und durch die "Flora" ersetzt, die wir als pflegeleichte Bepflanzung von Friedhöfen und Parkanlagen kennen: Kirschlorbeer, Cotoneaster, Eibe, Weißdorn.

Und noch eine Phase später holte sich die Natur den Garten zurück; wilde Kirschen haben sich ausgebreitet und ein ganzes Wäldchen gebildet, Brombeeren wuchern überall, Efeu erstickt alles, was noch an Gartenpflanzen vorhanden war.

Auch die Gärten rings um den Pfarrgarten sehen - von der Verwilderung abgesehen - nicht anders aus. Die meisten folgen dem TTG-Gestaltungsprinzip: Thuja, Tennisrasen, Gartengrill.

Zurück zu den Erdbeeren: Ich kann mir nicht vorstellen, daß meine Tante, eine Bäurin von echtem Schrot und Korn, deren gewaltige Süßkirschenbäume ich als Kind mit selbstkonstruierten Höllenmaschinen geschützt habe, ein Gewächs wie die "Elsanta" angebaut hätte. Meines Wissens wars die Senga Sengana. Wohlschmeckend, wenn auch nicht zu, relativ kleine Beeren, die ideale Sorte für den Wochenmarkt mit regionalen Früchten, heute völlig aus der Mode. Aber die kann man nicht grün pflücken, und hunderte Kilometer zum nächsten Supermarkt schicken, wo sie blaßrosa und garantiert geschmacksfrei dem frustrierten Konsumenten angeboten werden.

Welche Erdbeeren hat wohl Gilbert Keith Chesterton gegessen? Ich weiß es nicht, aber es wird wahrscheinlich ein Gewächs gewesen sein, daß der deutschen "Königin Luise" oder vielleicht der "Frau Mieze Schindler" entsprochen hat. Sehr aromatisch, nicht einfach anzubauen, aber geschmacklich unerreicht. Völlig ungeeignet zum Zweck der kapitalistischen Ausbeutung, weil sich die Früchte dieser Erdbeeren innerhalb eines Tages - fast schon auf dem Weg vom Beet zum Müsli - in Erdbeermatsch verwandeln.

Völlig geeignet aber für die Darstellung der Vorzüge der Gesellschaft, für die die katholischen Politiker Chesterbelloc gekämpft haben - eine Gesellschaft der kleinen Eigentümer, die zunächst für sich selbst, für ihre unmittelbare Umgebung, oder für die nächste Stadt produzieren.  "Small ist beautiful" ist der für meinen Geschmack sehr mißverständliche Titel des berühmten Buches von E.F.Schumacher. Chesterton hätte bestimmt was Besseres gefunden. Und er hätte in E.F.Schumacher einen Geistesverwandten erkannt, der sich - mit Recht - auf Leo des XIIIten berühmte Enzyklika rerum novarum berufen durfte. Small ist nicht nur beautiful. Sondern eben auch effizient, oder, um zur Erdbeerfrage zurückzukommen, aromatisch.

Über die Entwicklung der Erdbeersorten hier ein interessanter Film des BR, über die "Königin Luise".

Welche Sorte wir im Pfarrgarten pflanzen werden? Elsanta wird es nicht sein. Zumal sich einige Erdbeerzüchter mittlerweile zur "Elsanta-freien Zone" erklärt haben. Bestimmt eine Erdbeere, die Gilbert Keith Chesterton goutiert hätte. Mieze Schindler ist wieder zu haben, ebenso wie Königin Luise, interessanterweise deshalb, weil sich die beiden Sorten in der sozialistischen DDR in den kleinen Exklaven "bürgerlicher" Privatheit erhalten haben.


Samstag, 20. Juli 2013

Zum 20. Juli 1944: Wo aber der Geist Gottes ist, da ist Freiheit!


