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Madonna von Fatima, Kirche St. Dominik, Lissabon |
Gerade zurück von der Wallfahrt nach Fatima. Während ich die Zeitungen einer Woche aufräume, lese ich die Schlagzeilen. Kein Wort über Fatima, keine Nachricht, auch nicht unter "Aus aller Welt", daß der Papst am 13. Oktober, dem wichtigsten Tag des Fatima-Jahres, die Weihe an das Unbefleckte Herz der Gottesmutter von Fatima in Rom wiederholt hat. Natürlich auch kein Wort über die diesjährige Fatima-Wallfahrt. Stattdessen Bischofs-Bashing aus allen privatrechtlichen und öffentlich-rechtlichen Rohren.
Die Erde hat mich wieder. Ich sehne mich noch mehr zurück zum Himmel auf Erden. Der Platz vor der Basilika faßt 600.000 Menschen, auch dieses Jahr ist der Platz voll. Wieviel werden es wohl sein? 100.000 ? 200.000? Ich weiß es nicht. Jedenfalls viele. Auf dem Platz versammelt sich das Volk. Nicht die Schönen und Reichen, so sieht es hier nicht aus.
Vor dem Tabernakel in der älteren Kirche am Nordostrand des riesigen Platzes und vor den Gräbern der Kinder drängen sich die Gläubigen, Priester halten den ganzen Tag über Messen, vor dem Erscheinungsort, mitten auf dem Platz beten den ganzen Tag über Gläubige aus allen Ländern den Rosenkranz.
Auch hier - keine wirkliche Parallele zu Limburg - hat man einen modernen "Protz"bau gebaut, Protzbau, wenn man alles was über einen kleinen siebenstelligen Betrag hinausgeht, hier sind es 70 Millionen, schon als "Protz" ansieht. Ein liturgisch disfunktionales Rund, ganz im Sinne der nachkonziliaren Kirche, ohne Tabernakel, ohne eigentliche Reliquien. Das Licht kommt von einem der Industriearchitektur entlehnten Sheddach, das geschickt mit lichtdurchlässigen Segeln kaschiert ist. Natürlich umrunden die Sitzgelegenheiten - Kniebänke gibt es nur im vorderen Bereich - den Volxaltar. Papst Johannes Paul II hat zwar einen Stein aus dem Petrusgrab gestiftet, doch der ist, nimmt man es genau, eine Reliquie dritter Klasse.
Für die Hauptwallfahrtszeit ist dieser Bau bei weitem zu klein, als Ort der Anbetung des allerheiligsten Himmelsbrotes und als Ort Verehrung der Seligen erst gar nicht vorgesehen. Die Akkustik ist beeindruckend, die Lichtführung vorbildlich, aber mehr als ein wohl konstruierter Vorlesungssaal mit sakraler Dekoration ist dies nicht.
Keine Parallele zu Limburg, denn das architektonische Ensemble am Limburger Dom ist städtebaulich und architektonisch vorbildlich, und es ist, als Verwaltungszentrum, Ort der Versammlung und Sitz des Bischofs durchaus alles andere als disfunktional.
Aber eine andere Parallele zu Limburg läßt sich hier finden.
Wer die Geschichte des Wallfahrtsortes kennt, und die Botschaft, um die es hier geht, weiß, daß die Marienerscheinungen vom 13. Mai 1917 bis zum 13. Oktober eine dezidiert politische Botschaft hatten. Die Botschaft richtete sich gegen den militanten Atheismus, der in diesem Jahren auch Portugal selbst beherrschte, aber bald, beginnend mit der russischen Revolution, noch viel blutigere Folgen für die Kirche zeitigen würde.
Nach der Revolution vom 1910, die zum Sturz des portugiesischen Königs führte, setzten die *piep*liberalen Republikaner eine antiklerikale Politik um, die in ihrer Brutalität selbst im vorwiegend antiklerikalen Europa dieser Jahre neue
Maßstäbe setzte. Nicht nur wurde die Kirche erneut flächendeckend enteignet, wurden Orden aufgelöst, enteignet, und aus dem Land getrieben. Kirchliche Schule wurden verstaatlicht, in den nunmehr verstaatlichten Schulen wurde der Religionsunterricht abgeschafft. Priesterseminare wurden zwangsweise geschlossen, selbst das Glockengeläut wurde untersagt, Priester und Ordensleute wurde das Tragen der Soutane oder des Habits in der Öffentlichkeit verboten. Öffentliche Prozessionen wurden unterbunden, jede öffentliche Kundgabe des Glaubens stand unter Strafandrohung. Die Republik war der festen Überzeugung, daß der katholische Glaube, der Portugal so lange geprägt hatte, innerhalb von zwei Generationen aussterben werde. Und man wollte, weil er so gar nicht freiwillig ausstarb, kräftig nachhelfen.
Auch die drei Hirtenkinder, denen die Muttergottes von Fatima erschienen waren, wurden Opfer dieser brutalen Repression. Unmittelbar vor der von der Muttergottes angekündigten Erscheinung am 13. August 1917 wurden die drei Kinder, Lucia (10 Jahre), Francisco (9 Jahre) und Jacinta (7 Jahre) durch den Ortspräfekten verhaftet. Sie wurde ins Gefängnis geworfen, und mit der Drohung, man werde sie in siedendem Öl zu Tode braten, wenn sie ihre "Lügen" nicht widerriefen und die geheime Botschaft offenbarten, unter Druck gesetzt. Die Kinder widerriefen weder, noch verrieten sie das Geheimnis, das die Gottesmutter ihnen anvertraut hatte. Nach Tagen wurden die Kinder freigelassen. Am 13. Oktober wurden 70.000 Menschen Zeugen der Erscheinung und Zeugen des "
Sonnenwunders".
