Freitag, 9. November 2012

US Presidential election: One Nation, divisible.

Präsidentschaftswahlen USA 1860

Als ich nach den amerikanischen Wahlen die Karte mit den Wahlergebnissen des Jahres 2012 sah, war mir sofort klar, daß ich diese Karte, wenn auch mit anderen Farben schon einmal gesehen hatte. Süden und Mittlerer Westen konservativ, Nordost und West progressiv. East-Coast- Californian Liberals  gegen den Rest des Landes. 1860 - noch ohne den Mittleren Westen - war das bei der Wahl kurz vor dem amerikanischen Sezessionskrieg nicht anders. Die Karten sind nahezu deckungsgleich.

One Nation, indivisible? Lächerlich. Mit der Wahl Abraham Lincolns - eines Republikaners - begann die Trennung des Landes. Der industriell hochentwickelte Norden unterwarf im blutigsten Krieg der amerikanischen Geschichte den agrarisch-konservativen Süden.

Die Frontlinien des Krieges lassen sich noch heute an jedem Wahlergebnis nachvollziehen. Die eine Nation war niemals eins, sie hat in mehr als 150 Jahren nie ihre Spaltung wirklich überwinden können. Sowenig wie die Unterwerfung des italienischen Südens dem Süden Freiheit und Prosperität brachte, vielmehr aus dem wirtschaftlich bis dahin durchaus ebenbürtigen Süden das Armenhaus Europas machte, sowenig schuf die Unterwerfung des nordamerikanischen Südens die eine und gleichberechtige Nation.

Die amerikanischen Wahlen haben weitere Spaltung und Verwerfungen zum Vorschein gebracht, Weiße gegen Schwarze und Farbige, Süden gegen Norden. Bible Belt gegen Ostküstenliberale und Westküstenbobos. "Reich" gegen "Arm". Ungebildet gegen gebildet, agnostisch gegen religiös, Mann gegen Frau. Das breiter werdende Prekariat klammert sich an die Sozialstaatsversprechungen Obamas, die hochgebildete Obere Mittelklasse pflegt mit Obama ihre "ecumenical niceness", der vorwiegend weiße Mittelstand unterstützt den Republikaner.

Wer noch glaubt, daß Religion in den United States eine entscheidende Rolle spielt, wird durch die Statistiken belehrt, daß in den als hochreligiös geltenden Staaten deutlich mehr als 50 % der Bevölkerung zur Kategorie der allenfalls noch gelegentlich oder überhaupt nicht religiös aktiven Personen zählt. Immerhin 17% der Wähler darf als agnostisch oder nur noch formell religiös eingestuft werden. von den religiös Hochaktiven (Gottesdienstbesuch mehrmals in der Woche) konnte Obama nur 36% für sich mobilisieren,  Aber diese Gruppe umfasst nur noch 14% der Wähler. Bei den 17% faktischen oder echten Agnostikern wählten dagegen 62% Obama. Bei praktizierenden Protestanten oder Katholiken hat der Unterstützer der LGBT-Szene und entschiedene Anhänger des mörderisch radikalen amerikanischen Abtreibungsrecht wenig zu erhoffen.

Die relative Mehrheit bei katholischen Wählern insgesamt erklärt sich vielmehr aus der starken Unterstützung bei nur noch nominellen Katholiken.


3 Kommentare:

  1. Eine kleine Korrektur zu dem lesenswerten Beitrag:

    Abraham Lincoln war Republikaner, nicht Demokrat.

    Viele Grüße
    Morgenländer

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  2. Sehr guter Kommentar ! Unsere Herren Bischöfe, soweit die DBK sie offiziell repräsentiert, schlagen sich mit dem Artikel: "Was bleibt vom Messias?" auf die Seite Obamas und fallen ihren amerikanischen Brüdern im Amte bei ihrem Kampf gegen eben das mörderische Abtreibungesetz (vom professoralen Verfasser "Belly-Issue genannt") in den Rücken.

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  3. @morgenländer: Stimmt natürlich. Die Verwirrung hat ihre Ursache darin, daß heute die Republikaner den konservativen, die Demokraten den progressiven Part übernehmen. Aber an den räumlichen Verhältnissen - Süden konservativ-liberal (die Plantagenbesitzer waren Anhänger des Freihandels) Norden protektionistisch-staatsinterventionistisch hat sich dadurch nichts geändert.

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