Dance card 11. Jan 1887 |
Wenn ich ganz spontan und mit geschlossenen Augen die Worte "Stern" und Sexismus" assoziiere, fällt mir etwas ganz anderes ein, als der Herr Brüderle und seine altväterlich-undiskreten Sprüche gegenüber einer Journalistin, die noch nicht einmal halb so alt war, wie der Herr Fraktionsvorsitzende.
Spontan denke ich an die Bildchen, die der Herr Nannen, der Gründer des "Stern" gestaltet hat, als er noch für die Propagandaabteilung der Waffen-SS antisemitische Pornobildchen produzierte. (Zarte Seelen sollten NICHT auf diesen link klicken)
Spontan denke ich an die morbide "Wir haben abgetrieben" - Aktion, mit der die Porno-Postille keineswegs die Frauenbefreiung vorantrieb, wie Alice Schwarzer, das Dummerchen, glaubte, sondern - die Redakteure des Stern hatten ihren Wilhelm Reich gelesen - die sexuelle Revolution.
Spontan denke ich an die aussichtslose Klage ebender Alice Schwarzer gegen den Stern der 70iger Jahre, der sich als pornographischste Illustrierte der Nation profilierte und die Zeitungskioske mit Arsch- und Tittenbildchen flutete.
Und was hat Brüderle so schreckliches gesagt, daß die junge Journalistin ein ganzes Jahr benötigte, um diesen furchtbaren Schock zu verdauen? "Sie können ein Dirndl ausfüllen" (womöglich stierer Blick auf das, was Muhammad in Sure 24,31 erwähnt). "Ich möchte, daß Sie meine Tanzkarte annehmen."
Tanzkarte? Süß. Ich dachte das wäre nur was für Damen. Was sollen wir darüber denken? Auch Du Rainer? Und nicht nur Der Vorzende?
Aber ansonsten Jungs und Mädels vom Stern: da sind wir von Euch ganz anderes gewohnt, echten, harten Stoff.
Immerhin hat die Affäre ja einiges zum interkulturellen Dialog beigetragen, selbst die Hürriyet beschäftigt sich in einem wahrscheinlich höchst investigativen Artikel mit dem eigenartigen Kleidungsstück bayerischer Ladys. (Und solcher, die so scheinen wollen)
Und hier muß ich unbedingt noch eine tiefgründigste Analyse des ganzen Vorgangs aus vermutlich thomistischer Sicht empfehlen. (Naja, über Theologie und so weiß ich nicht wirklich viel)
Und außerdem noch sehr lesenswert eine umfassende Darstellung des Diskurses betreffend des ungentlemanliken Herrn B. (der ja nun wirklich eine Schande für seine Gattung ist) auf den Seiten des blogonischen Imperiums.
Wir haben ein Thema.
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