Daß ich an diesem Tag wieder einmal meinen Lieblingsmarsch ins Netz stelle, den von Beethoven komponierten "Yorckschen Marsch", hat durchaus seinen Grund. Nicht nur, daß der Marsch an die Befreiungskriege erinnert, ein Nachfahre des Generalfeldmarschalls von Yorck war an dem gescheiterten Aufstand gegen Hitler beteiligt, und einer seiner Nachfahren hielt im Wendejahr 1961 eine Ansprache zum Gedenken an die Widerstandkämpfer:
"Ich fürchte, es gibt noch viele in unserem Volke, die das Wort „Freiheit“ im Munde führen und nie erfahren haben, was eigentlich sie damit für sich erheischen. Vielleicht meinen sie, sie würden gefragt, was ihre Unbekümmertheit, ihr Wohlleben, ihre eigenen Meinungen ihnen wert seien, während doch die Freiheit unsere Bereitschaft einfordert, unsere Habe, unsere Sicherheit, unser Leben, ja unsere äußere Ehre an dieses eine höchste Gut zu setzen, unserem Gewissen zu leben, verantwortlich zu existieren. Nicht umsonst sagt der Apostel: „Wo aber der Geist Gottes ist – da ist Freiheit!“ (Paul Graf Yorck von Wartenburg, Ansprache am 20. Juli 1961)
Eine Sammlung der  - meist lesenswerten - Ansprachen zu diesem Tag findet sich hier.

Freitag, 19. Juli 2013

Mein Gott Helmut! Kohl bezeugt "Schwulenhochzeit'"

Die Presse beglückt uns heute mit der Nachricht, daß Helmut Kohl als Treuzeuge bei einer "Schwulenhochzeit" assistiert habe. Weiterer Trauzeuge - unser Bundesaußenminister Schwesterwelle.

Auch Stinkstiefel Pofalla, noch immer Kanzleramtsminister, war anwesend.

Nun gab es ja schwule Christdemokraten schon zu allen Zeiten. Nur daß sie sich nicht entblödeten, zum Standsamt zu wallen und dort zu "heiraten". Daß etwa er hochverehrte Außenministers Heinrich von Brentano - ein Angehöriger der berühmten Dichtersippe - schwul war, war dem hochverehrten Kanzler Adenauer weiland einfach nur "ejal". Dabei hätte es ja bleiben können.

Nun ist die moderne Christdmokratie da ja schon viel "weiter". Wie weit im übrigen die sprachliche Sensibilität der Journaille bereits verrottet ist, läßt sich daran ablesen, daß die Welt diese juridische Begründung eines staatlich subventionierten Homokonkubinats als "Schwulenhochzeit" bezeichnet. Der Focus schreibelt was von "Homo-Ehe" und bezeichnet Kohl als "Trauzeugen".

Ein flüchtige Presseschau bestätigt, daß auch die übrige Journaille die Begriffe "Homo-Hochzeit", "Homo-Ehe" in ihr Repertoire aufgenommen hat.

Gerade heute veröffentlicht Bischof Algermissen ein Statement zum Thema. Der Kommentar ist am Tag seines Erscheinens schon überholt:
Das geht schon so weit, dass eine pervertierte Sprachregelung unter Journalisten den Begriff „Hetero-Ehe“ geprägt hat, um damit das zu bezeichnen, was vor einigen Jahren fraglos das Normale und Gesunde war. Andererseits schienen sogar führende CDU-Politiker vom Etikettenschwindel der „Homo-Ehe“ befallen zu sein. Ist uns eigentlich nicht mehr bewusst, dass derartige Begriffe in kurzer Zeit Wahrheit verändern und stabile Haltungen zerstören? Über die Folgen werden wir uns noch wundern.
Vielmehr ist der mit Sicherheit prominenteste CDU-Politiker vom Virus befallen. Und die Folgen sind schon eingetreten. Die "Homosexualisierung der Gesellschaft" (Reiche) ist Geschichte.

Mittwoch, 3. Juli 2013

Doomsday 3 Juli 1863:Die Schlacht von Gettysburg im Zeitalter des Massenmordes.

Opfer der Schlacht bei Gettysburg

Um meiner Tochter das Klampfen beizubringen, habe ich gestern mein altes Folk-Song-Buch ausgegraben. Schön einfach, ohne Barré-Griffe, also G, D, C, Em. How many roads von Bod Dylan, die richtige Peace-Schnulze für blutige Anfänger.  Doch als ich die Texte analysiere, wird mir schlecht. Eine Zeile wie "how many times must the cannonballs fly, before they´re forever banned" dreht mir heute den Magen um.

