Donnerstag, 31. Januar 2013

Über Busenspalten und das feministisch-puritanische Verhängnis

Königin Luise, Dekolletée

Mann geht mir das auf die Nerven! Wenn ich die Tageszeitung aufschlage: Sexismusdebatte. In jedem Blättgen, auf jeder Homepage, vorzugsweise auf der der Pornopostille Stern "feministische Heulerei".

Die Szene, die Laura Himmelreich beschreibt, erinnert mich an eine Szene auf dem Schulhof. Ihr"Wie findet man es, wenn man im fortgeschrittenen Alter zum Hoffnungsträger aufsteigt?" war recht gesehen ihr Einstieg in eine Bataille. Brüderle hätte nun so reagieren können, daß er ihr sein Glas rheinischen Weißwein in ihr, wie man hört, ansehnliches Dekolletée kippte. Ist es etwa fein, einen Menschen auf sein Alter anzusprechen? Bei einer Dame wäre kein Mensch von Anstand auf diese Idee gekommen.

Brüderle reagierte mit einer Bemerkung, die sich nicht nach Kompliment anhört, sondern nach Gegenattacke. Und mit einem stieren Blick auf den Busen der Dame. Und mit weiteren Gesten und Worten, die eher offenbaren, daß es ziemlich schwer ist, übermüdet und angetrunken noch die Contenance und die Regeln des Anstands zu wahren. Ein gefundenes Fressen für die Dämlichkeiten, für die Frauen stets nur Opfer und Männer immer nur Täter sind. Gleich werden die Jammer-Homepages eröffnet, auf denen - bemerkenswerterweise - ausschließlich weibliche Opfer über sexistische Anmache klagen.

Feministische Heulerei eben. Ist niemals in diesem Äon auch nur ein einziger Mann von einer einzigen Frau angebaggert worden? Muß doch wohl so sein, denn wäre es anders, würde die Menschheit wohl ihre Existenz vermissen müssen, denn es ist doch eine allbekannte aber auch allverschwiegene Tatsache, daß nicht Männer, sondern meist Frauen die Initiative ergreifen. Weibliche Arbeitskleidung war dabei immer schon wesentliche Voraussetzung für erfolgreiche Agitprop-Arbeit am Mann.

Manchmal geht die Anbaggerei eben schief. Um verdeckte Signale richtig zu verstehen, brauch es eben emotionale Intelligenz. Soll bei Männern ja nicht so hoch entwickelt sein. Das Problem ist nun allerdings so alt wie die Menschheit, und die Lösungsversuche zum Teil Hohe Religion.

Wie hier:
Sage den Gläubigen, daß sie zügeln ihren Blick
Und hüten ihre Sinnlichkeit,
Das ist untadliger für euch.
Denn Gott ist kundig Eure Thuns.
Sag auch den gläubigen Frauen, daß sie zügeln ihre Blicke
Und hüten ihre Sinnlichkeit,
Nicht zeigen ihre Reize,
Als das was sichtbar ist davon,
Auch daß sie schlagen ihre Schleier
Um ihre Busenspalten. (Muhammad, Koran 24. Sure, Das Licht, Vers 30/31, in der Übersetzung von Friedrich Rückert)
Die puritanische Lösung. Daß dies keine gute Idee war, zeigt die Geschichte der puritanischen Bewegungen, nicht nur der islamischen, sondern auch der  der protestanischen "innerweltlichen Askese". Richtete sich des Augustinermönchs Luthers Revolte doch vor allem gegen die sinnenfrohe Renaissance. Was zur Folge hat, daß in erzprotestantischen Gegenden Männer und Frauen noch immer irgendwie mönchisch gekleidet sind. Und daß Frauen die Freiheiten, die sie in der katholischen Welt genossen, vollständig verloren.

Wo ordnen wir den Feminismus ein? In die Tradition des Puritanismus, sogar in ihre verschärfte Variante, denn der Feminismus gebietet nicht nur den Hosenanzug, sondern - wohlverstanden -eigentlich jeglichen Verkehr mit dem anderen Geschlecht. Das Sozialideal des Feminismus ist genau genommen die lesbische Nonne, die als Quotenfrau über das niedere Gewürm der an Maschinen, Zeichencomputern und Mülltonnen werkelnden Männlichkeit herrscht.

