Dienstag, 11. Dezember 2012

Jochen Klepper + 11.12.1942


Nach dem ambrosianischem Hymnus in der Übersetzung Luthers "Nun komm der Heiden Heiland" ist Jochen Kleppers "Die Nacht ist vorgedrungen" mein liebstes Advents- und Weihnachtslied. Eines der wenigen Lieder, die wirklich ohne Abstriche, ohne Zu- und Wegdichtungen sowohl in allen katholischen wie auch in allen evangelischen Gesangbüchern abgedruckt ist.

Vielleicht ist es die Person Jochen Kleppers, die diese seltene und selten echte Ökumene möglich gemacht hat? Sohn eines evangelischen Pfarrers, sollte Klepper eigentlich den Beruf seines Vaters ergreifen, aber ein Studium der Theologie brach Klepper ab und begann als Journalist zu schreiben. 1931 heiratet Klepper eine um 13 Jahre ältere Witwe, die zwei Kinder in die Ehe brachte. Johanna war Jüdin, der Antisemitismus wurde drohender, war aber noch keine politische Macht.

Mit der Machtergreifung verlor auch Klepper zunächst seine Arbeit, konnte aber doch seine Aufnahme in die Reichsschrifttumskammer erreichen und durfte weiter arbeiten. 1934 begann er mit den Arbeiten an seinem einflußreichsten und erfolgreichsten Buch "Der Vater". Der Roman handelt über den klassischen Vaterkonflikt des preußischen Staates, den Konflikt zwischen dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm dem I. und seinem Sohn Friedrich "dem Großen". Nicht Friedrich der II. sondern der vielgescholtene Friedrich Wilhelm der I. ist bei ihm der gute König, der sich als erster Diener des Staates versteht, selbst ein bescheidenes, vor allem ein gottesfürchtiges Leben führt, und seinem Sohn ein wohlverwaltetes Erbe hinterläßt, der die beste Armee Europas niemals einsetzt, sondern bis zu seinem Tod jeden kriegerischen Konflikt meidet. Das Buch wird 1937 ein Riesenerfolg, im Dritten Reich, das das preußische Erbe für seine Zwecke mißbraucht, Pflichtlektüre für die Offiziere der Armee. Vielen dieser Offiziere werden gewußt haben, daß der "Vater" nicht das Vorbild des neuen Machthabers dieser Zeit ist, der sich Führer nennt.

Klepper selbst aber knüpft schon 1935 Kontakte zur Opposition gegen Hitler. 1935 beginnt er für die "Weißen Blätter" zu schreiben. Die Zeitschrift ist einer der Kristallisationspunkte, um die sich der conservative Widerstand gegen Hitler kristallisiert.

Der Roman macht Klepper zur populären Figur, aber diese Popularität schützt ihn nicht. 1937 wird er aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen und erhält damit Berufsverbot. Der Druck auf seine Familie nimmt zu, der Versuch ins Ausland zu flüchten, scheitert. Seine älteste Stieftochter kann noch vor Ausbruch des Krieges ausreisen, aber ein zu spät gestelltes Gesuch, auch seiner Frau und seiner jüngsten Stieftochter die Ausreise zu ermöglichen, wird abgelehnt. Als deutlich wird, daß es keinen Ausweg mehr gibt, begeht Jochen Klepper am 11. Dezember 1942 mit seiner Familie Selbstmord.

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