Als der ExProtest-Sänger Dylan das Lied dichtete, flogen die Cannonballs schon längst nicht mehr. Die Artillerie schoß schon seit den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts nicht mehr mit "cannonballs", sondern mit  sprengstoffgefüllten Granaten, die Feldartillerie besaß Hinterlader mit gezogenen Läufen, ihre Vernichtungskraft überwog die der "cannonballs" um das Vielfache. Im American Civil War kamen diese Massenvernichtungswaffen zum Einsatz, zusammen mit neuen Präzisionsgewehren mit Minié-Geschossen, erste Maschinengewehre kamen auf beiden Seiten zum Einsatz.

Das Ergebnis war eine Kriegsführung mit apokalyptischen Dimensionen. Mehr als eine Million Menschenleben kostete dieser Krieg, fast ein Füntel der männlichen (weißen) Bevölkerung der Südstaaten verlor ihr Leben, auch der Norden zahlte einen hohen Blutzoll, der prozentual allerdings weniger ins Gewicht fiel. Die politischen und wirtschaftlichen Folgen waren nichts anderes als vernichtend für den Süden. Das durchschnittliche Einkommen in den Südstaaten fiel nach dem Krieg auf lediglich 40% des Durchschnittseinkommens der Nordstaaten, die Verarmung des Südens - einschließlich der schwarzen Bevölkerung, die ihre "Befreiung" teuer bezahlen mußte - hielt sich bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Hatten wir - mein Repertoire von Dylan-Songs war nahezu lückenlos - eine romantische Idee des Krieges? Jedenfalls hatten wir eine romantische Idee dieses Krieges, des American Civil War. Lincolns Propagandaarbeit, mit der er den American Civil War vor allem den gläubigen Menschen in Europa als Krieg für die Menschenrechte der schwarzen Bevölkerung verkaufte, hatte nachhaltigen Erfolg. Auch wenn er offen zugab, daß das Ziel der Wahrung der Einheit der Unvereinigten Staaten von Amerika weit wichtiger war, die Emanzipation der Schwarzen eher Mittel als Ziel des Krieges.

Martin Luther King - ein weiterer Held unserer Zeit - referierte auf den Mythos Lincoln als "Sklavenbefreier". In seiner berühmten Ansprache vom 28. August 1963 - vor dem Abraham-Lincoln-Memorial - bezog er sich zwei mal direkt auf Lincoln, auf dessen Emancipation Declaration wie - rhetorisch - auf die ebenso berühmte Gettysburg Adress.

Nur daß die Emancipation Declaration, die alle schwarzen Sklaven befreite, die auf dem Territorium der Conföderierten lebten, sich eben nur auf diese Sklaven bezog, nicht aber auf die Sklavenstaaten, die sich der Union angeschlossen hatten - die Declaration war eine Lüge, nur eine politische Waffe mit dem Ziel, die Conföderation wirtschaftlich und politisch zu vernichten. Warum nur sprach King ausgerechnet zum Jahrestag dieser Declaration, warum bezog er sich ausgerechnet auf die Gettysburg address, ein rhetorisches Machwerk, dessen inhaltliche Banalität in einem eigenartigen Kontrast zu ihrem rhetorischer Bombast steht.

Martin Luther King war - trotz aller Referenz zu Lincoln - aufgefallen, daß der Scheck, den Lincoln ausgestellt hatte, keine Deckung aufwies. Die ehemaligen schwarzen Sklaven wurden zu schwarzen Lohnsklaven der niedrigsten Stufe.

Die Nation war formell geeint, wie alle anderen Nationen, die aus dem nationalistischen 19. Jahrhundert hervorgingen. Der Blutacker war bereitet für das noch größere Schlachten.

Inzwischen habe ich die Rede von Liao Yiwu gefunden, nach der ich gesucht habe. Paßt sie nicht wunderbar auf alle anderen "Großen Nationen", die ihre Geburt ebenso Großen Blutbädern zu verdanken haben?