Muslimische Sekten, kommunistische Taboriten, protestantische Calvinisten, radikale Feministen und Maoisten zeichneten sich modemäßig gesehen dadurch aus, daß sie Männer und Frauen am liebsten in grauen Säcken verbergen (der Islam macht allerdings hinter verschlossenen Türen eine radikale Alternative auf). Das Brüderle/Himmelreich-Problem kann man auch so lösen, nur daß wirklich kein Mensch mit auch nur Restverstand in einer islamistischen, kommunistischen, calvinistischen, feministischen oder maoistischen Gesellschaft leben möchte.

Die Alternative ist conservativ und kompliziert. Frau ist Kleidung erlaubt, die ihre Vorzüge nicht verbirgt, sondern betont. Mann benimmt sich, (Methode Schiller, errötend folgt er ihren Spuren). Frei sind nur Gesellschaften, in denen freie Bürger Waffen tragen dürfen. Dazu gehören eben auch die Waffen einer Frau.

Die berühmte Szene zwischen Luise von Preußen und Kaiser Napoleon am 6. Juli 1807 wäre in unserer hach so emanzipierten Gesellschaft völlig undenkbar. Luise war von den einflußreichen Minister von Stein und von Hardenberg dazu bewogen worden, höchstpersönlich mit Napoleon über das Schicksal des militärisch besiegten Preußen zu verhandeln. Keine ganz gewöhnliche Entscheidung, aber in den Zeiten, in denen Frauen angeblich unter dem Patriarchat ächzten, war ihre Rolle nicht selten stärker als die der modernen Quotenfrau.

Luise erschien zu diesem Gespräch keineswegs hochgeschlossen, sondern in einem Kleid der damaligen Mode. Talleyrand berichtete danach erschüttert von "dem tiefsten und vollsten Dekolletée, das eine Deutsche je zeigte". Ein durchaus beeindruckendes Argument, wie man weiß, doch in den Verhandlungen setzte Luise nicht auf weibliche Waffen sondern auf überzeugende Argumente. Das Gespräch ist dokumentiert, Luise erscheint als kluge und geschickte Verhandlerin, nicht als Mäuschen, das sich auf seine körperlichen Vorzüge verläßt. Den Frauenhasser Napoleon hat sie letztlich nicht beeindrucken können, aber die Demütigung ihrer verehrten Königin haben die Preußen übel aufgenommen.

Frauen sind heute entweder schön oder mächtig. Kanzlerinnen und Außenministerinnen, Fraktionsführerinnen erscheinen mindestens in Jacket, meistens im Hosenanzug. Androgyn, nicht sexy, männlich, nicht weiblich. Die wirklich und nicht nur scheinbar mächtigen Frauen der Vergangenheit von Königin Elisabeth von England über Madame Pompadour, Katharina der Großen, Maria Theresia von Österreich, Luise von Preußen wären nie im Traum auf die Idee gekommen, Verhandlungspartnern in Männerkleidung entgegenzutreten. Aber diese Frauen hatten wirklich, was die Hosenanzugträgerinnen, Angela Merkel, Hillary Clinton und Nancy Pelosi nur scheinbar haben: Macht.

Offenkundig geht mit der "Emanzipation" der Frau ihre Verzwergung einher. Logisch, denn der Feminismus gehört der Kultur des Egalitarismus an. Der "Weltgeist zu Pferde" war im übrigen ein ausgeprägter Frauenhasser, und Frauenhasser sind seine modernen Nachfolger_Innen, gleich ob männlich oder weiblich. Alice Schwarzer steht in der Tradition des Sanscullotismus, nicht in der Tradition der Großen Frauen.

3 Kommentare:

  1. Ganz große Klasse mal wieder, dieser Beitrag! Und mit das Beste, was ich bislang zur "Sexismus"-Affäre und zum Thema Feminismus gelesen habe!
    Danke auch für den Verweis auf Erika Steinbach!

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  2. MADRE MIA!

    "Frei sind nur Gesellschaften, in denen freie Bürger Waffen tragen dürfen. Dazu gehören eben auch die Waffen einer Frau." MUHAHAHA.

    Hervorragend und vielen Dank! Sie haben einen neuen Fan. Gott sei es gedankt.

    Templarii - recognoscere.wordpress.com

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