Mittwoch, 28. Februar 2018

Klonovsky, Moosdorf, Stresemann-Stiftung: Islamkritik von Dumpfbacken für Dumpfbacken

Klonovsky, der Vielschreiber und ehemalige Angestellte der beiden AfD-Hallodris Petry und Pretzell, wird ja in der rechtslibertären Szene gerne als Vorzeigeintellektueller herumgezeigt. Ich gebe zu, daß mich seine flotte Schreibe hin und wieder amüsiert.

Von seiner akademisch-intellektuellen Satisfaktionsfähigkeit halte ich weit weniger, Der folgende Text, den er zusammen mit dem bekennenden Cellisten Moosdorf auf den Seiten der Stresemannstiftung veröffentlich hat, hat mir vielmehr die Schuhe ausgezogen. Islamkritik, wie sie ganz bestimmt nicht sein sollte. Da guckst du:
Da es sich bei den Einwanderern überwiegend um junge muslimische Männer handelt, der Strom der sogenannten Flüchtlinge nicht abreißt, außerdem die Rede von Familiennachzug ist und Muslime ohnehin ein viel produktiveres  Fortpflanzungsverhalten als Europäer zeigen, steht seitdem die Frage im Raum: Gehört vielleicht umgekehrt Deutschland eines Tages zum Islam?
Schaun wir mal. Es handelte sich bei den Einwanderer überwiegend um junge Männer - diese These ist richtig. 2015 waren etwa ⅔ der Asylantragsteller Männer und sie waren eher jung. Aber waren sie alle muslimisch? Wenn man davon ausgeht, daß jeder Flüchtling, der aus Syrien, Afghanistan und Irak stammt, muslimisch ist, stimmt die These.

Nur haben wir da ein klitzekleines Problem. Auch das BAMF - kaum klüger als Meister Superschlau Klonovsky - zählt als Muslim jeden, der von muslimischen Eltern abstammt, die wiederum als muslimisch angesehen werden, wenn sie aus einem muslimischen Land stammen.

Würde man Christen nach der selben Methode zählen, dann gehörten in Deutschland rund 95% der Bevölkerung dem christlichen Glauben an. Tatsächlich sind es nur 55%, nämlich die, die einer christlichen Denomination angehören und Kirchensteuern zahlen. Zählte man die in Deutschland lebenden Muslime nach der selben Methode, wären gerade einmal ein paar tausend der angeblich 4,4 Millionen "Muslime" "echte" Muslime. Zählt man die Mitglieder der Moscheevereine - eine realistischere Vorgehensweise - lebten hier rund 800.000 Muslime. Dies ist ein Bevölkerungsanteil von präzise 0,96%. Wie gesagt, wenn man nicht einfach alles als Muslim zählt, was von einer muslimischen Mutter oder Großmutter stammt. Aber so zählen die "Wissenschaftler" unseres Landes. Mit einer löblichen Ausnahme.

Muslime also zeigen ein "ohnehin viel produktiveres Fortpflanzungsverhalten als Europäer"?

Schauen wir mal. Ich ziehe diesmal eine Informationsquelle zur Rate, an deren Objektivität hoffentlich keiner zweifelt - die CIA. Die maßgebliche Zahl ist dabei die "fertility rate", Sie liegt im Iran bei 1,97 Kinder pro Frau, in der Türkei bei 2,01, in Frankreich bei 2,07, in Tunesien bei 2,23, im bevölkerungsreichsten muslimisch geprägten Land der Welt, Indonesien, bei 2,11. Zählen wir mal Frankreich als europäisches Land.

Die vor Jahren eingewanderte "muslimische" Bevölkerung hat sich nach Einreise in Deutschland in der Regel bereits in der nächsten Generation dem generativen Verhalten der ansässigen Bevölkerung angepaßt. Die hier lebende türkische Bevölkerung hat zum Beispiel nahezu genauso wenig Kinder wie die deutschstämmige. Eine Fruchtbarkeitsrate von 2,1 wird von Bevölkerungswissenschaftler als Voraussetzung für den Bestandserhalt angesehen.

Weiter im Text.
Weltweit existiert kein islamischer Staat, der zugleich demokratisch ist und seinen Bürgern Rechtssicherheit, Meinungs- und Religionsfreiheit sowie den Geschlechtern gleiche Rechte zugesteht
Wirklich gar kein einziger? Nach der Arabellion, die ja von Tunesien ausging, gab sich die tunesische Republik eine neue Verfassung. Sie ist seitdem aus den Berichten von Amnesty international et. al. verschwunden. Kein Beobachter bestreitet, daß in Indonesien heute ein Mehrparteiensystem existiert, daß freie Wahlen stattfinden, daß Meinung- und Pressefreiheit gewährleistet sind, die Polygamie, genauer die Polygynie, ist in Tunesien seit 1956 abgeschafft - wie übrigens in der Türkei seit den 20iger Jahren. Der Gesetzgeber unternimmt ernsthafte Anstrengungen, die noch bestehenden rechtlichen Benachteiligungen von Frauen abzuschaffen. Als erstes muslimisches Land hat Tunesien das Verbot der Heirat einer Muslima mit einem Nicht-Muslim abgeschafft.

30% der tunesischen Abgeordneten sind weiblichen Geschlechts. Mit Wirkung ab dem 1.Januar 2018 wurde die Möglichkeit einer "Wiedergutmachungseheschließung" nach einer Vergewaltigung abgeschafft, die Vergewaltigung in der Ehe ist nunmehr strafbar, eine neues Gesetz schützt Frauen umfassend vor Gewalt. An den Universitäten werden Frauen mit Niqab oder Burka nicht unterrichtet, die Islamisten des Landes sind nachhaltig marginalisert. Noch einmal also:
Weltweit existiert kein islamischer Staat, der zugleich demokratisch ist und seinen Bürgern Rechtssicherheit, Meinungs- und Religionsfreiheit sowie den Geschlechtern gleiche Rechte zugesteht
Ist das so? Und weiter im Text.
Nach der bislang umfangreichsten globalen Demografie-Studie des renommierten Pew-Instituts in Washington wird es 2070 erstmals in der Geschichte mehr Muslime als Christen geben.
Die Demografie ist eine nur leidlich präzise Wissenschaft. Das PEW-Institut geht bei seiner Studie u.a. davon aus, daß muslimische Migranten in Großbritannien eine Geburtenrate von 2,9 aufweisen, also mehr Kinder haben werden, als die durchschnittliche Geschlechtsgenossin aus den Herkunftsregionen. Die meisten muslimischen Immigranten in Great Britain stammen aus Pakistan. Dort liegt die Geburtsrate inzwischen bei 2,62, nachdem sie vor allem seit 2000 steil abgestürzt ist.

Usw. usf. Der Rest wirkt so, als hätten die beiden Autoren im wesentlichen Dr. Google bei ihrem lichtvollen Aufsatz zu Rate gezogen. Es gibt so gut wie keinen Absatz, bei dem es mir nicht die Schuhe auszieht. Ich habe mich als "Asylrechtler" seit bald 40 Jahren mit dem Islam und seinen Risiken und Nebenwirkungen zu beschäftigen. Die Probleme kenne ich sehr, sehr, sehr gut. Um so weniger goutiere ich den paranoiden Bockmist, den teutsche Islamkritiker verzapfen.

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