Mittwoch, 26. Juni 2013

Supreme Court adelt das Homokonkubinat zur Homo-Ehe: wie sich die Demokratie selbst abschafft.

Man könnte diese Entscheidung durchaus als antidemokratischen Putsch ansehen: in einer Entscheidung vom heutigen Tag hebt der amerikanische Supreme Court das 1996 unter der Regierung Clinton mit überwältigender Mehrheit verabschiedete Gesetz "zur Verteidigung der Ehe", den Defence of Marriage Act (Doma) auf. Homosexuelle - so das Gericht - haben ein "Recht auf Eheschließung".

Gleichzeitig hebt das Gericht ein Gesetz auf, mit dem die Bürger Kaliforniens im Rahmen eines Volksentscheids ebenfalls mit großer Mehrheit die Ehe als Ehe zwischen einem Mann und einer Frau definierten.

Tatsächlich ist diese Entscheidung völlig demokratisch ergangen. Nämlich mit der Mehrheit der linksliberalen und eines liberalen Richters gegen vier konservative Richter des Supreme Court.

Dieses Schauspiel haben wir vor wenigen Tagen auch in Deutschland erlebte. In einer skandalösen Entscheidung - ich empfehle die Lektüre des Sondervotums - haben auch hier Verfassungsrichter die "bürgerliche" Ehe dem Homokonkubinat gleichgestellt. Überflüssig zu erwähnen, daß die beiden überstimmten Richter von der CDU gestellt wurden. Auch hier entscheidet man in der Regel nach dem Wunsch und Willen eben der Couleur, die einem das Amt verschafft hat. Man muß ja dankbar sein.

MEIN Urteil, daß ich nach Jahrzehnten der beruflichen Befassung mit diesem - dem BverfG - und dem anderen Gericht - dem Supreme Court - fälle, lautet wie folgt:

Das Gericht ist schon als Institution eine Lüge. Soll es doch genau die Institution kontrollieren, aus der es sich rekrutiert. Die Richter des Bundesverfassungsgerichts wie des Supreme Court werden nach einem banalen Parteienproporz in das Gericht gewählt. Jede politische Partei schlägt folgerichtig Richter vor, von denen sie erwarten kann,  daß sie nicht das Recht, sondern die zeitgemäß opportune Meinung ihrer jeweiligen politischen Partei vertreten. So kommt es, daß in unserem Verfassungsgericht - wie im Supreme Court -  mit wenigen hochehrenwerten Ausnahmen vorwiegend Richter mäßigen Verstandes und begrenzter Bildung sitzen. Hampelmänner, die ihre Position nicht ihren hervorragenden wissenschaftlichen Leistungen, sondern ihrem verläßlichen politischen Opportunismus verdanken.

Das war nicht immer so, und muß auch nicht immer so sein, und etwa in der Geschichte des Bundesverfassungsgerichtes finden sich durchaus Entscheidungen, die ihren Ehrenplatz in der Geschichte des Rechts verdienen. Aber die Zahl dieser im positiven Sinn epochemachenden Urteile - zu nennen sei etwa das Trümmerfrauenurteil - ist weit geringer als die Zahl der Urteile, die nur das Prädikat erbärmlich verdienen. Wobei noch hinzukommt, daß die Umsetzung etwa des Trümmerfrauenurteils noch immer auf sich warten läßt, wogegen das Skandalurteil zur Homo-Ehe erstmals sofort und auch noch rückwirkend angewandt werden muß.

Der Kommentar zum heutigen Urteil des Supreme Court lautet : auch hier sitzen politische Opportunisten zu Gericht, die selten anders urteilen, als die politische Strömung es erwartet, der sie sich zuzählen. Es bleibt damit festzuhalten, daß Parteiendemokratie und Rechtsstaat sich nicht gegenseitig bedingen, sondern sich gegenseitig ausschließen. Die Aristokratie des Rechts, die über dem Demos stehen muß, ist dann machtlos, wenn sich die Aristokraten aus eben dem Pöbel rekrutieren, dem sie mores zu lehren hätten.