Wer nun die Pressekampagne gegen TvE dieser Tage sich zumutet, wird Parallelen erkennen müssen. Wieder einmal den Gipfel in der Kategorie hate-session dürfte Anne Will erreicht haben. Die
Sendung ist ein echter Augenöffner. Da geht es längst nicht mehr um aus dem Ruder gelaufenen Baukosten eines eigentlich eher bescheidenen Bauvorhabens.
Schon die Zusammensetzung des Tribunals ist Spitze: Anne Will selbst, als Teil des wohl prominentesten Lesbenpärchens der Republik gewissermaßen eine geborene Feindin der Kirche, die militante, ehemals *piep*liberale nunmehr sozialdemokratische Atheistin Ingrid Matthäus-Maier, der KvD (Katholikenfresser vom Dienst) des Spiegel, Wensierski, der linkskatholische Haßprediger, Erst-Unterzeichner des Memorandum 2011 und langjährige Berater des *piep*liberalen Bischofs Kamphaus, und Münsteraner Professor (sic!) Schüller, schließlich der Prototyp des liberalkatholischen Weicheis, der hammurgische Weihbischof Jaschke.
Ein Schauprozess. Was ist das? Ein Prozeß der keinen Verteidiger kennt (wäre Jaschke einer, ich würde sofort beantragen, diesen notorischen Mandantenverräter aus der Kammer zu werfen und in den Knast zu stecken). Keine unabhängigen Richter - parteiischer als die Homolobbyistin Will in Sache Kirche kann man eigentlich kaum sein. Nur Ankläger: Will, Matthäus-Maier, Wensierski, Schüller.
"Es geht inzwischen längst nicht mehr um den Limburger Bischof, inzwischen wird auch längst gefragt, ist diese Kirche zu reich, und warum genau finanzieren ausnahmslos alle Steuerzahler die Kirche mit, wenn die doch zumindest bei Bauvorhaben weder Mühen noch vor allem Kosten scheut."
So die einleitenden Worte der "Moderatorin". Könnte von einer beliebigen Atheistenwebsite abgeschrieben sein und ist so verdreht wie verlogen. Es geht wieder einmal um die Dotationen, Entschädigungen für die flächendeckende Enteignung jeglichen kirchlichen Besitzes 1803 - die in der Summe nur eine äußerst schäbige Entschädigung für das Riesenvermögen waren, daß die weltlichen Fürsten jener Zeit der Kirche raubten. Das Problem ließe sich einfach lösen, durch die Kapitalisierung der Dotationen - aber seit fast einem Jahrhundert - die Kapitalisierung der Dotationen ist bereits Auftrag der Weimarer Verfassung - zahlt der Staat lieber die bescheidenen Zinsen auf das Kapital, als sich noch höher zu verschulden, um das Problem, das ich wirklich für eines halte, aus der Welt zu schaffen. Warum wohl?
Die Sendung ist kaum zu ertragen. Aber die Äußerungen lassen doch tief blicken. Kurz zusammengefaßt, und für die, die sich diesen Schauprozeß nicht zumuten wollen:
Schüller beklagt sich darüber, daß TvE einen Priester gemaßregelt hat, der ein homosexuelles Paar "getraut" hat und dies - so Schüller - sei für ihn der Anlaß für die Aufgabe seines "Berater"amtes gewesen. Konsequent, man lese das
Memorandum Libertinage.de. Der aus dem Off eingeschaltete Riebel - Mitglied des veranwortlichen Kontrollgremiums behauptet, der Bischof sei krank. Jaschke findet natürlich die Hetzjagd der Journaille irgendwie so ganz toll schön kritisch. (Und erntet natürlich Beifall - katholisches Anbiedermeier at its best), Matthäus-Maier bringt die Diskussion auf die sogenannten Dotationen - gar nicht zu unrecht.
Wer wissen will, worum es geht, sehe sich das Propagandafilmchen ab der Minute 45 an. Da geht es um das "riesige Vermögen" der Kirche. In der Folge geht es dann zur Sache. Das kirchliche Arbeitsrecht wird ins Visier genommen, die christlichen Kindergärten, die christlichen Krankenhäuser, die christlichen Schulen. Das Recht der Kirche, von ihren Angestellten in ihren Einrichtungen zu verlangen, daß sie nicht nur der Kirche angehören, sondern sich auch an die Normen der Kirche halten. Und was die Dotationen angeht - die Juristin Matthäus-Maier ist allen Ernstes der Auffassung, daß man die Dotationen entgegen des ausdrücklichen Auftrages der Verfassung, die von Ablösung spricht, "kassieren" könne. Und unter Bruch des Konkordats, also eines völkerrechtlich verbindlichen Vertrages, weil der ja "von Hitler" mit dem päpstlichen Stuhl geschlossen wurde. Wensierski stimmt zu.
Die Kirche steht vor Gericht. Und was Napoleon vor mehr als zweihundert Jahren nicht zu Ende gebracht hat, soll nun gnadenlos exekutiert werden: die vollständige Enteignung der Kirche und die flächendeckende Säkularisierung all ihrer Einrichtungen. Wenn man den Beifall der jungen Menschen, die dieser jakobinischen hate-session beigewohnt haben ins Kalkül zieht, könnte man schon ein bißchen Angst bekommen.
Und was Matthäus-Maier angeht: sie steht geisteshistorisch für den Unmenschen, der vor 96 Jahren nicht davor zurückschreckte, drei kleinen Kindern, die von ihrem Glauben nicht abließen, mit dem Tod durch Verbrennung zu drohen.