Sonntag, 23. Juni 2013

Waldschlösschen-Appell: Der Homoismus auf dem Weg zur totalitären Staatsideologie.

Der Denkerklub 1819

Wer da geglaubt hat, daß David Bergers Forderung, "Homophobie" als verbotene Meinung zu ächten, und "homophobe" Kritiker der Homosexualisierung der Gesellschaft aus dem öffentlichen Diskurs auszuschließen, nur die Meinung eines verbitterten und isolierten Radikalen ist, täuscht sich. Mit dem Waldschlösschen-Appel ist Bergers Initiative einen Schritt weiter gekommen zur totalitären Staatsideologie.

Nicht nur die Forderungen sind radikaler geworden, die Unterstützung ist breiter geworden, den Waldschlösschen-Appell unterzeichnen nicht nur Einzelpersonen, sondern unter anderem eine aus Steuergeldern unterstützte Bundesstiftung. Natürlich fehlen nicht die üblichen Verdächtigen, wie der unsägliche Professor Dr. Sigusch, auch Dr.Dr. David Berger, nun stolzer Chefredakteur der führenden deutschen Schwulenzeitschrift, hat unterzeichnet.

Unterschrieben hat aber auch die Deutsche AIDS-Hilfe, die auf ihrer Homepage stolz mit einem Photo der Bundeskanzlerin wirbt, und sich im wesentlichen mit staatlichen Zuschüssen finanziert. Im Vorstand des Vereins findet sich Herr Tino Henn, der sich auf der Homepage der AIDS-Hilfe dezent als Unternehmer im Verlags- und Gesundheitswesen bezeichnet, aber auf dem Waldschlösschen-Appell etwas präziser als Geschäftsführer des auf schwule Kundschaft spezialisierten Porno-Verlags Gmünder GmbH firmiert.

Die Unterzeichnung des Appells durch die ausschließlich aus Steuermitteln finanzierte Bundesstiftung Magnus Hirschfeld wäre ein Skandal, hätte man sich an solche Skandale nicht schon längst gewöhnt. Wirtschaftliche Basis der Stiftung ist das aus Steuergeldern zur Verfügung gestellte Grundkapital von 10 Millionen Euro, im Kuratorium sitzen neben der Vorsitzenden, Frau Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger  (FDP und HU) diverse Bundestagsabgeordnete von CDU/CSU, Liberalen, Linken, Grünen. Daß Volker Beck als Repräsentant der Päderasten-Partei Grüne nicht fehlen darf, ist klar. Hat ja sowieso schon den Appell unterschrieben.

Was schließen wir daraus? Daß demnächst ein Allparteien-Kartell die in dem Waldschlösschen-Appell genannten "homophoben" Äußerungen staatlicherseits unter Kuratel stellen wird, Forderungen, "Homophobie" unter Strafe zu stellen, werden von der Homoisten-Lobby ja schon seit längerem erhoben. Die Chancen scheinen bestens zu stehen.

Magnus Hirschfeld, der Namensgeber der Stiftung war übrigens der Überzeugung, daß Homosexualität genetisch bedingt sei. Aus dem Waldschlösschen-Appell können wir damit nun schließen, daß demnächst diese von keinem seriösen Wissenschaftler vertretene Lehre offizielle Staatsdoktrin werden wird, der zu widersprechen nicht erlaubt ist. Ein bißchen mulmig darf man sich bei dieser Vorstellung schon fühlen, war doch Hirschfeld Eugeniker und Mitglied der "Gesellschaft für Rassenhygiene".

Die Forderungen orientieren sich wirklich an dieser Lehre, den nur mit der Theorie, daß Homosexualität auf einer unabänderlichen genetischen Disposition beruht, läßt sich begründen, daß Homosexualität weder widernatürlich sei, noch auf einer persönlichen Entscheidung beruhen könne, was für ausschließlich homosexuell Orientierte nicht ohne weiteres wahr, für Bisexuelle aber mit Gewißheit eine Lüge ist.

Daß Homosexualität unheilbar ist, läßt sich mit der Lehre des bekennenden Rassisten Hirschfeld gut begründen, mit der klassischen Psychologie gar nicht.

Daß heterosexuelle Jugendliche zur Homosexualität verführt werden könnten, ist dann Unfug, wenn man an eine von Geburt an unabänderliche sexuelle Orientierung glaubt, nicht aber, wenn man mit der klassischen Psychologie der Auffasssung ist, daß die sexuelle Orientierung Ergebnis der Formung einer im Kindes- und Jugendalter noch ungeformten Sexualität ist.

Den verqueren Satz, daß Homosexualität eine "Begünstigung für Missbrauch" sei, kann man vielleicht so verstehen, daß Homosexualität nicht Ursache für Kindesmißbrauch sei. Dagegen spricht die Erfahrung eines Strafverteidigers ebenso wie die Kriminalstatistik, die belegt daß 25 % der Fälle von Kindesmißbrauchs einen homosexuellen Hintergrund haben.

Daß die Gleichmachung von Ehe und Homokonkubinat eine Gefahr für die Gesellschaft und ihren Fortbestand ist, sehen jedenfalls Millionen Franzosen genau so. Aber da könnte man vielleicht etwas präzisieren, es ist nicht die Einführung der Homo-Ehe, sondern vielmehr die ideologische Homosexualisierung der Gesellschaft. Gäbe es keine kopfstarke heterosexuelle Lobby, die seit Jahrzehnten an der Dekonstruktion der Ehe als eine auf Lebenszeit orientierte, auf die Zeugung und Erziehung von Kindern ausgerichtete Institution arbeitet, kein Mensch würde sich Gedanken über die "Diskriminierung" von Homosexuellen machen, die keine "Ehe schließen dürfen."

Nicht die Schwulen sind das Problem, sondern die Heteros, die den schwulen Aktivisten Beifall spenden, während die an dem Ast sägen, auf dem wir sitzen.

Dienstag, 4. Juni 2013

Die "Welt" von heute: Ein bißchen Rassismus darf sein: solange es gegen heterosexuelle katholische Franzosen geht.

Busch: "Pater Filucius" Antikatholischer und antifranzösischer Chauvinismus anno 1870
Schau schau, da kommt er wieder zum Vorschein: der preußisch-protestantische Ethnozentrismus gerichtet gegen Katholiken und Franzosen, in einer Sprache, die wir aus ganz anderen Postillen kennen (für Menschen mit längerer Leitung: dem "Stürmer")
Hier, in der France profonde, regiert bisweilen ein Rückzug ins Private, in die eigenen vier Wände, der so gar nichts vom kulturellen Reichtum der "deutschen Innerlichkeit" hat, der vielmehr ein dumpfes, freudloses Leben anzeigt, das Affekte wie Habgier, Geiz und Missgunst zeitigt – die französische Literatur hat das immer wieder gestaltet. Hässliche, verfettete Menschen in schlecht gelüfteten, geduckten Häusern, die anderen das Ausleben ihrer Wünsche, Sehnsüchte und Begierden nicht gönnen – auch das ist Frankreich, ein Frankreich freilich, das der Durchschnittstourist nicht wahrnimmt und das auch von der allgegenwärtigen Tourismusbranche nach Kräften heruntergespielt wird.
Das muß man zweimal lesen:
Hässliche, verfettete Menschen in schlecht gelüfteten, geduckten Häusern ... die so gar nichts vom kulturellen Reichtum der "deutschen Innerlichkeit" ... haben.
Deutscher Dünkel, wie gehabt. Nur daß man anno 1870 diesen Haß auf den "Erbfeind" verbunden mit der dünkelhaften Überhöhung der eigenen Kultur dann auch noch gleich gegen andere Menschen mit anderen unästhetischen Körpermerkmalen richtete:
Busch, Plisch und Plum


Kurz die Hose, lang der Rock, 
Krumm die Nase und der Stock, 
Augen schwarz und Seele grau, 
Hut nach hinten, Miene schlau – 
 So ist Schmulchen Schievelbeiner. 
(Schöner ist doch unsereiner!)